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Leseempfehlung „Schreib und das Leben ist leicht – entspannt und organisiert mit Stift und Tastatur“von Vera Anders

28. Juni 2021 von Eva Engelken Kommentar verfassen

Website zum Buch „Schreib und das Leben ist leicht“ https://schreib-leicht.de/

Es gibt Ratgeberbücher, die vergisst man, kaum, dass man sie aus der Hand gelegt hat, und es gibt Bücher, die schmeicheln sich in die Hand ein und verändern den Alltag. Vera Anders‘ Schreib-und Ideenhandbuch „Schreib und das Leben ist leicht“, gehört zur zweiten, der wirksamen Sorte. Schon die Buchstaben „Schreib“ auf dem Cover sind erhaben und verleiten dazu, sie mit dem Finger nachzufahren.

  • Kaufen Sie das Buch! Es lohnt sich! https://schreib-leicht.de/

Schlägt man das 263 Seiten starke „Handbuch der Ideen und Methoden“ auf, strahlen einem Klarheit und Aufgeräumtheit entgegen. Das entspricht seinem Anliegen, Nutzern und Nutzerinnen zu helfen, schreibend ihr Leben, ihre Jobs und sonstigen Herausforderungen besser zu meistern.

Während ich diese Rezension verfasse, tickt neben mir eine kitschige, eiförmige Eieruhr aus Bambus. Sie ist eingestellt auf 15 Minuten – das ist laut Vera Anders die Zeitspanne, die sich jeder Mensch am Stück konzentrieren kann und sollte, um wirklich was geschafft zu kriegen. Das heißt, während das Bambusei eifrig vor sich hintickt, sind Ablenkungen tabu. Ob ich dank dieses Tipps aus „Schreib und as Leben ist leicht“ nun in der Summe effektiver geworden bin, habe ich nicht erfasst. Aber dass leise rappelnde Eierührchen erinnert mich ein bisschen an mein Metronom auf dem Klavier – es rhythmisiert das Schreiben, und während die Eieruhrzeit läuft, schreibe ich eben. Und fünfzehn Minuten sind eine überschaubare und vor allem gut erträgliche Zeitspanne. Ist diese vorbei, kann ich was anders machen oder die 15 Minuten von neuem laufen lassen.

Mehrwert für Schreibprofis der rechtsberatenden Zunft

Können auch Personen, deren Handwerkszeug das Schreiben ist, aus diesem Buch etwas mitnehmen? Ja. Wer beruflich schreiben muss, aber das Schreiben als „Muss“ empfindet, erhält hier jede Menge Tipps, sich das Schreiben als etwas in jeder Hinsicht Bereicherndes zu erschließen – von der Ideenfindung bis zur Konfliktlösung, zum Entspannen, zum Laune verbessern und zu Vielem mehr.

„Schreib und das Leben ist leicht“ steckt voller probater Ideen und Methoden. Man merkt dem sorgsam konzipierten und komponierten Handbuch an, dass seine Autorin hier die Essenz aus jahrzehntelangem Schreib- und Lebenscoaching kondensiert hat – und das Ganze mit eigener Lust am Schreiben und Ausprobieren gewürzt hat.

Das Handbuch unterteilt sich in drei große Teile –

  1. erstens dem Start ins Schreiben und gewissermaßen der Basics für gutes Schreiben.
  2. Zweitens dem jobmäßigen Schreiben und
  3. drittens dem Schreiben für eigene Zwecke – von der Selbstorganisation über die Konfliktbearbeitung bis hin zum Reise- oder Traumtagebuch.

Putz dir die Zähne und das Schreiben wird leicht

Den Auftakt machen Empfehlungen zur Schreib-Location. Es liest sich angenehm weg, wie man sich selbst in Schreiblaune bringen kann – auch, wenn man eigentlich lieber was anderes machen möchte. Natürlich ist es absolut logisch, es sich hübsch zu machen, wenn man schon schreiben muss. Und sinnvoll ist es auch, vor dem Schreiben Dinge zu tun, die den Kopf klar machen.

  • Einen Tipp setze ich um, seit ich ihn bei Vera Anders gelesen habe: Ich putze mir die Zähne. Ob meine Texte mehr Biss haben, wenn auch die Sprechwerkzeuge poliert werden, mögen andere beurteilen.

Nach den Präliminarien folgen die Suche nach dem eigenen Stil („Passt der Text eher zu einer pragmatischen Sachbearbeiterin mit Vorliebe für Beige oder zu Ihnen und Ihrer schillernden Persönlichkeit?“). Und jede Menge schnell umsetzbare Tipps für anschaulicheres und verständlicheres Schreiben.

Feng Shui in Buchform

Ein Tipp, den man auch als geübte Schreiberin immer mal wieder anwenden sollte, lautet: „Mit einem Ziel schreiben“, sprich, vor dem Schreiben fragen „was will ich?“ und „wie nutzt das meiner Zielgruppe?“. Vera Anders empfiehlt außerdem sprachliches Feng-Shui.

„Wir brauchen dazu nicht mal eines dieser komplizierten Clearing-Rituale. Beherztes Kürzen reicht.“

Wer wissen will, wie sich Feng Shui in Buchform anfühlt, kaufe das Buch. Es setzt in Sachen Klarheit, Anschaulichkeit und Prägnanz im wesentlichen seine eigenen Tipps um.

Vor allem kommen all die Tipps so amüsant formuliert daher, dass man Lust bekommt, die eigenen Texte ein bisschen nachzuschleifen.

  • Ein Tipp, den ich vorher noch nicht kannte, lautet zum Beispiel, sich die eigenen Texte mit der Word-Vorlesefunktion vorlesen zu lassen. Haben Sie noch nie ausprobiert? Dann los!

So weckst du die Kreativität in dir oder überwindest Schreibblockaden

Wenn einem nicht ganz klar ist, was man zu schreiben hat, oder wenn einen die Schreibblockade hemmt, helfen die zahlreichen Kreativmethoden. Wer etwa erfahren möchte, wie man den Ideengenerator mit einer MindMap zünden oder logische oder ulkige Zusammenhänge erkennen kann, lernt das hier. Wort-Cluster, Reizwörter oder Zettelkästen sind weitere der Methoden, mit denen Anders auch selbsternannten „Kreativversagern“ auf die Sprünge hilft.

Workout mit Word-outs

Das Handbuch lässt sich auch gut zum Selbsttraining verwenden. Die sogenannten Word-outs sind Workouts fürs Besserschreiben und bestehen aus Schreib-, Denk- und Abhakaufgaben für Tage, Wochen oder Monate.

Lieben Sie Ihre to-do-Liste oder ignorieren Sie sie

Mit großem Interesse habe ich den Orgateil gelesen, denn wie viele Selbstständige leide auch ich unter nie kürzer werdenden To-do-Listen. Neben Tipps für zahlreiche Listenvarianten und listige Listen gibt Vera Anders den Rat, es im Zweifelsfall mit Jonathan Swift zu halten. Der schrieb seine Vorsätze zwar auf, notierte aber als Zusatz: „Mir schwant: ich werde nicht eine befolgen.“

Strukturieren und Organisieren?  You can and you will

Was die Textstruktur angeht, haben Anwältinnen und Anwälte dem gemeinen Volk insofern was voraus, als sie durch den Urteils- und Gutachtenstil eine Grundstruktur im Kopf haben.

Das hindert viele von ihnen bekanntermaßen nicht daran, überladene und unstrukturierte Bleiwüsten zu fabrizieren. „Schreib und das Leben ist leicht“ enthält für solche Fälle einen Strukturtest, mit dem man Satz für Satz oder Absatz für Absatz nachstrukturieren kann. Auch das für unerfahrene Schreibende leidige Thema der Übergänge wird behandelt. Für mich persönlich neu und hilfreich war die 15-Minuten-Eieruhrmethode, die ich wie eingangs beschrieben in mein Selbstorganisier-Repertoire aufgenommen habe.

Andere Methoden, die ausführlich beschrieben werden, sind Mood-Boards, Kanbans, Scetchnotes und andere. Auch hier folgt jedem Kapitel ein „Word-Out“ mit Trainingsaufgaben.

Schreiben denkt es sich leichter

Vera Anders wäre nicht Vollblut-Coachin, wenn sie nicht auch das Selbstmanagement in ihrem Schreib-Coaching-Ideen-Handbuch behandeln würde. Wie nimmt man sich Zeit? Wie schafft man Raum? Wie bleibt man am Ball? Den Antworten nähert sich das Buch mit Schreibaufgaben. Zum Beispiel kann man schreibend Ausreden identifzieren.

Übersetzt man zum Beispiel den Satz „Ich habe keine Zeit“ ehrlich, könnte er Vera Anders zufolge lauten: „Das ist leider nicht meine Priorität, und ich hoffe, dass Du mir und ich mir selbst abkaufe, dass ich dafür keine Minute aufwenden kann.“

Anders: „Kurz: Ob aufgeschrieben und bewusst oder unbewusst – Sie entscheiden, wem Sie Ihre Stunden oder Minuten widmen. Wenn Sie etwas wollen, finden Sie einen Weg und die Zeit dafür; wenn Sie etwas nicht wollen, einen Grund, es nicht zu tun.“

Vera Anders, Autorin von „Schreib und das Leben wird leicht“

Die Formel für die wahre Motivation

Etwas Originelles liefert das Schreib-und-Ideen-Handbuch im Orgakapitel: eine Formel, um die Motivation zu berechnen und hernach zu verbessern. Wenn Sie wissen wollen, welches Ihrer diversen Projekte die Chance hat, tatsächlich verwirklicht zu werden, kann das helfen. Haben Sie überhaupt Bock, Ihr Schreiben zu verbessern und all die Ziele zu erreichen? Wenn das Ziel grundsätzlich erreichbar ist, aber noch Hindernisse vorhanden ist, wissen Sie, welche Faktoren Sie verändern müssen, um möglichst nahe an die „wahre, höchstmögliche Motivation“ heran zu kommen.

