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Framing II: Wie ARD und ZDF den Rassismus in die erste Reihe gesetzt haben

18. Juni 2018 von Eva Engelken 11 Kommentare

Für alle, die sich wundern, warum die Grünen-Politikerin Claudia Roth zum ersten Deutschlandspiel der Fußball-WM 2018 die Fans gemahnt hat: „Feiern ja, Nationalismus nein“, ist hier eine Erklärung: Die öffentliche Meinung ist geprägt durch die Angst- und Hassgeschichten, die gewisse Parteien und interessierte Kreise seit rund zweieinhalb Jahren verbreitet haben wollen.

Ein entscheidender Mithelfer bei der Verbreitung ist der von unseren Gebühren finanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk. Eigentlich sollte er die Bevölkerung aufklären und so die Demokratie stärken, tatsächlich aber hat er die öffentliche Meinung manipuliert, indem er die Frames rechter Parteien wie ein gigantischer Hammer in die Köpfe der Leute gehämmert hat. Carolin Emke kritisierte kürzlich in der Süddeutschen Zeitung die Verantwortungslosigkeit des Rundfunks.

Wie die Grafik zeigt, haben ARD und ZDF seit Januar 2015 in 73 Prozent ihrer Talkshows die Flüchtlinge und alles rund um Integration zum Thema gemacht. Der Twitterer Papaleaks twitterte am 6. Juni seine Zählung (Grafik).

Ich hab mir dann mal die Mühe gemacht: darüber diskutierten seit 1. Januar 2015 @annewill, @maischberger, @hartaberfair und @maybritillner. Themen mit weniger als 2 Sendungen hab ich ausgeblendet. pic.twitter.com/yQRlnvNgtH

— Alex (@Papaleaks) 6. Juni 2018

Grafikadresse: https://t.co/ibtyISD9mA

Warum bringt es der AfD Stimmen, wenn ARD und ZDF über Flüchtlinge talken?

Die Talkshows bringen der AfD Stimmen, weil kurz gesagt jede Erwähnung der Flüchtlinge und der damit zusammenhängenden angstbesetzten Themen mächtige Frames aufruft, die die AfD als Retter erscheinen lassen. Das wirkt umso besser, wenn Mitglieder dieser Partei auch noch persönlich anwesend sind.

Um das verstehen, muss man sich die Wirkung von Frames angucken. Wie ticken wir und wie beeinflussen Frames unsere Vorstellungen und damit unser Handeln?

Unser Handeln wird durch unbewusste Vorurteile beeinflusst

Anders als man es sich gerne wünscht, handeln wir nicht ständig bewusst und planvoll. Täten wir es, kämen wir bis abends nicht aus dem Bett heraus. Vielmehr handeln wir praktischerweise die meiste Zeit automatisiert, denn so müssen wir nicht jedes Mal nachdenken, wenn wir uns die Nase putzen. Wir richten wir uns nach einer Vielzahl mehr oder weniger bewusster Vorstellungen, Erfahrungen und Vorurteile, sogenannte Unconscious Bias. Man könnte sagen, wir sortieren die Welt um uns herum in Schubladen ein, um schneller und ökonomischer zu handeln.

Der schnelle Weg, jemanden zu einem Handeln zu bringen: Angst erzeugen

Diese Schubladen voller Vorstellungen, Erfahrungen und Vorurteile muss man öffnen, wenn man unser Verhalten beeinflussen will. Wer unser Verhalten beeinflussen will, muss genau zwei Hebel bewegen:

Er muss

a) aus all unseren Vorstellungen diejenigen wachrufen, die zu dem gewünschten Verhalten passen und

b) uns ein Motiv geben, unser Verhalten tatsächlich zu ändern.

Bedürfnishierarchie: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral

Dazu muss man betrachten, warum Menschen handeln. Sie tun es, um Bedürfnisse zu befriedigen. Diese sind bekanntermaßen hierarchisch geordnet: Unsere Grundbedürfnisse nach Essen, Trinken und einem sicheren Schlafplatz wiegen im Zweifelsfall mehr als unsere Bedürfnisse der Gemeinschaft zu dienen oder alle Gesetze einzuhalten. Wie schon Bert Brecht sagte: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“.

