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Warte nicht auf eine Muse, lern‘ selber schreiben!

19. Oktober 2019 von Eva Engelken Kommentar verfassen

Buchcover Klartext Anwalt

Schreiben kann man lernen! Niemand muss warten, bis eine Muse kommt und einen küsst.

Effizienter schreiben heißt verständlicher schreiben. Das lässt sich lernen, denn Schreiben ist Handwerk, Technik und Übung. Und zwar egal, ob es um Romane geht, um Leitartikel, wissenschaftliche Abhandlungen oder Mandantenschreiben.

Reicht dafür ein Nachmittag oder muss man eine ganze Woche investieren?

Leider reicht fürs Schreibenlernen weder ein Nachmittag noch eine ganze Woche. Schreiben lernt man ein ganzes Leben lang. Insofern ändert sich die eigene Schreibe nicht, nur weil man einen Tag lang übt, Schachtelsätze zu entschachteln.

Aber irgendwo muss man ja mal anfangen. Von daher sind ein oder zwei Tage Schreibtraining der perfekte Anstoß, um den eigenen Schreibstil weiter zu entwickeln und jede Menge Anregungen zu bekommen.

Ist Schreibenlernen nicht furchtbar langweilig?

Eva Engelken hinter alten Schachteln
Eva und ihre alten Schachteln (oder war es andersrum?)

In meinen Schreibtrainings dürfen die Teilnehmerinnen ausgiebig lachen und haben meistens viel Spaß. Das liegt daran, dass ich lauter Spiele und anders Zeug mache, sodass die Zeit sehr schnell vergeht.

Als ich meine ersten Seminare hielt, hatte ich furchtbare Angst, JuristInnen könnten mich nicht ernst nehmen, wenn ich sie mit meinen Sprachblödeleien traktiere. Inzwischen habe ich gemerkt, dass Quatschtexte genau der richtige Einstieg für seriöse JuristInnen sind.

Man schreibt Quatschtexte, um besser seriöse Rechtstexte zu schreiben?

Ja, zumindest als Einstieg mache ich oft Übungen, die die nix mit Jura zu tun haben. Dann verlieren sie die Angst und drehen voll auf. Juristinnen können ja schreiben, sie müssen sich nur trauen. Anschließend analysiere ich mit ihnen, was sie da gemacht haben und lasse sie die Erkenntnisse auf ihre eigenen Texte anwenden. Das klappt sehr gut.

Was nützt so ein Schreibtraining denn? Mehr Verständlichkeit?

Genau. In meinen Schreibtrainings lernt man, die eigenen Texte so zu optimieren, dass sie schneller lesbar sind. Das heißt, besser auf den Empfänger und das jeweilige Ziel ausgerichtet und mit weniger Verständnisblockern. Und noch so einiges andere.

Womit haben Juristinnen denn die größten Probleme? Schachtelsätze?

Schachtelsätze gehören auf jeden Fall zu den juristentypischen Verständnisblockern. Und man kommt an ihnen nicht vorbei. Man muss sich aber klarmachen, dass gut verschachtelte Schachtelsätze etwas für Könner sind. Um korrekte Sätze mit mehreren ineinander geschobenen Nebensätzen zu konstruieren, muss man sich konzentrieren und die deutsche Grammatik beherrschen, sonst gehen die Sätze schief.

Wie geht Satzbau für Profis?

Kärtchen mit Satzelementen
Sätze aufblähen ist ganz einfach, aber sie dann wieder so zusammen zu setzen, dass sie flüssig lesbar sind und gut klingen, müssen sogar Juristen ein bisschen üben.

Ich bringe meinen Teilnehmerinnen nicht bei, Schachtelsätze zu vermeiden, sondern ich zeige ihnen, wie man selbst lange Sätze so konstruiert, dass man sie noch versteht.

Der Schlüssel zum Verständlichmachen von Schachtelsätzen heißt:  Zusammenbringen, was zusammengehört. Das erreicht man damit, dass man lange Einschübe auslagert und auf diese Weise zusammengehörende Verbteile („zurück gebracht“) oder Doppelkonjunktionen („sowohl … als auch“) wieder näher zusammenbringt.