Schreiben für andere – und besser verkaufen

Der Buchteil, der das Schreiben für andere betrifft, enthält Profitipps und Übungen, um Anschreiben, Werbe- und Pressetexte, Webtexte und Berichte pointierter und prägnanter zu formulieren. Wie konzentriert man sich auf das Wesentliche bei Berichten und Zusammenfassungen?

Sagenhaft unterschätzt wird seit jeher das Protokoll. Wenn Sie in Gremien Einfluss nehmen wollen, sollten Sie das Protokoll übernehmen. Hier erhalten Sie die besten Tricks, wie Sie das souverän hinbekommen.

Schreibratgeber enthält auch belletristische Tipps

Gar nicht so wenige Menschen, die mit Recht zu tun haben, bekommen im Laufe ihres Lebens irgendwann Lust, selbst jenseits der Fachliteratur literarisch zu schreiben. Umgekehrt etliche große Schriftstellerinnen und Schriftsteller irgendwann mal Jura studiert oder praktiziert. Die Tipps, die Vera Anders kompakt zusammenfasst, lassen sich auch für weitere Texte nutzen, bei denen es aufs Storytelling ankommt. Zum Beispiel, wenn Sie Anekdoten erzählen, um Geschäftspartner zu unterhalten, wenn Sie für die Presse schreiben, wenn Sie Schriftsätze so fomulieren, dass man Ihrem Anliegen Gehör schenkt. Und so weiter.

Schreibe für dich selbst und werde glücklich

Das Kapitel zum belletristischen Schreiben leitet über zum dritten und letzten Teil des Buches – dem Schreiben für sich selbst. Hier merkt man dem Buch an, wie sehr die Autorin das Schreiben liebt und selbst Schreiben offensichtlich in allen Varianten einsetzt, um mit sich selbst, ihren Mitmenschen und dem Leben im Allgemeinen besser zu Rande zu kommen.

Hier finden sich Schreibtipps gegen hängende Mundwinkel (hätte mal Angela Merkel das Buch gelesen!). Oder schreiberische Fastentipps für die Zeit nach Aschermittwoch, mit denen man auch vollgestopfte Regale entmüllen kann. Es gibt auch Formuliertipps für einen “Vertrag mit sich selbst“. Ob der auch bei hartnäckiger Süßigkeitensucht Abhilfe schafft, habe ich noch nicht ausprobiert.

Glückstagebücher und Talentscouting

Schreibend, zeichnend, Klebestreifen aufklebend – die Schreibübungen, mit denen man diversen Erkenntnissen auf die Schliche kommt, sind inspirierend und witzig. Am Ende steht immer ein Zuwachs an Selbsterkenntnis. Selbst für das Anfertigen eines Traumtagebuchs gibt es altbekannte, aber auch neue und originelle Tipps. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass es hilft, einen Zettel, Stift oder tatsächlich ein kleines Büchlein unmittelbar neben dem Bett liegen zu haben. Schon Ideen sind hochgradig flüchtig, aber Träume verfliegen, ehe man begriffen hat, dass sie da waren. Gewöhnt man sich hingegen an, noch im Halbschlaf zu Stift und Büchlein zu greifen, gelingt es, manche Traumereignisse festzuhalten. Dann kann man sie tagsüber zur Inspiration oder auch zum Durchdenken von Problemen nutzen. Noch nicht gelungen ist es mir, mich bis zum luziden Träumen hochzuarbeiten. Das sind Träume, in denen man, obwohl schlafend, den Traum oder wie Anders sagt, „das Drehbuch“ ändert.

Ziele finden, verfolgen und glücklich sein – das Schreiben hilft dabei

Letztlich sind es die Ziele, die uns zu etwas hinziehen. Nach der Lektüre von Vera Anders‘ Buch hat man eine ganze Palette mehr Ideen im Gepäck, um Ziele zu identifizieren und sie mithilfe des Schreibens besser zu erreichen. Und selbst wenn man mit dem Buch keinerlei konkrete Ziele verfolgt, sondern einfach nur die ein oder andere Übung ausprobiert, hat man zumindest eins: Viel Spaß.

Fazit: Unbedingt lesen und inspirieren lassen. Hilft beruflichen Vielschreibern ebenso wie Personen, die noch dabei sind, sich schreiberisch zu entwickeln oder erst einmal ausprobieren wollen, was sie schreibend alles erreichen können. 

Schreib und das Leben ist leicht: Entspannt und organisiert mit Stift und Tastatur, Handbuch der Ideen und Methoden Taschenbuch – 5. Januar 2020 von Vera Anders, Taschenbuch 15,88 €, ISBN 978-3000636653

  • So kommen Sie schneller zum Buch beim großen A:  https://www.amazon.de/Schreib-das-Leben-ist-leicht/dp/300063665X
  • Hier die Bestellung und weitere Tipps über die Buchwebsite: https://schreib-leicht.de/

Kategorie: Aktuelles Stichworte: Coaching, Organisation, Schreibblockade, Schreibcoaching, schreiben, Schreibtraining

Wie funktioniert Schreibcoaching online?

3. Dezember 2020 von Eva Engelken 1 Kommentar

Das Schlechte am Lockdown ist, man sitzt viel auf seinem Hintern: im Homeoffice, in Zoomkonferenzen, am eigenen Schreibtisch. Das Gute ist: man kommt endlich dazu, die elektronischen Möglichkeiten zu nutzen, mit denen man sich sehen und miteinander arbeiten kann, obwohl man sich nicht im realen Leben nicht sehen darf. Für ein Online-Schreibcoaching ist das ideal. Wir sitzen uns vis à vis gegenüber – über Zoom, Jitsi, Go-go-to-meeting oder Teams. Wenn wir gemeinsam auf einen Text zugreifen, nutzen wir zum Beispiel GoogleDocs.

Wie läuft das praktisch ab? Führen Sie meine Hand?

Keine Sorge, Sie bleiben Herr oder Herrin Ihrer Tastatur. Wir besprechen vorab, welche Themen oder Schreibschwierigkeiten Ihnen unter den Nägeln brennen. Dann schicken Sie mir erste Texte zu. Ich werfe einen Blick darauf und mache Ihnen Vorschläge, mit welchen Themen wir beginnen. Im Schreibcoaching selbst arbeiten wir über ein Googledoc gemeinsam an Ihrem Text.

Wie geht so ein Online-Schreibcoaching vor sich?

Angenommen, Sie müssen oder dürfen ein Policy Paper verfassen, das Ihre Unterstützer überzeugt und Ihren politischen Gegnerinnen Respekt einflößt, müssen Sie erst einmal die gedankliche Vorarbeit machen.

  • Ihr Anliegen beziehungsweise Ihr Ziel auf den Punkt bringen   
  • Ihre Zielgruppen identifizieren – wen wollen Sie überzeugen?
  • Eine Storyline finden, die Ihre Zielgruppen überzeugt
  • Eine Textstruktur entwerfen, die all das enthält

Hierbei begleite ich Sie, indem ich Ihnen die richtigen Fragen stelle und Vorschläge mache, was ich mir dazu vorstellen könnte. Dann machen Sie bis zur nächsten Sitzung einen Entwurf und wir besprechen ihn. Sie können mir Ihre Texte auch zwischendrin zuschicken.

Ich bleibe immer stecken und weiß nicht, wie ich zu einem eleganten Ende komme

Damit sind Sie nicht allein. Wenn Sie mit einem Textwrack zu mir kommen, gehe ich gemeinsam mit Ihnen zurück auf Anfang. Wir treten gedanklich einen Schritt zurück und überlegen, wo Sie mit Ihrem Text hinwollten. Bestimmt gibt es ein Ziel, das Sie erreichen wollten. Das finden wir wieder und strukturieren dann noch mal nach. Sobald Sie das gemacht haben, kommen Sie auch ins Ziel, versprochen.

Wieviel Schreibcoaching brauche ich, bis ich Ergebnisse sehe?

Für den Anfang empfehle ich fünf Sessions zu je 1-2 Stunden im Abstand von je ein oder zwei Wochen. Erkenntnisse, die Sie sofort anwenden können, nehmen Sie ab der ersten Stunde mit.

Gibt es Material, das ich durcharbeiten kann oder Hausaufgaben?

Sie können vorab oder während des Coachings mein Buch „Klartext für Anwälte“ lesen. Darin finden Sie viele Anregungen für besseres, attraktiveres und verständlicheres Schreiben. Etwas trockener, aber dafür didaktischer aufgebaut ist das Buch von Michael Schmuck „Deutsch für Juristen“.

Ansonsten erhalten Sie punktuell Arbeitsblätter und Checklisten zur jeweiligen Frage.

Hausaufgaben erhalten Sie, wenn Sie mögen und wenn es passt.

Lektorieren oder verbessern Sie meine Texte auch?

Ich lektoriere einzelne Passagen oder schreibe in der Kommentarfunktion Anmerkungen an den Rand, damit Sie selbst weitermachen können. Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen Ihre Texte komplette schreibe, beauftragen Sie mich einfach als Texterin.

Typische  „Themen“ im Schreibcoaching

Grundlagen der Verständlichkeit

Juristentypische Verständnisblocker wie Schachtelsätze und doppelte Verneinungen machen es Nichtjurist:innen schwer Rechtstexte zu lesen. Im Schreibcoaching optimieren Sie Ihre Fähigkeit, schlanke und elegante Sätze zu bilden sowie Verständnisblocker zu eliminieren. Zum Beispiel die …

… Passivkonstruktionen – Anwalts Liebling

Passivkonstruktionen sind im Juristenjargon üblich, behindern aber den Lesefluss. Im Schreibcoaching üben Sie, sie nur dann einzusetzen, wenn es notwendig ist und nicht, weil Jurist:innen das so machen.

Texte kürzen

Kurze und prägnante Texte oder Fragen-und-Antworten-Kataloge behält man leichter im Kopf als seitenlange Ausführungen. Im Schreibcoaching lernen Sie, Ihre Texte einzudampfen: durch Textaufbau, Satzbau, Wortwahl und das Weglassen redundanter Informationen.

Eye Catcher und attraktive Headlines

Die Headline entscheidet darüber, ob man in den Text einsteigt oder weiterklickt. Erfahren Sie, mit welchen Werkzeugen und Signalwörtern Sie Ihre Leser*innen zum Weiterlesen animieren.