Je grundlegender oder existenzieller die Bedürfnisse sind, desto tiefer sitzt die Angst, sie nicht erfüllt zu bekommen. Entsprechend stark motiviert uns die Angst, etwas gegen die Bedrohung zu unternehmen.

Manipulationsrezept: Eine Bedrohung behaupten und einen Angreifer benennen

Daraus ergibt sich ein simples Rezept, um Menschen zum Handeln zu veranlassen:

  1. Wecke in ihnen die Vorstellung, dass ein möglichst elementares Gut bedroht sei.
  2. Zeige ihnen den bösen Angreifer und fordere sie auf, ihn zu bekämpfen.

Der Griff, um die gewünschte Schublade aufzuziehen, ist das Framing. Wie erläutert, aktiviert jedes Wort, das wir hören, in unserem Kopf bestimmte Frames, also eine Bedeutung über seinen Wortlaut hinaus. Wir verbinden mit dem Wort unsere körperlichen Erfahrungen und unser abgespeichertes Wissen über die Welt.

Wörter aktivieren Frames, also abgespeichertes Wissen über die Welt

Wollen wir in Menschen zum Beispiel das Gefühl von Spaß am Reisen auslösen, müssen wir nur Wörter verwenden, die mit entsprechenden Vorstellungen verknüpft sind.

Gehen Sie auf eine beliebige Tourismus-Website und Sie finden Begriffskombinationen wie „Lust am Leben“ oder „Geschmack der Kindheit“ und Sie sehen Bilder, die essende Familien mit Kindern und glitzerndes Wasser mit grünen Ufern zeigen. Storytelling ist nichts anderes als erweitertes Framing.

Die richtigen Wörter aktivieren die Vorstellung von Belohnung oder Gefahr

Wollen wir umgekehrt in den Menschen Angst erwecken, müssen wir ihnen Wörter nennen, die die Vorstellung einer Bedrohung auslösen. Wollen wir die Menschen dazu bringen, gegen die Bedrohung vorzugehen, müssen wir ihnen den Angreifer nennen. Oder ihnen anbieten, als gewählte Partei dafür zu sorgen, dass der Angreifer verschwindet.

Die AfD macht nach diesem simplen Bauplan Politik. Sie und ihre Vordenker haben in den Köpfen ihrer Wähler erfolgreich die Vorstellung erzeugt, dass Deutschland bedroht sei. Ja sogar noch konkreter: „Die Deutschen sterben aus.“

Statt Lust am Leben Angst vorm Aussterben oder der Überflutung

Auszusterben ist die umfassendste Bedrohung für das eigene Leben, die man sich vorstellen kann. Man stirbt nicht nur selber, was ja sowieso irgendwann dran ist, auch die Nachkommen haben in diesem Bedrohungsszenario keine Chance mehr.

Als Angreifer, die für diese vorgestellte Misere verantwortlich sind, nennt die AfD die Flüchtlinge, die in ihrem Framing seit 2015 als FlüchtlingsSTROM das Land überschwemmen. Organisationsverantwortliche ist Angela Merkel, die die Schleusen für den Strom geöffnet und damit Deutschland verraten hat. Unterstützer sind die als Lügenpresse geschmähten Medien und die als Gutmenschen diffamierten Menschen, die den Flüchtlingen helfen.

Mit solchen Bedrohungsszenarios zu arbeiten, ist nicht neu. Die geistigen Vorgänger der AfD, Hitler, sein Propagandaminister Josef Goebbels & Co beschworen seit 1925 das Bild vom bedrohten Deutschen, dem mangels Land der Hungertod drohte. Als zu bekämpfenden Angreifer etablierten sie „den Juden“.

Medien hämmern die Frames in die Köpfe der Leute. Immer und immer wieder

Damit ein solches Framing tatsächlich Wirkung entfaltet, muss noch ein wichtiger Faktor dazu kommen: Die Frames von der Bedrohung, dem Angreifer und den Unterstützern, die es zu bekämpfen gilt, müssen weiträumig und immer wieder und wieder in die Köpfe der Leute einsickern.