Beispiel: Durch langen Einschub verschachtelt

„Ich möchte zu bedenken geben, dass die Formulierungen in der Police, insbesondere die Anmerkungen, welche der Überschrift „für den Inkasso-Rechtsschutz (unbestrittenen Forderungen) gilt folgendes“ folgen, geeignet sind, beim Versicherungsnehmer fälschlicherweise den Eindruck zu erwecken, es könne sich bei dem Inkassoservice um versicherte Rechtsschutz-Leistungen handeln.

anonym

Einschub in eigenen Satz ausgelagert:

„Ich möchte zu bedenken geben, dass die Formulierungen in der Police geeignet sind, beim Versicherungsnehmer fälschlicherweise den Eindruck zu erwecken, es könne sich bei dem Inkassoservice um versicherte Rechtsschutz-Leistungen handeln.

Das gilt insbesondere für die Anmerkungen, welche der Überschrift „für den Inkasso-Rechtsschutz (unbestrittenen Forderungen) gilt folgendes“ folgen.

Natürlich kann man diese beiden Sätze so umformulieren, dass man sie schneller verstehen kann – zum Beispiel, indem man die Hauptaussage in einen Hauptsatz und die weiteren Informationen in einen Nebensatz packt.

Beachten Sie bitte: Die Formulierungen in der Police könnten beim Versicherungsnehmer einen fälschlicherweise den Eindruck erwecken, es könne sich bei dem Inkassoservice um versicherte Rechtsschutz-Leistungen handeln. Das gilt insbesondere für die Anmerkungen nach der Überschrift „für den Inkasso-Rechtsschutz (unbestrittenen Forderungen) gilt folgendes“.

 Natürlich kann man noch mehr vereinfachen. Das hängt dann davon ab, was man erreichen möchte.

Wie bringst du Juristinnen dazu, auf ihr geliebtes Passiv zu verzichten?

Ich sage niemals irgendwem, er oder sie dürfe etwas nicht mehr verwenden. Aber ich sensibilisiere Leute dafür, dass Passivkonstruktionen unpersönlich wirken und doppelte Verneinungen Braintwister sind. Wenn es um eine „Handreichung“ geht, die Menschen helfen soll, oder um einen Leitfaden, den Menschen befolgen sollen, rege ich an, aus dem unpersönlichen Passiv eine aktive Anredeform zu machen. Oder den abstrakt formulierten Leitfaden um eine persönlich formulierte Einleitung zu ergänzen.

Abstrakt:

Die Einhaltung der Grundsätze für Datensicherheit liegt in erster Linie im Eigeninteresse des Unternehmens.   

Compliance-Richtlinie

Weniger Nominalstil:

Es liegt im Eigeninteresse des Unternehmens, die Grundsätze für Datensicherheit einzuhalten.

Persönlich:

Es liegt in Ihrem Interesse, die Grundsätze für Datensicherheit einzuhalten.

Der Nominalstil ist auch nicht totzukriegen, oder?

Ganz richtig. Die Substantivitis ist in juristischen Kreisen immer noch weit verbreitet. Man braucht die Substantivierungen ja auch oft genug. Wenn es um eine Genehmigung oder einen Widerruf geht, sprechen wir von einer semantischen Kategorisierung, das heißt, von einem Verb, das zu einem Vorgang geworden ist.  Auch hier geht’s in meinen Kursen darum, zu überlegen: „brauche ich die Substantivierung oder geht’s auch ohne?“

Vorher – mit zig Substantivierungen

Die entsprechende Hilfestellung ist im Rahmen der Beaufsichtigung, der Unterstützung in Form von Bereitlegen aller Gegenstände und Hilfsmittel und der Anleitung gegeben.

Nachher:

Die entsprechende Hilfestellung besteht darin, zu beaufsichtigen, zu unterstützen, indem man alle Hilfsmittel bereitlegt und anleitet.

Und wie war das mit dem Floskelkoffer, den Juristinnen mit sich rumtragen?

Ja, den gibt es. Texte von Anwältinnen erkennt man oft daran, dass sie vollgepropft sind mit scheinbar präzisen, in Wahrheit aber oft gänzlich überflüssigen Füllwörtern und Details. Mein Lieblingsbeispiel für das Füllwort „in Anbetracht“ stammt aus meinem eigenen Buch „Klartext für Anwälte“:

Vorher:

„In Anbetracht der erneuten baulichen Aktivitäten einer Ameisengruppierung zwischen Terrassentür und Küchenschrank ist der Einsatz eines Anti-Insektensprays zu erwägen.“

Klartext für Anwälte von Eva Engelken

Nachher:

„Weil die vermaledeiten Viecher schon wieder eine Ameisenstraße von der Terrassentür zum Küchenschrank gebaut haben, kriegen sie jetzt Gift auf die Rübe.“

Klartext für Anwälte von Eva Engelken

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Kategorie: Aktuelles Stichworte: Kommunikationstraining, Nominalstil, Schreibtraining

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