Übergänge schaffen, Texte anmoderieren

Zwischen Textanfang und Schlusssatz oder Abschiedsfloskel liegen jede Menge Textblöcke. Mit eleganten Überleitungen sorgen Sie dafür, dass Ihre Leserin nirgends hängenbleibt oder vorzeitig aussteigt.

Das Big picture entwerfen – mit Storytelling überzeugende Botschaften generieren

Sie wollen nicht nur verstanden werden, sondern überzeugen. Mit Storytelling-Methoden helfe ich Ihnen, herauszuarbeiten, warum man Ihnen Gehör schenken sollte und wie Ihnen das hilft, bis in die Teasertexte hinein überzeugender zu werden.

Den richtigen Ton treffen

Der Ton macht die Musik und die richtigen Begriffe und Buzzwords oder ein bestimmter Stil sorgen dafür, dass Ihre Gedanken bei der Adressatin besser ankommen.

Mein Thema ist in Ihrer Liste nicht dabei, was tun?

Die Liste ist nicht abschließend. Wir bearbeiten und kombinieren die Themen, die Sie gerade brauchen. Egal, ob Sie eine Rede schreiben müssen, einen Brief an die Erbtante, ein Protokoll, eine Bewerbung, ein Gutachten, einen Blogartikel, eine Hausarbeit, einen Schriftsatz, ein Buch oder oder oder.

Was kostet das?

Sie bezahlen mich nach Stundenaufwand. Rechnen Sie pro Session mit ein bis anderthalb Stunden.

Kann man das Online Schreibcoaching mit mehreren Personen machen?

Ein Online-Schreibcoaching sollten maximal drei Personen gleichzeitig machen. Das liegt daran, dass Online-Konferenzen kein Durcheinanderreden, sondern nur Nacheinanderreden erlauben. Einem Schreibcoaching zuhören können natürlich noch weitere Personen, wenn Sie das wünschen.

Wenn Sie mit mehr als drei Personen Schreibcoaching machen wollen, sollten Sie einen Online-Schreibkurs buchen. Das ist dann etwas weniger individuell, funktioniert aber auch.

Nehmen Sie Kontakt auf: willkommen@klartext-anwalt.de

Kategorie: Aktuelles Stichworte: Online Schreibcoaching, Schreibcoaching, Schreibtraining, Zoom

7 Gründe, warum Kreative jetzt eine großzügige Grundsicherung brauchen

23. März 2020 von Eva Engelken 2 Kommentare

Die Corona-Krise mit ihren Reise-, Kontakt- und Veranstaltungsverboten zwingt viele Kreative finanziell in die Knie, weshalb sie Geld von der Gemeinschaft brauchen. Hier ein Appell mit 7 Gründen, warum die finanzielle Hilfe für Kreative und Künstler*innen großzügig, unbürokratisch und am besten in Form einer Grundsicherung geleistet werden sollte.

Liebe Ministerinnen und Minister, liebe Mitarbeitende in Behörden!

Ich bitte Sie, helfen Sie großzügig und unbürokratisch, am besten mit einer Grundsicherung, damit Künstlerinnen und Künstler die nächsten Monate gut über die Runden kommen! Alle, die kreativ tätig sind, sollten ihre kostbare Zeit damit verbringen, weiterhin Kunst zu erschaffen, anstatt dem Geld hinterherrennen zu müssen. Hier sind sieben Gründe, warum.

 1.       Abgesagte Events oder entgangene Honorare lassen sich schlecht nachweisen

Fordern Sie keine Nachweise über abgesagte Events oder entgangene Honorare. Erste Formulare, die ich gesehen haben, erforden die Angabe von Aufträgen, Auftragsbestätigungen mit Honorarsumme, Datum und offiziellen Absagen wegen Corona.

Solche Formulare helfen jetzt nicht weiter. Ein Freund von mir ist DJ für Tango-Argentino-Events. Viele seiner Buchungen laufen mündlich, per Handschlag oder Whatsapp. Oft ist gar nicht klar, wie viel Geld er überhaupt bekommt. Entsprechend kann er überhaupt nicht schriftlich belegen, welche Honorarsumme ihm entgangen ist, wenn das Event nicht stattfindet. Noch schwieriger wird es, einen hypothetischen Honorausfalle nachzuweisen, wenn ein Event wegen Corona gar nicht erst angeberaumt wird.

So wie ihm geht es ungezählten Menschen, die selbstständig und freiberuflich in künstlerischen oder kreativen Berufen arbeiten.

2. Haben Sie Vertrauen! Künstler*innen sind keine Buchhalter*innen

Bezahlen Sie Künstler*innen und allen antragstellenden Selbstständigen und Kleinunternehmer*innen aus kreativen Berufen auch ohne Nachweise Geld! Seien Sie absolut großzügig, was Nachweise oder Zahlen angeht!

Bedenken Sie, dass die Menschen, die Sie unterstützen, keine Buchhalter und Buchhalterinnen sind, denn sonst würden sie ja nicht Musik machen, zeichnen, schreiben oder singen, sondern ihr Geld damit verdienen, Belege abzuheften oder Rechnungen so fertig zu machen, das sie überprüft werden können.

Und nein, auch in Zeiten des Internets mutieren solche Mensche nicht zu perfekten BuchhalterInnen. Und auch das Vorhandensein elektronischer Buchhaltungssoftware führt nicht dazu, dass sie plötzlich zu Beleg-Junkies werden.

3. Kunst erfordert viel Vorbereitungszeit, ehe sie Geld bringt

Ein weiterer Grund, warum ich Sie darum bitte, in dieser Zeit großzügig finanziell zu unterstützen, ist der, dass alles Kreative und Künstlerische lange Zeit überhaupt kein Geld einbringt. Deshalb bin ich auch dafür, Kreativen und Kunstschaffenden noch mehr als anderen eine finanzielle Grundsicherung zu geben. Das wäre übrigens auch für die Zeit nach der aktuellen Corona-Krise zu überlegen.

Damit Kunst entsteht, die irgendwann einmal zu bezahlten Rechnungen, Geldeingängen und Honorareinnahmen führt, ist sehr viel Vorarbeit nötig. Damit ein Lebenswerk entsteht, das auf Auktionen viele Millionen erzielt und Museen, Kuratoren und Sammlern viel Geld einbringt, braucht es Jahre von unermüdlichem Schaffen. Und manchmal bringen die Werke erst nach dem Tod der Künstler Geld. Mozart, Stieg Larsson, Clara Schumann und andere sind Beispiele dafür.

Sie können dafür sorgen, dass die noch lebenden Künstler*innen von etwas leben können, noch bevor durch ihre Schaffen Geld fließt.

4. Jeder Picasso steht auf den Schultern von Millionen armer No Names

Von Picasso ist bekannt, dass er in Restaurants mit Schecks bezahlte beziehungsweise kurz vor dem Verlassen des Restaurants eine Skizze auf eine Serviette warf, um die Rechnung zu bezahlen. Als weltberühmter Künstler konnte er darauf vertrauen, dass der Verkauf einer seiner Skizzen dem Restaurantbesitzer genug Geld einbringen würde, um das Essen, seine Angestellten und die Miete zu bezahlen.

Das heißt aber nicht, dass die Kunst oder die Vorübungen anderer Künstler und Künstlerinnen nichts wert wären. Oft ist es doch purer Zufall, dass ein Werk, ein Buch, ein Remix irgendwann erfolgreich wird und Geld bringt. Genauso oft entsteht der geldbringende Einfall oder das finanziell erfolgreiche Kunstwerk überhaupt erst, weil der oder die Künstlerin sich hat inspirieren lassen. Von lustigen Memes im Internet, von Songs, die ihren Komponist*innen keinen lausigen Cent eingebracht haben.

Kunst ist etwas, zu der ganz viele kleine, mittelgroße und große Ameisen etwas beitragen, auch wenn sie von ihrem Tun niemals leben können, gar nicht einmal ein bisschen Geld erhalten. Jedes Geld bringende Werk steht auf den Schultern von abertausend Werken und Skizzen, die niemals monetarisiert wurden.

Wenn Sie dafür sorgen, dass dieses Tun auch in Zeiten von Corona getan werden kann, schaffen Sie große Werte.

5. Haben Sie Vertrauen, dass die Künstler*innen die Grundsicherung nicht missbrauchen werden

Sehen Sie davon ab, später Nachweise zu fordern. Kalkulieren Sie ein paar Ausfälle ein und berücksichtigen Sie, dass sich die Relation von Aufwand zu Wert bei Kunst verdammt schlecht messen lässt.

Kalkulieren Sie auch menschliche Ausfälle ein. Wenn Sie eine Art von Grundrente oder ein Grundeinkommen für Künstler*innen einrichten, wird es sicherlich den einen oder anderen geben, der sich mit dem Geld einen faulen Lenz machen wird.

Vielleicht entsteht aber gerade während dieses faulen Lenzes die Idee für den Millionenbestseller, der tausende von LeserInnen finden und einen ganzen Verlag finanzieren wird.

Vertrauen Sie im übrigen darauf, dass die meisten Menschen das Geld sinnvoll nutzen werden, um Kunst zu schaffen. Künstler oder Künstlerinnen arbeiten, weil etwas in ihnen schlummert, das heraus möchte. Und wenn Sie das finanzieren, kann es sich entwicklen.

Dass dieses Etwas heraus will, sehen Sie daran, dass sich so viele Menschen anstrengen, Kunst zu erzeugen, obwohl ihnen niemand garantieren kann, dass gerade sie den großen Bestseller herausbringen werden oder ihre Ausstellungen dereinst Millionen ins Museum locken werden.

6. Kunst ist überlebensnotwendig – auch für Buchhalter*innen

Noch ein Grund, warum Kunst jetzt so besonders gefördert werden sollte: Kunst ist in der Krise überlebensnotwendig. In all seinen Erscheinungsformen und Fertigungsstufen.