Ein positiver Frame würde Einreisende als Bereicherung vorstellbar machen

Wenn die Angstframes nicht verbreitet werden, können sich gegenteilige Frames Bahn brechen. Also Frames, die Gewinn versprechen oder etwas anderes Gewünschtes als Belohnung für das Handeln in Aussicht stellen.

Zum Beispiel die Vorstellung, dass Deutschland nicht ausstirbt, sondern im Gegenteil wächst und floriert, wenn Menschen herziehen. Oder die Vorstellung, dass es Deutsche und Deutschland noch reicher macht, wenn einreisende Menschen ihren Wissens- und Erfahrungsschatz und ihre Arbeitskraft, ihr Humankapital, einbringen. Das wäre dann ein Belohnungsframe. Die Aufforderung würde lauten: „Nehmt alle Anstrengungen auf euch, um den Ankömmlingen hier zu helfen, denn sie bereichern euer Leben und helfen obendrein, euern Reichtum und eure Rente zu sichern.“

An solchen positiven Vorstellungen hat eine Partei wie die AfD aber kein Interesse. Ihr Interesse ist es, dass ihre Angstframes ständig in der Öffentlichkeit präsent sind, denn nur so kann sie sich als Retterin gegen die behauptete Bedrohung präsentieren und so Menschen dazu bringen, sie in die Parlamente zu wählen.

Jedes Medium, das ihr den Gefallen tut, ihren Bedrohungsframe zu erwähnen, spielt ihr in die Hände. Fünf Sendungen über Flüchtlinge sind fünf Werbesendungen für die AfD. Fünf Headlines über Alexander Gauland aktivieren die von der AfD gewünschten Angstframes und führen ihr WählerInnen zu.

Aber Medien berichten doch auch kritisch über das „Flüchtlingsthema“

Wie schon im anderen Beitrag dargestellt, macht es einen Frame nicht wirkungslos, ihn zu negieren oder zu kritisieren. Jede Nennung des frameauslösenden Wortes aktiviert die damit verbundene Vorstellung.

Zudem ist das angstauslösende Framing rund um das „Flüchtlingsthema“ inzwischen so breit besetzt, dass es schon reicht, von der Flüchtlingsproblematik zu sprechen, und schon werden in den Köpfen der HörerInnen alle damit verknüpften Angstframes aktiviert.

Dabei, die Angstframes in so vielfältiger Form zu verbreiten, haben die öffentlich-rechtlichen Medien an vorderster Front mitgemischt. Sie saßen sozusagen in der ersten Reihe, wenn es darum ging, die AfD-Angst- und Hassgeschichten zu verbreiten. Umgekehrt haben sie sich bedeckt gehalten, wenn es darum ging, ein alternatives Framing zu verbreiten.

Angstframes verbreiten in drei Schritten

  • Schritt eins: Ein Bedrohungsszenario entwickeln
  • Schritt zwei: Wirkungsvolle Frames finden, die dieses Bedrohungsszenario begreifbar machen, z.B. „Flut“, „Aussterben“ etc.
  • Schritt drei: Die Frames den Leuten in die Köpfe hämmern – über die Medien

Wie die Grafik oben zeigt, haben sich ARD und ZDF mit ihren Talkshows & Co bewusst oder grob fahrlässig zum Erfüllungsgehilfen der AfD machen lassen. Immer und immer wieder haben sie in unterschiedlichen Variationen das Framing rund um die böseen Flüchtlinge und die AfD als Retter aktiviert.

Positive Frames etablieren in drei Schritten

Um Frames zu entkräften, reicht es nicht, sie zu negieren, also zu sagen: „Nein, wir Deutschen sterben doch gar nicht aus“, sondern man muss wirkungsvolle Alternativframes aktivieren. Und man müsste sofort aufhören, die gegenteiligen Frames zu aktivieren. Gefordert sindd hier Politiker anderer Parteien und sämtliche Medien unseres Landes. Mitwirken können aber auch wir alle, die wir lesen, chatten, bloggen oder reden.