Auch die schon erwähnten Buchhalter*innen sind darauf angewiesen. Sie müssen Netflix konsumieren oder Songs über Spotify hören, damit sie über ihren Buchungsbelegen nicht durchdrehen. Und wenn sie Pause machen, müssen sie im Internet über all die lustigen kleinen Sprüche lachen können, die sich irgendwelche Kreativen ausgedacht haben, um mal abzuschalten. Das gilt für Buchhalter*innen genauso wie für alle anderen Mitglieder unserer Gesellschaft.

Von daher ist es nur Recht und billig, wenn die Gesellschaft dafür bezahlt, dass Menschen, die Kunst erschaffen, finanziell nicht vor die Hunde gehen. Ich würde sogar sagen, Menschen, die Kunst in all ihren Erscheinungsformen schaffen, haben das Recht, für ihr Schaffen von der Gemeinschaft getragen zu werden. In der Coronakrise und darüber hinaus.

7. Es geht um keine riesigen Summen. Oder doch, aber das ist es wert

Überlegen Sie mal kurz, wieviel Geld dem Staat jährlich durch Steuervermeidung verloren geht? Tausende von Euro? Oher eher Millionen oder Milliarden? Bei den betrügerischen Cum-Ex-Deals waren es in Deutschland rund 12 Milliarden Euro, um die die Staatskasse betrogen wurde. Angesichts solcher Summen sind hundert Millionen Euro Nothilfe für Kunstschaffende doch fast Peanuts, oder? Oder denken Sie an die Bankenkrise, die dem Zusammenbruch der Lehman-Bank 2008 folgte. Hier wurden Banken mit Milliarden Euro an Steuergeldern gerettet, weil sie systemrelevant waren.

Kunst ist mindestens so systemrelevant wie Banken. Ohne Kunst würden Menschen die Amok laufen. Jeder und jede konsumiert Kunst. Das sollte uns allen doch das Geld wert sein, oder?

Kategorie: Aktuelles Stichworte: Corona, Grundsicherung, Kreativtität

Anwaltspersonalie, Kanzleikandidat der Reserve und Schattenbank BlackRock

10. Februar 2020 von Eva Engelken 1 Kommentar

Jens Berger, Spiegelbestsellerautor und Redakteur der Nachdenkseiten schreibt in seinem Sachbuch „ Wer schützt die Welt vor den Finanzkonzernen?“ über die Möglichkeit, dass Friedrich Merz Kanzler werden könnte:

„Der absolute Hauptgewinn ist den Konzernen jedoch bislang verwehrt geblieben – ihren eigenen Lobbyisten in das höchste Amt eines Landes zu bringen. Doch dies könnte sich dank Friedrich Merz schon bald ändern.

Merz ist Senior Counsel bei Mayer, Brown, Rose & Maw, einer Kanzlei, die unter anderem Wall-Street-Firmen vertritt und laut Berger zu True Sale International zähle, einer Lobbyorganisation, die sich für die Deregulierung der Finanzmärkte und die Zulassung von strukturierten Finanzprodukten einsetze. Strukturierte Finanzprodukte waren mit für die Krise von IKB, Hypo Real Estate und diversen Landesbanken verantwortlich. Die wiederum zog schließlich auch die Zerschlagung der WestLB nach sich. Die Zerschlagung kostete den Steuerzahler laut Berger 18 Milliarden Euro. Friedrich Merz beriet bei der Transaktion mit.

Merz ist Vorsitzender des Verwaltungsrats von HSBC Trinkaus & Burkhardt, eine Bank, gegen die 2016 wegen der Cum-Ex-Straftaten ermittelt wurde. Zu dieser Zeit war Merz laut Berger Aufsichtsrat von HSBC. Übrigens haben die Cum-Ex-Steuerpraktiken den deutschen Fiskus insgesamt um rd. 50 Mrd. Euro geschädigt.

Welche politische Einstellung hat Merz? Berger fasst sich kurz: Merz sei ein Anhänger von Privatisierung, Deregulierung und Kürzungen im Bereich der Sozialpolitik. Das heißt nichts anderes als: er wird die gesetzliche Rente noch weiter aushöhlen und es denjenigen, bei denen am Ende des Geldes noch viel Monat übrig ist, überlassen, vom nicht vorhandenen Rest ihre private Altersvorsorge zu bezahlen. Nebenbei verschafft er den Nutznießern der privaten Altersvorsorge enorme Gewinne.

Durch verstärkte Privatisierungen wird er zulassen, dass die staatliche Daseinsvorsorge in Form guter Kindergärten, Schulen, stabiler Brücken, Straßen, Krankenhäuser und öffentlichem Nahverkehr zu Renditeobjekten privater Investoren wird, die bei geringstmöglichen Investitionen maximale Rendite daraus saugen. Die Folgen für den sozialen Frieden der Gesellschaft sind fatal.

Als Begründung für seine Einschätzung zieht Berger heran, dass Merz Gründungsmitglied der „neoliberalen Denkfabrik Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ sei und dass er auch sonst aus seinen marktliberalen Überzeugungen keinen Hehl mache. „Es gibt wohl keinen Politiker in Deutschland, der Merz in Sachen Neoliberalismus das Wasser reichen könnte.“

Merz‘wohl wichtigste Funktion ist, dass er Vorsitzender des Aufsichtsrates von BlackRock ist. BlackRock ist einer von vier gigantischen Schattenbanken, die es dank intensiver Lobbyarbeit bisher geschafft haben, nicht unter die Bankenaufsicht zu fallen. Dabei verwaltet der Ries die unvorstellbare Summe von 6,85  Billionen US-Dollar. Das Geld kommt von Pensionsfonds, die die private Altersvorsorge verwalten, aus Staatsfonds von ölexportierenden Ländern und von den Superreichen dieser Welt.

Nach Ansicht von Berger ist Merz dort wohl eher Cheflobbyist als Aufsichtsrat. Laut einer von Berger zitierten BlackRock-PM soll Merz „eine weitere gefasste Beraterrolle einnehmen, in der er die Beziehungen mit wesentlichen Kunden, Regulierern und Regulierungsbehörden in Deutschland für BlackRock fördern wird“.

Last but not least hat sich die bedenklich rechtslastige CDU-Gruppierung „Werteunion“ Merz als Kanzlerkandidaten gewünscht. Nun kann man sich nicht immer aussuchen, wer einen feiert, allerdings passt es ins Bild, dass eine Gruppierung, die einen mit AfD-Stimmen gewählten Ministerpräsidenten Kemmerich in Ordnung findet, sich einen neoliberalen Hardliner als Kanzlerkandidaten wünscht. Das bringt nämlich eine gute Arbeitsteilung zugunsten der Superreichen mit sich. Man pflegt die Nähe zur AfD, die es schafft, den Frust vieler Deutscher zu kanalisieren, indem sie mittellose Flüchtlinge als Verursacher einer in grotesken Farben beschworenen Bedrohung Deutschlands erscheinen lässt, also Arme gegeneinander aufhetzt. Auf der anderen Seiten hat man einen Kanzlerkandidaten, der sich als Retter der Wirtschaft präsentiert, aber in Wahrheit ausschließlich die Interessen der Superreichen vertritt.

Prost Mahlzeit, Deutschland!

Lesetipp: Jens Berger: „Wer schützt die Welt vo den Finanzkonzernen? Die heimlichen Herrscher und ihre Gehilfen“ Westend Verlag 2019, 22,70 Euro

Kategorie: Aktuelles

Buchtipp: Wo bitte geht’s denn hier zur Scheidung?

20. Dezember 2019 von Eva Engelken 1 Kommentar

Humorvoller Scheidungsratgeber von Rechtsanwältin Katalin Grüner, https://gruenertonline.de/rechtsanwaeltin-katalin-gruenert/

Kurz vor Weihnachten hat man die Wahl zwischen sorgfältig machen und aufschieben ins neue Jahr oder einfach machen. Bei Katalin Grünerts Ratgeber „Wo bitte geht’s denn hier zur Scheidung?“ musst ich mich einfach für die quick&dirty-Variante entschieden, sonst hätte ich meinen Buchtipps nicht mehr rechtszeitig veröffentlichen können, sodass alle, die sich mit dem Gedanken an eine Scheidung tragen, die ach so besinnlichen Feiertage mit all ihrem Geschluchze zur Lektüre nutzen können.

Mit Grünerts Ratgeber können sich alle potenziell Scheidungs- und Trennungswilligen Gedanken machen, ob sie diesen Schritt wirklich gehen wollen oder ob Holger oder Silke oder wer auch immer ja eigentlich doch gar nicht so übel war und dass sie es „ganz eigentlich ja so auch nicht gewollt haben.“

Lieber erst nachdenken, dann Scheidungsanwalt beauftragen

Bei dieser Gedankenfindung hilft das Büchlein von Grünert ganz hervorragend. Die Fachanwältin für Familienrecht und Fachanwältin für Sozialrecht aus Wetter an der Ruhr erläutert auf 62 DIN-A6-Seiten mal eben alle Elemente des Familienprozesses. Das Buch kann man also auch als Checkliste benutzen, die Mann oder Frau abarbeiten sollte, ehe er oder sie eine Anwältin ihrer Wahl beauftragt, den Scheidungsantrag einzureichen.

Grünert selbst bezeichnet ihren Ratgeber als „Denkanstoß für die Vielzahl der Ehepaare, die sich aus den unterschiedlichesten und geringfügisten Gründen trennen oder scheiden lassen wollen. Dabei warnt sie vor RechtsvertreterInnen, die aus einer potenziell einvernehmlichen Trennung gerne mal rasch eine gebührenträchtige Schlammschlacht machen.

Einverständliche friedliche Scheidungsverfahren von Normalverdienern lohnen sich nicht! Und da er (der junge Anwaltskollege) selbst Unterhalt zahlen muss, zaubert er aus Ihrem zaghaft geäußerten Wunsch, sich erst einmal nur wegen einer Trennung beraten zu lassen, in Windeseile ein Deluxe-Scheidungsverfahren mit allen Extras.

Katalin Grünert in „Wo bitte geht’s denn hier zur Scheidung?“

Das Ganze ist so witzig und persönlich geschrieben, dass man a) das Gefühl bekommt, Anwältin Grünert säße einem beim Kaffee gegenüber und rücke einem freundlich aber bestimmt den Kopf zurecht. Und b) stellt das Büchlein ein prima Beispiel dafür dar, wie man sich als witzig, humorvoll und zugleich mit seriösen Tipps als Expertin präsentieren kann respektive als Experte.