Was jedem Reiseprospekt gelingt, nämlich das Fremde in der Vorstellung der Leute mit Exotik, Spaß, Gastfreundschaft, Bereicherung etc. in Verbindung zu bringen, könnten Medien ohne weiteres auch in Bezug auf die unser Land betretenden Menschen aus anderen Ländern tun. Sie müssten dabei nicht mal verschweigen, dass das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Verhaltensweisen zu Konflikten führt und man vielleicht unterschiedliche Sprachen spricht.

Schritt eins: Ein Belohnungsszenario entwerfen und benennen

Schritt zwei: Passende Frames finden:

Einreisende als Bereicherung, Gewinn für unser Land etc. begreifbar machen. Uns selber als gute und kompetente Zuwanderungsmanager bezeichnen. Etc. Eben Storytelling at its best

Schritt drei: Positive Frames in die Köpfe der Leute hämmern – über die Medien

Um die angstauslösenden Frames zu entkräften, die zu einer Verbreitung von Angst und Rassismus und zu Wahlsiegen der AfD geführt haben, müssten alle Medien etwas ganz Revolutionäre tun:

Einfach über die AfD und ihre Themen und ihre Provokationen NICHT MEHR BERICHTEN.

Wenn über die entsprechenden Themen berichtet werden muss, dann ohne Erwähnung der besagten Partei. Und mit positivem Framing.

Also, bittesehr, ARD und ZDF. Sie wissen, über wen Sie ab sofort nichts mehr berichten, oder?

Danke!

 +++Ergänzung: Die von Politik und Medien geschürte Angst steht im Gegensatz zur tatsächlichen Sicherheit, schreibt Der Stern am Weltflüchtlingstag: „Die barbarischen Morde, begangen von Flüchtlingen, können wie Anzeichen einer dramatisch gestiegenen Gefahr aussehen. Doch das Gegenteil trifft zu: Vor gut fünf Jahren begann der große Flüchtlingszustrom nach Deutschland. Seitdem ist die Zahl der Straftaten nicht gestiegen, sondern deutlich zurückgegangen.“  +++

+++Ergänzung 2: Die Nachdenkseiten erläutern in einem spannenden Beitrag, wie die Medienberichterstattung von interessierten Kreisen manipuliert wird: „Stellen Sie sich vor, Sie sind ein superreicher Mensch oder ein gewissenloser NATO-Generalsekretär oder der Koordinator der westlichen Rüstungswirtschaft oder ein Manager des DeepState. Eine Begrenzung der finanziellen Mittel gibt es für Sie de facto nicht. Eine ethische Sicht auch nicht. Dann ist doch klar, was Sie sich ausdenken und das entspricht ziemlich dem, was wir de facto heute erleben: […] Sie machen Propaganda und beeinflussen so die veröffentlichte Meinung und die öffentliche Meinung und bestimmen damit bei den politischen Entscheidungen mit. […] Propaganda gelingt dann besonders gut, wenn man sich einzelne Medien dienstbar macht.“ +++

+++Ergänzung 3: Die Rheinische Post weist auf das Auseinanderklaffen von Wahrnehmung und Realität hin und verweist auf Zahlen des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge:  

„68,5 Millionen Menschen waren im Jahr 2017 weltweit auf der Flucht. In Europa erwecken Populisten den Eindruck, die westlichen Länder nähmen sich der vielen Vertriebenen an. Doch unter den zehn Ländern, die die meisten Flüchtlinge aufnahmen, taucht nur ein westliches Land auf.“ (Deutschland mit rd. 970.400 Flüchtlingen, die derzeit hier leben).+++

Kategorie: Aktuelles, Kommunikationstipps, Strategie Stichworte: Framing, Kommunikation, Linguistik, Politik, Rhetorik, Schwarze Rhetorik, Sprache, Storytelling

Schwarze Rhetorik: Gutmenschenlektion 3: Keine Angst vor dem Schwanzlängenvergleich!

16. November 2016 von Eva Engelken Kommentar verfassen

Klartext für Anwälte by Eva EngelkenSeit dem Wahlsieg von Trump läuft hier die lockere Serie der „Gutmenschenlektionen in Schwarzer Rhetorik“. Denn so traurig es ist: Mit edlen Manieren alleine sieht man gegenüber Stänkerern alt aus. Auch zur heutigen Lektion passt das Buch „Tough Talk: Die Die rhetorischen Spielregeln zum Überleben im Haifischbecken“ von Marc-Stefan Daniel, Wiley Verlag 2016.