Ein bisschen Humor macht das ernstete Thema leichter zugänglich

Anders gesagt, verkörpert Grünert mein Credo, dass Anwälte und Anwältinnen umso überzeugende Botschafterinnen in eigener Sache sein können, sobald sie sich trauen, sich nicht mehr hinter Myriaden von pseudowichtigen Details und Floskeln zu verstecken, sondern auf den Menschen und sein Problem zu schauen.

Katalin Grünert

  • Wo bitte geht’s denn hier zur Scheidung? Von Katalin Grünert
  • Taschenbuch: 62 Seiten
  • Verlag: Independently published (13. Juni 2019)
  • ISBN-10: 1096366525
  • Größe und/oder Gewicht: 12,7 x 0,4 x 20,3 cm
  • Preis: 4,99 Euro

Kategorie: Aktuelles Stichworte: Anwaltsdeutsch, Bücher, Humor, Rezenzion, Scheidung

Eintritt in die Königsklasse – wenn Werbung Kopfkino erzeugt

28. November 2019 von Eva Engelken Kommentar verfassen

Wenn Werbung wirkt wie sie soll, macht sie Kundinnen glücklich.

Und manchmal erfreut sie sogar die Personen, deren Produkte beworben werden, zum Beispiel renommierte Buchautorinnen. Geglückt ist uns das beim „Zöller“, einem der Bestseller des juristischen Verlags Dr. Otto Schmidt in Köln. Wer ihn nicht kennt: Der „Zöller“ ist einer der auflagenstärksten und bekanntesten Kommentare zum Zivilprozessrecht und steht bei fast allen Anwältinnen* und Richterinnen* auf dem Schreibtisch.

Die aktuelle Kampagne hat einen der Zöllerautoren derart erfreut, dass er eine symbolische Preistrophäe in Auftrag gegeben und sie dem Team Lektorat und Werbung im Otto-Schmidt-Verlag verehrt hat.

Buchprospekt für den beliebtesten Kommentar zur Zivilprozessordnung, dem „Zöller“ aus dem Verlag Dr. Otto Schmidt

Das Das besonders Schöne an diesem Lob ist, dass es schon die zweite Werbekampagne ist, die nicht nur die Kundinnen, sondern auch die Buchautoren überzeugt hat.

Die erste Werbekampage, die vor zwei Jahren eine Trophäe bekam, nahm Anklänge an die Formel Eins. Natürlich haben wir nicht von „Formel Eins“ gesprochen, aber wir haben den Kommentar als „Königsklasse“ gefeiert, auf die man sich freuen könne und von der „Pole Position“ geredet, die man mithilfe der klugen Argumente im Kommentar verteidigen könne.

Diesmal haben wir – im Gegegnsatz zum Autorennen, wo ein ganzes Fahrerfeld wetteifert, näher ran gezoomt und buchstäblich den Zweikampf beleuchtet, der entsteht, wenn zwei Prozessgegnerinnen einen Streit ausfechten.

Das Fechtmotiv der 2019/2020er Kampage kam an, weil Fechterinnen weiß tragen und der Sport den Ruf genießt, ein reiner sauberer Sport zu sein – ganz anders als der als schmutzig erachtete Boxkampf, wo Blut- und Schweißtropfen spritzen, die man nicht mit einem mit den messerscharfen Wortgefechten und Zöller-Argumenten assoziieren möchte.

„Es gibt nur eine richtige Entscheidung: Der Griff zum Zöller.

Geschichten erzeugen Kopfkino, abstrakte Behauptungen nur feuchten Nebel

Anzeigenmotiv Nummer 2 der 2018er-Zöller-Kampagne.

Was beide Werbekampagnen – die Königsklasse und die Fechter – gemein haben, sind die klaren Bilder, die sie im Kopf hervorrufen. Das gelingt ihnen, weil sie Geschichten erzählen, Situationen wachrufen und an Bekanntes andocken. Kopfkino ist unverzichtbar, wenn Werbung wirken soll. Es nützt gar nichts, Dinge mit abstrakten und bildfreien Attributen zu bewerben. Erst wenn man die Eigenschaften erlebbar macht, fangen sie an zu wirken.

Das gilt für alle Eigenschaften von juristischen Kommentaren oder anderen zu bewerbenden Objekten. Die eindeutigste Verbindung schaffen Bilder. Eine Behauptung, etwas sei von „exzellenter Qualität“, wabert so lange als feuchter Nebel durchs Hirn, bis man sie einer konkreten Situation zuordnet. Illustriert man die exzellente handwerkliche Qualität eines Produkts mit etwas so konkretem wie einem Schweizer Uhrmacher, der mit Engelsgeduld Winzdiamanten in ein Uhrengehäuse prokelt, zack, bekommt die Qualität ein Gesicht. Oder belegt man die Schärfe der Argumentation mit einer Fotolinse und schreibt dazu „Erfolgsfaktor Tiefenschärfe“, können Betrachterinnen die fotografische Tiefenschärfe mit der behaupteten Argumentationsschärfe zusammenbringen.

Für die Anzeigenkampagne 2018 „Freuen Sie sich auf die Königsklasse“, hat einer der Autoren der Werbeabteilung von Otto Schmidt symbolisch Gold verliehen.

Deshalb freue mich, dass Otto Schmidt den Mut hat, Bilder und Text zusammenarbeiten zu lassen. So entstehen Anzeigenkampagnen, die Autoren zu Fantrophäen animieren und Kundinnen zum Kauf. Die gedruckte Buchauflage ist übrigens gewachsen entgegen dem Abwärtstrend im Printmarkt! Und ich freue mich, bei all diesen Anzeigenkampagnen mit Andreas Huppertz, Inhaber der Grafikwerbeagentur Werkstudio. zusammen zu arbeiten.

Eva Engelken und Werkstudio-Chef Andreas Huppertz im Käfer-Cabrio auf dem Weg zu Otto Schmidt in Köln.

Geht Kopfkino auch bei Leistungsbeschreibungen auf Kanzleiwebsites?

Übrigens. Die Illustration von abstrakter Behauptung durch Bilder oder konkreten Nachweis lassen viele Kanzleiwebsites vermissen. All die vielen Behauptungen wie „Wir denken voraus“, „bieten nachhaltige Lösungen für die Zukunft“ oder „verlässliche Beratung für Ihr Tagesgeschäft“ bleiben glitzerndes Wortgeklingel, weil sie dabei kein Bild im Kopf formt. Sie wirken allenfalls im Zusammenhang mit der sonstigen Außendarstellung oder durch den Wiederholungseffekt, weil man die Behauptungen schon tausendmal gehört hat und sie irgendwie Kanzleien zuordnet.

Das kann man effektiver lösen. Mehr dazu, wie man Leistungsbeschreibungen über Kanzleien und Anwältinnen konkreter und erlebbarer machen kann, demnächst an dieser Stelle.

*Die Autorin verwendet in diesem Blog überwiegend die weibliche Form (Anwältinnen, Richterinnen etc.) Männer sind selbstverständlich mitgemeint. Mehr dazu lesen Sie hier.

Kategorie: Aktuelles Stichworte: Werbeanzeigen, Werbung

Warte nicht auf eine Muse, lern‘ selber schreiben!

19. Oktober 2019 von Eva Engelken Kommentar verfassen

Buchcover Klartext Anwalt

Schreiben kann man lernen! Niemand muss warten, bis eine Muse kommt und einen küsst.

Effizienter schreiben heißt verständlicher schreiben. Das lässt sich lernen, denn Schreiben ist Handwerk, Technik und Übung. Und zwar egal, ob es um Romane geht, um Leitartikel, wissenschaftliche Abhandlungen oder Mandantenschreiben.

Reicht dafür ein Nachmittag oder muss man eine ganze Woche investieren?

Leider reicht fürs Schreibenlernen weder ein Nachmittag noch eine ganze Woche. Schreiben lernt man ein ganzes Leben lang. Insofern ändert sich die eigene Schreibe nicht, nur weil man einen Tag lang übt, Schachtelsätze zu entschachteln.

Aber irgendwo muss man ja mal anfangen. Von daher sind ein oder zwei Tage Schreibtraining der perfekte Anstoß, um den eigenen Schreibstil weiter zu entwickeln und jede Menge Anregungen zu bekommen.

Ist Schreibenlernen nicht furchtbar langweilig?

Eva Engelken hinter alten Schachteln
Eva und ihre alten Schachteln (oder war es andersrum?)

In meinen Schreibtrainings dürfen die Teilnehmerinnen ausgiebig lachen und haben meistens viel Spaß. Das liegt daran, dass ich lauter Spiele und anders Zeug mache, sodass die Zeit sehr schnell vergeht.

Als ich meine ersten Seminare hielt, hatte ich furchtbare Angst, JuristInnen könnten mich nicht ernst nehmen, wenn ich sie mit meinen Sprachblödeleien traktiere. Inzwischen habe ich gemerkt, dass Quatschtexte genau der richtige Einstieg für seriöse JuristInnen sind.

Man schreibt Quatschtexte, um besser seriöse Rechtstexte zu schreiben?

Ja, zumindest als Einstieg mache ich oft Übungen, die die nix mit Jura zu tun haben. Dann verlieren sie die Angst und drehen voll auf. Juristinnen können ja schreiben, sie müssen sich nur trauen. Anschließend analysiere ich mit ihnen, was sie da gemacht haben und lasse sie die Erkenntnisse auf ihre eigenen Texte anwenden. Das klappt sehr gut.

Was nützt so ein Schreibtraining denn? Mehr Verständlichkeit?

Genau. In meinen Schreibtrainings lernt man, die eigenen Texte so zu optimieren, dass sie schneller lesbar sind. Das heißt, besser auf den Empfänger und das jeweilige Ziel ausgerichtet und mit weniger Verständnisblockern. Und noch so einiges andere.

Womit haben Juristinnen denn die größten Probleme? Schachtelsätze?

Schachtelsätze gehören auf jeden Fall zu den juristentypischen Verständnisblockern. Und man kommt an ihnen nicht vorbei. Man muss sich aber klarmachen, dass gut verschachtelte Schachtelsätze etwas für Könner sind. Um korrekte Sätze mit mehreren ineinander geschobenen Nebensätzen zu konstruieren, muss man sich konzentrieren und die deutsche Grammatik beherrschen, sonst gehen die Sätze schief.

Wie geht Satzbau für Profis?

Kärtchen mit Satzelementen
Sätze aufblähen ist ganz einfach, aber sie dann wieder so zusammen zu setzen, dass sie flüssig lesbar sind und gut klingen, müssen sogar Juristen ein bisschen üben.

Ich bringe meinen Teilnehmerinnen nicht bei, Schachtelsätze zu vermeiden, sondern ich zeige ihnen, wie man selbst lange Sätze so konstruiert, dass man sie noch versteht.

Der Schlüssel zum Verständlichmachen von Schachtelsätzen heißt:  Zusammenbringen, was zusammengehört. Das erreicht man damit, dass man lange Einschübe auslagert und auf diese Weise zusammengehörende Verbteile („zurück gebracht“) oder Doppelkonjunktionen („sowohl … als auch“) wieder näher zusammenbringt.

Beispiel: Durch langen Einschub verschachtelt

„Ich möchte zu bedenken geben, dass die Formulierungen in der Police, insbesondere die Anmerkungen, welche der Überschrift „für den Inkasso-Rechtsschutz (unbestrittenen Forderungen) gilt folgendes“ folgen, geeignet sind, beim Versicherungsnehmer fälschlicherweise den Eindruck zu erwecken, es könne sich bei dem Inkassoservice um versicherte Rechtsschutz-Leistungen handeln.

anonym

Einschub in eigenen Satz ausgelagert:

„Ich möchte zu bedenken geben, dass die Formulierungen in der Police geeignet sind, beim Versicherungsnehmer fälschlicherweise den Eindruck zu erwecken, es könne sich bei dem Inkassoservice um versicherte Rechtsschutz-Leistungen handeln.

Das gilt insbesondere für die Anmerkungen, welche der Überschrift „für den Inkasso-Rechtsschutz (unbestrittenen Forderungen) gilt folgendes“ folgen.

Natürlich kann man diese beiden Sätze so umformulieren, dass man sie schneller verstehen kann – zum Beispiel, indem man die Hauptaussage in einen Hauptsatz und die weiteren Informationen in einen Nebensatz packt.

Beachten Sie bitte: Die Formulierungen in der Police könnten beim Versicherungsnehmer einen fälschlicherweise den Eindruck erwecken, es könne sich bei dem Inkassoservice um versicherte Rechtsschutz-Leistungen handeln. Das gilt insbesondere für die Anmerkungen nach der Überschrift „für den Inkasso-Rechtsschutz (unbestrittenen Forderungen) gilt folgendes“.

 Natürlich kann man noch mehr vereinfachen. Das hängt dann davon ab, was man erreichen möchte.

Wie bringst du Juristinnen dazu, auf ihr geliebtes Passiv zu verzichten?

Ich sage niemals irgendwem, er oder sie dürfe etwas nicht mehr verwenden. Aber ich sensibilisiere Leute dafür, dass Passivkonstruktionen unpersönlich wirken und doppelte Verneinungen Braintwister sind. Wenn es um eine „Handreichung“ geht, die Menschen helfen soll, oder um einen Leitfaden, den Menschen befolgen sollen, rege ich an, aus dem unpersönlichen Passiv eine aktive Anredeform zu machen. Oder den abstrakt formulierten Leitfaden um eine persönlich formulierte Einleitung zu ergänzen.

Abstrakt:

Die Einhaltung der Grundsätze für Datensicherheit liegt in erster Linie im Eigeninteresse des Unternehmens.   

Compliance-Richtlinie

Weniger Nominalstil:

Es liegt im Eigeninteresse des Unternehmens, die Grundsätze für Datensicherheit einzuhalten.

Persönlich:

Es liegt in Ihrem Interesse, die Grundsätze für Datensicherheit einzuhalten.

Der Nominalstil ist auch nicht totzukriegen, oder?

Ganz richtig. Die Substantivitis ist in juristischen Kreisen immer noch weit verbreitet. Man braucht die Substantivierungen ja auch oft genug. Wenn es um eine Genehmigung oder einen Widerruf geht, sprechen wir von einer semantischen Kategorisierung, das heißt, von einem Verb, das zu einem Vorgang geworden ist.  Auch hier geht’s in meinen Kursen darum, zu überlegen: „brauche ich die Substantivierung oder geht’s auch ohne?“

Vorher – mit zig Substantivierungen

Die entsprechende Hilfestellung ist im Rahmen der Beaufsichtigung, der Unterstützung in Form von Bereitlegen aller Gegenstände und Hilfsmittel und der Anleitung gegeben.

Nachher:

Die entsprechende Hilfestellung besteht darin, zu beaufsichtigen, zu unterstützen, indem man alle Hilfsmittel bereitlegt und anleitet.

Und wie war das mit dem Floskelkoffer, den Juristinnen mit sich rumtragen?

Ja, den gibt es. Texte von Anwältinnen erkennt man oft daran, dass sie vollgepropft sind mit scheinbar präzisen, in Wahrheit aber oft gänzlich überflüssigen Füllwörtern und Details. Mein Lieblingsbeispiel für das Füllwort „in Anbetracht“ stammt aus meinem eigenen Buch „Klartext für Anwälte“:

Vorher:

„In Anbetracht der erneuten baulichen Aktivitäten einer Ameisengruppierung zwischen Terrassentür und Küchenschrank ist der Einsatz eines Anti-Insektensprays zu erwägen.“

Klartext für Anwälte von Eva Engelken

Nachher:

„Weil die vermaledeiten Viecher schon wieder eine Ameisenstraße von der Terrassentür zum Küchenschrank gebaut haben, kriegen sie jetzt Gift auf die Rübe.“

Klartext für Anwälte von Eva Engelken

Auch Interesse an einem Schreibtraining für Juristen und Juristinnen?

Hier entlang: Schreibtraining

Kategorie: Aktuelles Stichworte: Kommunikationstraining, Nominalstil, Schreibtraining

Kommunikationsstrategie für die Rechtsabteilung – Sie sind toll, aber wissen das auch die andern?

18. Oktober 2019 von Eva Engelken 3 Kommentare

Bild: Pixelio / Thomas Wengert

Menschen, die in Rechtsabteilungen arbeiten, haben es nicht leicht. Sie sollen alles beantworten, was man ihnen hinwirft, sie dürfen keine Vorhaben blockieren, und alles muss gestern fertig sein. Und als wäre das nicht genug, missbrauchen Manche die Rechtsabteilung, um ihre Interessen durchzusetzen. Was hilft, ist eine Kommunikationsstrategie in eigener Sache.

Will Mitarbeiterin X aus Abteilung Y ein Vorhaben verhindern, aber nicht selbst die Buhfrau sein, sagt sie stumpf: „Die Rechtsabteilung hat’s nicht freigegeben.“

Der Rechtsabteilung den schwarzen Peter zuzuschieben, geht ganz einfach. Man muss den Juristinnen einfach nur alle Unterlagen, die sie brauchen, erst in letzter Minute zuschicken. Dann können sie nämlich gar nicht mehr prüfen und müssen die Freigabe verweigern.

Sowas ist gemein. Denn sie würden ja gerne prüfen, wenn man sie ließe.

Zumal sie viel mehr können als nur prüfen. Sie können nicht nur besser lesen und schreiben als ein Großteil der Belegschaft. Sie denken analytisch und können Projekten von vornherein den richtigen Dreh geben. Könnten, wenn sie rechtzeitig dabei wären.

Zuweilen klappt das sogar.

„Frau Meier, Sie haben das hervorragend strukturiert“,

heißt es dann. Aber oft hapert’s . Und die Rechtsabteilung fragt sich: Was kann ich tun, damit die andern mich schneller und besser einbeziehen und mir vertrauen?

Sie könnte einen Leitfaden schreiben. Im schönsten Juristendeutsch

„Um eine verzögerungsfreie Durchführung der Auftragsbearbeitung zu ermöglichen, sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der unternehmensinternen Abteilungen gehalten, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen jeweils zu einem frühen Zeitpunkt zu informieren und mit den zur Durchführung notwendigen Informationen auszustatten, ….

Dieser Leitfaden würde vermutlich das Schicksal aller 83 anderen, von der Rechtsabteilung verfassten Leitfäden teilen und in der digitalen Ablage P landen. Was kann sie noch tun? Drohen? Schwierig, schließlich muss sie mit den verängstigen Mitbürgerinnen aus dem Controlling auch noch in Zukunft zusammenarbeiten. Physische Gewalt anwenden? Der Vertrieb geht wesentlich öfter ins Fitnessstudio als die Rechtsabteilung.

Strategisch kommunizieren. In eigener Sache

Was der Rechtsabteilung bleibt, ist, besser zu kommunizieren. Mit einer Kommunikationsstrategie in eigener Sache.

  • Ihre erste Herausforderung dabei: Die Anwesenden müssen sich klarmachen, was sie zu bieten haben.
  • Ihre zweite Herausforderung: Sie müssen vermitteln, dass es nützt, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Challenge eins: Sind Rechtsabteilungen toll?

Fragt man jemanden in der Rechtsabteilung, ob er toll sei, kann es sein, dass er sagt: „na klar, wir liefern gute Qualität“. Dabei schwingt womöglich etwas Trotz mit, weil man etwas kann, das die Außenwelt aber niemals so wertschätzt, wie sie sollte. Und weil das schon immer so war, dass Juristinnen unter dem Unverständnis und Misstrauen der Welt da draußen litten.

„Oh, Gott, schon wieder dieses Jurageschwafel!“

Erst bimst man sich im Studium die ganzen Paragrafen drauf und wird schier närrisch davon. Man lernt Gutachtenstil und Urteilsstil und begreift unter anderem, dass Juristinnen mit grundsätzlich keinen ehernen Grundsatz meinen, sondern nur, dass halt gerade keine Ausnahme greift.