Ich persönlich bin seit vielen Jahren Mitglied in einem fantastischen, in allen Lebens- und Berufsbereichen extrem hilfreichen Netzwerk, auch Texttreff genannt. Die Mitglieder pflegen einen sehr wertschätzenden Umgangston. Streit kommt wie überall vor, aber Stinkstiefel, deren Hauptanliegen es ist, schlechte Luft zu verbreiten, haben dort keine Chance. Das mag daran liegen, dass die Mitglieder traditionell alle weiblich, berufstätig und des Schreibens mächtig sind. Das erweitert den kommunikativen Spielraum. Der wertschätzende Umgangston mag aber auch daran liegen, dass die Mitglieder keine Männer sind. Männer müssen traditionellerweise vor jeder Sachdiskussion erst einmal den unerlässlichen Schwanzlängenvergleich hinter sich bringen, ehe sie beginnen können, um eine konstruktive Lösung zu ringen.  Alle, die das leidige Gockelgehabe kennen, ob aus Politik, kirchlichen, karitativen oder schulischen Ehrenämtern, wissen es zu schätzen, wenn es entfällt.

Es geht nicht darum, Stinkstiefel lieb zu haben, sondern ihnen Respekt abzunötigen

Nun ist aber nicht die ganze Welt ein netter wertschätzender Ort. Die Anhänger von Alptrump und anderen Populisten gehören vielfach zur Kategorie Stinkstiefel. Sie sind dominant und gehässig. Mit solchen Persönlichkeiten kommt man nur klar, wenn man ihnen zeigt, wo der Hammer hängt. Es geht ja nicht darum, sie liebzuhaben, sondern es geht darum, ihnen glasklar zu sagen:

„Ihr lügt!“ und: „Ihr habt und ihr seid keine Alternative!“

Auch harmoniebedürftige Gutmenschen dürfen zeigen, wo der Hammer hängt

Um das im privaten Kreis, am Stammtisch, in sozialen Netzwerken, im Betrieb oder im Kundengespräch zu tun, muss man dazulernen. Man muss auch als harmonieliebende und Wertschätzung schätzende Gutmenschenfrau lernen, solchen Personen argumentativ eins zwischen die Hörner zu geben. Allgemeiner gesprochen: Mensch muss sich Respekt verschaffen, sonst kann mensch eine sachliche Diskussion vergessen. In einer von Wertschätzung geprägten Atmosphäre kann man darauf verzichten, denn da ist der Respekt schon da. Doch wenn einem Misstrauen oder gar Geringschätzung entgegenschlägt, kann man jede sachliche Argumentation vergessen, bevor man sich nicht Respekt verschafft hat. Gilt allgemein gesprochen nicht nur für die Stammtischdiskussion, sondern hilft auch bei harten Verhandlungen im Geschäfts- und Kanzleialltag.

Marc-Stefan Daniel, Autor von „Tough Talk“, bringt das schön auf den Punkt. Er erklärt, dass ein defensiver, diplomatischer oder kooperativer Verhandlungsstil in solch einer Situation die „Grundlage für eine Asymetrie“ im Gespräch lege. Asymetrie bedeutet: Eine Seite zeigt Respekt, die andere nicht. Eine Seite trachtet danach, zu dominieren, die andere Seite lässt sich dominieren. Daniel sagt:

„Zum Spiel gehören immer zwei, einer, der ausprobiert, was er mit dem anderen machen kann und ein anderer, der es mit sich machen lässt. Die Verantwortung für die Asymetrie liegt nicht nur beim Kontrahenten.“

Wer sich auf die Sachebene zurückzieht, bezahlt einen hohen Preis: den, nicht für voll genommen zu werden

Dass zwei dazu gehören, muss man erst einmal verstehen und akzeptieren. Dann versteht man auch, warum eine von vielen Frauen gern genommene Lösung leider keine ist. Frauen sagen angesichts von verbalen Machtkämpfen schon mal mal gerne:

„ich lass mich auf dieses ganze Gegockel doch nicht ein, mir geht es doch um die Sache!“

Mit solchen Worten weichen sie dem verbalen Schlagabtausch aus, das ja. Doch dafür bezahlen sie einen hohen Preis. Denn mit diesem Rückzug auf die vermeintlich vernünftige Sachebene setzen sie die Sache selber aufs Spiel. Sie riskieren nämlich, genau in der Sache nicht für voll genommen zu werden. Damit verschlechtern sie ihre Position in jeder Hinsicht. Jemand, der nicht für voll genommen wird, kann weniger Geld verlangen, kann andere schlechter mitreißen, wird leichter übergangen.

Welche Lehre können Diskutanten daraus ziehen?

  • Immer dort, wo nicht per se ein wertschätzender Umgangston herrscht, reicht eine an der Sache orientierte Diskussion nicht aus.
  • Diskutanten müssen sich vorab und bei Bedarf immer wieder Respekt verschaffen. Erst wenn der Respekt und damit die Symetrie hergestellt ist, ist eine an der Sache orientierte Diskussion möglich.
  • Also: Keine Angst vor dem Schwanzlängenvergleich! Er hat sein Gutes.

Lesen Sie mehr zum Thema: „Wie verschaffe ich mir in einer Diskussion Respekt?“ bei der nächsten Lektion.

Bisher erschienen:

Gutmenschenlektion 2: Erkenne Narzissten

Gutmenschenlektion 1: Zerfleische dich nicht selbst!

Kategorie: Aktuelles, Kanzleikommunikation, Klartext schreiben, Strategie Stichworte: Rhetorik, Schwarze Rhetorik

Deutsch lernen mit Musik: Welcomegrooves – kostenloser Audio-Sprachkurs für Flüchtlinge

14. Oktober 2015 von Eva Engelken 2 Kommentare

Eva-Brandecker
Eva Brandecker, Audio-Produzentin und Initiatorin von Welcomegrooves.de

WelcomegrooveslogoIch bin geflasht von diesem großartigen Projekt, von der mitreißenden Kreavitität und Tatkraft von Eva Brandecker (Thegrooves) und davon, dass so viele tolle Menschen, von denen ich viele aus dem Texttreff kenne, mitgearbeitet haben. Wenn ich das hier poste, hoffe ich, dass das vielleicht auch die eine oder andere Kanzlei anspricht, von denen sich ja auch sehr viele für Flüchtlinge oder andere wichtige soziale Belange engagieren.

welcomegrooves – der kostenlose Audio-Sprachkurs für Flüchtlinge und Helfer in über 20 Sprachen ist online: www.welcomegrooves.de. Ehrenamtlich inititiiert von Eva Brandecker, Produzentin der Audio-Sprachkurs-Reihe „The Grooves“ und unterstützt von rund 70 Kreativen aus den Bereichen Musik, Sprache und Text, Gestaltung, Technik und Social Media.

Worum geht’s in dem Audio-Sprachkurs?

Es gibt sechs Lektionen und Kulturtipps. Die Welcomegrooves enthalten sechs Lektionen mit nützlichen Wörtern und Sätzen für die Basiskommunikation im Alltag der Flüchtlinge. Anhören oder als MP3 aufs Handy laden kann man die welcomegrooves auf www.welcomegrooves.de. Dazu gibt’s die Tipps zum Download in Schriftform.

In welchen Sprachen gibt es die Deutschlektionen?

In ganz vielen Sprachen: Außer in Englisch gibt’s die Lektionen auf Französisch, Spanisch und Russisch. Ferner auf Serbisch, Bosnisch, Arabisch, Farsi, Tigrinya, Urdu, Somali, Hausa, Kiswahili, Amharisch und andere. Nach und nach soll die Palette der Übersetzungen mit Hilfe der Netzgemeinde noch erweitert werden.

Warum funktioniert das Deutschlernen mit Musik so gut?