Im Referendariat oder spätestens im Arbeitsleben kommt der Clash mit der Realität: Man begegnet Menschen ohne Jurastudium und begreift, dass andere es komisch finden, erst mal drei Seiten Text lesen zu müssen, ehe sie erfahren, dass sie einen Widerruf einlegen sollen.

Und aus der Marketingabteilung oder dem Vertrieb heißt es: „naja, ein bisschen weniger Compliance würde doch auch reichen“ oder: „Oh Gott, schon wieder diese Juristinnen“.

Sowas lässt bei einigen einen richtigen Frustknoten im Hirn entstehen. Andere finden sich damit ab, dass man sie nervig findet. Aber niemanden lässt kalt, wenn man ihn seine Arbeit nicht machen lässt.

Dann kommt der Versuch, beide Welten, die Jurawelt und die andere Welt, miteinander zu versöhnen. Man setzt sich die berühmte Mandantenbrille auf und stellt fest: Wir Juristinnen bilden Schachtelsätze und benutzen komische Fremdwörter. Wir kacken Korinthen und unsere Gutachten sind schnell 5, mal 10 oder 100 Seiten lang. Dabei tun wir eigentlich doch Nützliches, aber halt auf Juristenart.

Wir sind nicht langsam, wir arbeiten nur gründlich

Die Lösung des Dilemmas heißt: Erkenne deine Stärken. Der Clou am Juristinnendeutsch und an der ganzen juristischen Arbeit ist nämlich der: Auf der Kehrseite all der endlosen Gutachten und detailüberfrachteten Memos stehen haufenweise positive Eigenschaften.

Für die Kommunikationsstrategie muss man sie nur herausfiltern. Das erreicht man, in dem man die Aussagen übersetzt. Dann wird aus „Ihr braucht immer so lange“ ein „Wir gehen eben in die Tiefe“.

  • Aus „Sie sind so kompliziert“: „Wir erfassen komplexe Sachverhalte und wir denken weiter“
  • „Sie schreiben endlos lange Verträge“: „Im Ernstfall sind Sie froh über eine Klausel, die Ihren Fall regelt.“
  • „Sie sind so pingelig“: „Wir schützen Sie vor strafrechtlicher Verfolgung.“

Und so weiter.

Challenge zwei: Kommuniziere deinen Nutzen

Hat sich die Rechtsabteilung klargemacht, welchen Nutzen sie ihren Mandantinnen bzw. ihren Abteilungen bringt, muss sie ihn kommunizieren. Sie kann sich eine Werbestrategie in eigener Sache ausdenken, um die Abteilungen da draußen zu überzeugen, dass die Rechtsabteilung aus lauter netten und sehr vertrauenswürdigen Menschen besteht. Sie kann sich als interne Dienstleisterin positionieren.

Sie kann die Menschen da draußen zu einem Tässchen Kaffee einladen und sie kann auf ihre Intranetseite schreiben, dass es nicht schadet, die Rechtsabteilung frühzeitig zu beteiligen, und nicht erst in letzter Minute.

Im Idealfall realisieren die da draußen, dass sie mit der Rechtsabteilung eine Anwältin in eigener Sache im Haus haben, die ihnen jederzeit zur Seite steht.

Lerne, überzeugend zu schreiben

Das Gute daran ist: Man kann diese Botschaft „Ich bin deine Anwältin in eigener Sache“ im Idealfall mit jedem Schreiben, das die Abteilung verlässt, vermitteln.

„Im Idealfall“ heißt: Wenn man diesen Nutzen auch formulieren kann. Dazu muss man, siehe oben, die eigenen Fähigkeit verbessern, ohne Schachtelsätze auszukommen. Und man sollte trainieren, besser zu argumentieren, lesbarer zu schreiben, nutzerfreundlicher und so weiter. Kurz, man sollte wirklich mit jedem Schreiben, das die Abteilung verlässt, Service bieten.

Gut ist es, wenn man sich bei dem, was man an Nutzen nach draußen kommuniziert, nicht allzusehr widerspricht. Anders gesagt, es hilft, wenn die Juristinnen, BWLer und anderen Professionen, die in einer Rechtsabteilung arbeiten, an einem Strang ziehen. Sind sie untereinander zerstritten oder kennen sich einfach noch nicht gut genug, hilft Teambuilding. Das kann man buchen.

Nützt das was? Aber sicher!

Und – verhilft all die Anstrengung schließlich dazu, dass Mitarbeiterinnen anderer Abteilungen besser mit der Rechtsabteilung zusammenarbeiten und ihr ihr Vertrauen schenken? Anderen Menschen vorzuschreiben, was sie zu denken haben, ist bekanntlich unmöglich. Und anderen Abteilungen zu sagen, sie sollten der Rechtsabteilung bitte ab sofort ihr Vertrauen schenken, sie toll finden und ihr perfekt zuarbeiten, ist schwierig. Aber möglich. Mit guter Kommunikation.

Und was ist wahrscheinlicher? Dass die Rechtsabteilung mehr wertgeschätzt wird, wenn sie sich darum bemüht, als unentbehrliche Einheit im Unternehmen wahrgenommen zu werden? Oder dass ihr Image besser wird, wenn sie sich einen feuchten Dreck darum schert?

Also, worauf warten Sie noch! Entwickeln Sie Ihre Kommunikationsstrategie in eigener Sache!

Profiunterstützung? Bitte hier entlang.

Bild: Thorben Wengert  / pixelio.de

Kategorie: Aktuelles Stichworte: Kommunikationsstrategie, Kommunikationstraining, Rechtsabteilung, Rechtsanwalt, Teambuilding

Warum Lebensschutz kein Strafrecht braucht – und wie das Bundesverfassungsgericht heute entscheiden könnte

14. November 2018 von Eva Engelken 2 Kommentare

Buchillustration 111 Gründe, Anwälte... von Jana MoskitoWenn erzkonservative christliche Abtreibungsgegnerinnen* juristisch argumentieren, machen sie es sich einfach. Sie verweisen auf das Bundesverfassungsgericht. Mit ihrer Entscheidung von 1975 hatten die Verfassungsrichterinnen die frisch eingeführte Fristenlösung für nichtig erklärt. Begründung: Das ungeborene Leben muss rechtlich geschützt werden. Was die Juristinnen tunlichst verschweigen: Das Bundesverfassungsgerichtsurteil schreibt gar nicht zwingend vor, dass der Lebensschutz per Strafvorschrift erreicht werden müsse. Zumindest waren sich die Bundesverfassungsrichterinnen seinerzeit über diesen Punkt höchst uneinig.

Der Status quo im Jahr 2018: Extreme Abtreibungsgegnerinnen würden gerne die aktuell gültige Beratungsregelung kippen und das Abtreibungsrecht ganz einschränken. Auf der anderen Seite machen sich immer mehr Frauen, versammelt unter dem Stichwort „Pro Choice“, dafür stark, dass die Paragrafen 218 ff Strafgesetzbuch inklusive dem § 219a StGB abgeschafft werden.

Aktueller Fall, der tatsächlich vor dem Bundesverfassungsgericht landen könnte, betrifft das Werbeverbot in § 219a StGB. Ein Blick auf das Minderheitsvotum der Entscheidung von 1975 lohnt sich. Es liefert nämlich gute Argumente, warum ein neues Gesetz die Strafvorschriften gemäß den §§ 218 ff. aufheben könnte. Und warum auch das Bundesverfassungsgericht eine Abschaffung der §§ 218 ff. gutheißen könnte.

Welche Passagen aus dem Urteil zitieren die Abtreibungsgegner?

In der Bundestagsdebatte zu § 219a StGB zitierte der CDU-Abgeordnete Rechtsanwalt Stephan Harbath folgende Passagen aus dem Bundesverfassungsgerichtsurteil von 1975:

„Das Grundgesetz verpflichtet den Staat, menschliches Leben, auch das ungeborene, zu schützen …

… Rechtlicher Schutz gebührt dem Ungeborenen auch gegenüber seiner Mutter …“

„… Der Schwangerschaftsabbruch muß für die ganze Dauer der Schwangerschaft grundsätzlich als Unrecht angesehen und demgemäß rechtlich verboten sein …

Das Untermaßverbot läßt es nicht zu, auf den Einsatz auch des Strafrechts und die davon ausgehende Schutzwirkung für das menschliche Leben frei zu verzichten.“

Auf der Grundlage dieses Urteils führte der Gesetzgeber damals die bis heute gültige Beratungsregelung ein. Danach ist eine Abtreibung für die Ärztin zwar strafbar, bleibt aber gemäß § 218 a StGB straflos, wenn sich die abtreibende Frau drei Tage vorher hat beraten lassen.

Schon 1975 argumentierten Verfassungsrichterinnen, dass echter Lebensschutz auch ohne Strafrecht auskommt

Was viele nicht wissen – und erzkonservative Abtreibungsgegnerinnen natürlich auch nicht erwähnen: Das Bundesverfassungsgericht hat zwar 1975 geurteilt, dass das Leben Ungeborener vom Staat geschützt werden müsse. Beziehungsweise dass sein Lebensrecht Vorrang vor dem Selbstbestimmungsrecht der Mutter hätte. Aber der Gesetzgeber dürfe grundsätzlich selber entscheiden, wie er den Schutz ausgestaltet.

Zitat aus dem Urteil, Aktenzeichen: BVerfGE 39, 1

Wie der Staat seine Verpflichtung zu einem effektiven Schutz des sich entwickelnden Lebens erfüllt, ist in erster Linie vom Gesetzgeber zu entscheiden. Er befindet darüber, welche Schutzmaßnahmen er für zweckdienlich und geboten hält, um einen wirksamen Lebensschutz zu gewährleisten.
1. Dabei gilt auch und erst recht für den Schutz des ungeborenen Lebens der Leitgedanke des Vorranges der Prävention vor der Repression (vgl. BVerfGE 30, 336 [350]). Es ist daher Aufgabe des Staates, in erster Linie sozialpolitische und fürsorgerische Mittel zur Sicherung des werdenden Lebens einzusetzen. Was hier geschehen kann und wie die Hilfsmaßnahmen im einzelnen auszugestalten sind, bleibt weithin dem Gesetzgeber überlassen und entzieht sich im allgemeinen verfassungsgerichtlicher Beurteilung.

1975 kam die Mehrheit der Bundesverfassungsrichterinnen zu dem Schluss, dass die Strafdrohung bleiben müsse. Wer sich die Mühe macht, das Urteil zu lesen, merkt jedoch, wie schwer sich die Bundesverfassungsrichterinnen taten.

Minderheitenvotum: „zweifelhafte Eignung der Strafsanktionen für den Lebensschutz“

Zudem waren sich die Richterinnen keineswegs einig. Weder im Ergebnis noch in der Begründung. Die zwei überstimmten Verfassungsrichterinnen, Richterin Wiltraud Rupp von Brünneck und Richter Dr. Simon, schrieben in ihrem Minderheitsvotum die bemerkenswerten Sätze:

„Die Eignung von Strafsanktionen für den beabsichtigten Lebensschutz erscheint jedoch von vornherein als zweifelhaft.“

Und weiter: „Die Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch wird „in Tiefen der Persönlichkeit getroffen, in die der Appell des Strafgesetzes nicht eindringt“

Mit dieser Aussage sagten sie nichts anderes als: Selbst wenn der Staat eine Schutzpflicht gegenüber dem ungeborenen Leben hat, muss er diesen Schutz nicht mit einem Strafgesetz versuchen zu erreichen. Strafgesetze sind nicht wirklich gut geeignet.

Hochkarätige Rechtswissenschaftlerinnen schlossen sich ihnen an. Der renommierte Strafrechtsprofessor Claus Roxin vertrat die Ansicht, ein wirkungsvoller Schutz könne auch durch sozialpolitische Maßnahmen gewährleistet werden. Daher dürfe sich der Gesetzgeber sowohl für eine Beratungs- und Fristenlösung wie auch für einen Indikationenlösung entscheiden.

Im Jahr 2018 wäre es Zeit, die letzten Nazivorschriften zu beseitigen und die reproduktiven Rechte von Mann und Frau zu stärken. Das Bundesverfassungsgericht könnte dabei helfen.

Auf der Basis dieses Minderheitsvotums und der gesamten Urteilsbegründung könnte ein neues Urteil zu den §§ 218 ff. StGB fallen. Genau genommen ist die Zeit reif dafür. Und möglicherweise führt die Klage der Frauenärztin Kristina Hänel durch die Instanzen ja auch ein solches Urteil herbei. Wenn schon 1975 umstritten war, ob es nötig und sinnvoll ist, Abtreibung unter Strafe zu stellen, könnte dies heutzutage vom Bundesverfassungsgericht endgültig verneint werden. Frauen, die schwanger sind, brauchen kein Strafrecht, um sie daran zu erinnern.

Aber es braucht gute Verfassungsrichter und Verfassungsrichterinnen, die eine solche Entscheidung treffen.

Warum Dr. Stephan Harbath dafür nicht der richtige Mann sein könnte, lesen Sie hier.

 

* Ich schrieb im letzten Blogbeitrag, dass ich hier künftig nur noch die weibliche Form verwenden würde, Männer aber bis auf Weiteres selbstverständlich mitgemeint seien.

 

Kategorie: Aktuelles, Politik, Recht Stichworte: #219a, Abtreibung, Anwälte, Rechtsanwalt, Reproduktive Rechte

CDU-MdB und Rechtsanwalt Dr. Stephan Harbart – als moderner Verfassungsrichter geeignet?

14. November 2018 von Eva Engelken 1 Kommentar

Meistens geht es hier um Kommunikation, es kann aber auch mal um einzelne Anwältinnen* gehen, falls es zum Thema meines Buches „111 Gründe, Anwälte zu hassen“ passt. Das ist bei den Plänen, den katholischen Bundestagsabgeordneten und Abtreibungsgegner RA Dr. Stephan Harbath, zum Verfassungsrichter zu machen, der Fall.

Bestehen Interessenkonflikte, wenn Anwältinnen trotz Bundestagsmandat weiter Mandantinnen beraten?

Als bekannt wurde, Rechtsanwalt Dr. Stephan Harbarth solle ab 2020 Präsident des Bundesverfassungsgerichts werden, fiel mir ein Kapitel meines Buches „111 Gründe, Anwälte zu hassen“ ein. Darin hatte ich über die problematische Konstellation geschrieben, dass Rechtsanwältinnen* trotz Bundestagsmandat weiter Mandantinnen beraten. Einer davon war Stephan Harbath.

„Der zweite Topnebenverdiener im Bundestag ist Anwalt: Stephan Harbath ist Spezialist für Kapitalmarktrecht und Partner der Rechtsanwaltskanzlei SZA Schillling, Zutt & Anschütz. Zu seinen Nebenverdiensten auf Stufe 10 tragen Mandanten wie Daimler mit EADS bei.“

111 Gründe, Anwälte zu hassen, 2014, Schwarzkopf Verlag von Eva Engelken

2018 war der Bundestagsabgeordnete und Rechtsanwalt Stephan Harbath erneut unter den Topnebenverdienerinnen im Bundestag. Mit mindestens 150.000 Euro Nebeneinkünften. Er selbst verneint einen Interessenkonflikt aufgrund seiner Anwaltstätigkeit. Sein „berufliches Standbein“ sei „das Fundament“ seiner „politischen Unabhängigkeit“, äußerte er 2015. Ob er seine Nebenverdienste aufgibt, wenn er zum Bundesverfassungsrichter ernannt wird? Die Organisation Abgeordnetenwatch hat ihn dazu bereits gefragt:

„Können Sie die gerichtliche Unabhängigkeit mit Ihrer bisherigen Tätigkeit mit reinem Gewissen gewährleisten?“ Frage von Abgeordnetenwatch an Stephan Harbath

Sollte ein katholischer Reformgegner Präsident des Bundesverfassungsgerichts werden?

Mir persönlich erscheint eine andere Interessenkollision problematischer: Harbaths gestrige Einstellung zu markanten gesellschaftspolitischen Entwicklungen.

Seit Monaten bemühen sich Vertreterinnen aller Parteien darum, endlich den § 219a Strafgesetzbuch abzuschaffen. Die Vorschrift, die „Werbung“ für Abtreibungen unter Strafe stellt, stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus. Im Bestreben, viele deutsche Babys zu erzeugen, wurden damals die Strafen für einen Schwangerschaftsabbruch verschärft. Außerdem verbot man „Werbung“ für die Abtreibung nach § 219a StGB.

Harbath votiert für Beibehaltung der Strafrechtsnormen rund um die §§ 218 StGB

Im Jahre 2018 wollen alle Parteien den § 219a StGB ändern oder ganz streichen. Alle mit Ausnahme von AfD und CDU/CSU. Entsprechend sprach sich in der Bundestagsdebatte zu § 219a StGB der CDU-Abgeordnete Stephan Harbath gegen eine Abschaffung des Paragrafen 219a StGB aus. Eine Zulassung von „Werbung“ würde das derzeitige Beratungsmodell infrage stellen“. Implizit sprach er sich auch dafür aus, dass die Abtreibung gemäß § 218 StGB weiterhin strafbar bleiben solle. Zur Begründung zitierte er aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von 1975. Nachzulesen in den Bundestagsdrucksachen vom 22. Februar 2018. Oder zu sehen im Parlamentsfernsehen .

Nun ist es so, dass die derzeit laufenden Gerichtsverfahren wegen § 219a StGB letztlich zu einer Überprüfung der gesamten Regelungen in den §§ 218 ff. StGB führen. Und zwar vor dem Bundesverfassungsgericht. Eine moderne gute Verfassungsgerichtspräsidentin könnte das Urteil von 1975 und auch 1993 ergangene Folgeurteil zur Strafbarkeit von Abtreibungen durch ein neues Urteil revidieren.

Ob ein Verfassungsrichter Harbath für eine Reform modern genug wäre?

Bei einem Richter namens Stephan Harbath, Jahrgang 1971 – genau so alt wie ich -, bin ich mir da nicht sicher. Ich befürchte, würde man ihn nach Karlsruhe berufen, würde das nichts Gutes bedeuten. Weder für Frauenärztinnen wie Kristina Hänel und andere, die aufgrund von § 219a StGB mit unsinnigen Gerichtsverfahren auf Trab gehalten werden. Noch für alle Frauen, die eine Novellierung des Abtreibungsrechts fordern. Beziehungsweise ein modernes Recht, das die reproduktive Selbstbestimmung von Frauen (und ihren Männern) festlegt und Zugang zu sicheren Informationen, Verhütung und Abtreibung gibt.

Dabei dürften auch Harbath die Statistiken bekannt sein: Überall dort, wo das Abtreibungsrecht liberal ist und Frauen Zugang zu Informationen über Familienplanung haben, sind die Abtreibungszahlen niedrig. Und es kommt nicht zu den unfassbar grausamen Verletzungen, die entstehen, wenn sich schwangere Frauen in ihrer Verzweiflung Kurpfuschern anvertrauen, um abtreiben zu lassen.

Ein Bundesverfassungsrichter sollte die Größe und Weitsicht haben, all diese Fakten zu berücksichtigen. Ein Kandidat für dieses Gericht, dass diese Weitsicht von vornherein ausschließt, sollte nicht Präsident des Bundesverfassungsgerichts werden. In diesem Fall sollten alle, die zugestimmt haben, Stephan Harbath 2020 zum Nachfolger Andreas Vosskuhle zu machen, noch einmal in sich gehen.

* Ich schrieb im letzten Blogbeitrag, dass ich hier künftig nur noch die weibliche Form verwenden würde, Männer aber bis auf Weiteres selbstverständlich mitgemeint seien.

Lesen Sie die Fortsetzung: Wie eine moderne Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zu § 218 aussehen könnte.

 

 

Kategorie: Aktuelles, Politik, Recht Stichworte: Bundesverfassungsgericht, Frauen, Rechtsanwalt

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klartext cover Klartext für Anwälte.
Mandanten gewinnen - Medien überzeugen.
Eva Engelken
Linde Verlag 2010
216 S. - 24,90 €

ISBN 9783709303207

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