Das erklärt Eva Brandecker: „Schöne Musik und warme Stimmen sind emotional und können eine angenehme Stimmung erzeugen. Eine gute Gelegenheit, um zeitgleich zum Deutschlernen auch ein paar positive Wünsche zur Gegenwart und Zukunft einzubringen“.

Eva Brandecker hat mit ihrem Unternehmen Thegrooves bereits Audio-Sprachtrainer für fünfzehn Sprachen aufgenommen, dabei saßen auch schon Udo Wachtveitl, Emil Steinberger und Josef Hader bei ihr vor dem Mikrofon. Indem sie Sprache mit eingängigen Klängen kombiniert, sorgt sie dafür, dass der Wortschatz besser im Gedächtnis bleibt und sich der Lernerfolg durch reines Zuhören einstellt.

Wie sind die welcomegrooves entstanden?

Um ihre Idee eines kostenlosen Audio-Deutschkurses verwirklichen zu können, hat Eva Brandecker ihren Freundeskreis und ihr großes Netzwerk mobilisiert – mit überwältigendem Erfolg: Innerhalb von wenigen Tagen meldeten sich rund 70 engagierte Menschen, die sich alle unentgeltlich für die welcomegrooves einsetzen: professionelle Sprecherinnen und Sprecher, zwei Tonstudios und Fachleute für Übersetzungen, Musik, Text und Social Media. Unterstützung gibt es außerdem von Mitarbeitern von Flüchtlingsinitiativen und nicht zuletzt von Flüchtlingen selbst.

Wie geht’s weiter? Sponsoren und Förderer gesucht für Phase 2 – welcomegrooves als App

Für Phase 2 sucht Eva Brandecker noch nach Sponsoren und Förderungen. Zum einen sollen weitere Sprachen dazu kommen. Außerdem soll es ergänzend zum Sprachkurs in der zweiten Phase Schilder mit der Aufschrift welcomegrooves in vielen Sprachen geben. Bibliotheken, Geschäfte oder auch Privatleute können sie ans Fenster kleben und so signalisieren: Hier sind Flüchtlinge willkommen, hier können sie die welcomegrooves kostenlos herunterladen und/oder Lektionen ausdrucken. „So könnte ein kleines Gespräch entstehen, aber auch eine Einladung zum weiteren Kennenlernen oder auf einen Kaffee“, hofft Eva Brandecker.

Weitere Pläne des Teams sind weitere Lektionen – über die sechs Basislektionen hinaus, etwa speziell für Kinder. Angedacht ist auch eine erweiterte Variante als App. Dazu wünschen sich Eva Brandecker und Team noch Sponsoren oder Förderungen.

Kontakt zu welcomegrooves:

  • Brandecker Media & Friends
  • c/o Brandecker Media Verlag
  • Eva Brandecker
  • Hoffeldstraße 33
  • 40235 Düsseldorf
  • E-Mail: welcome@thegrooves.de
  • Tel.: +49 (0) 151 – 59787478
  • Fax: +49 (0) 3212 – 102 78 59
  • Bilder und Presseinfos zum Download in der Dropbox: http://bit.ly/1Ou4wlw

welcomegrooves im Internet:

  • http://welcomegrooves.de/
  • http://blog.thegrooves.de/
  • http://www.facebook.com/thegrooves
  • http://twitter.com/thegrooves
  • https://storify.com/KuWiWege/deutschlernen-mit-den-welcomegrooves

Kategorie: Aktuelles, Strategie Stichworte: Corporate Social Responsibility, CSR, Deutsch, Flüchtlinge, Kommunikation

Interview mit Gudrun Happich zur Kanzleiführung: „Wer für Geld gekommen ist, geht auch für Geld“

29. September 2014 von Eva Engelken Kommentar verfassen

Gudrun Happich
Gudrun Happich, Executive Coach, im Interview mit Eva Engelken über Führung und Wertschätzung in Kanzleien
was-wirklich-zaehlt-buch
Buch „Was wirklich zählt“ von Gudrun Happich

Gudrun Happich, die Gründerin des Galileo Instituts für Human Excellence, lernte ich kennen, als sie 2011 ihr Buch „Ärmel hoch“ veröffentlichte. 2014 hat die Kölner Unternehmensberaterin das zweite Buch „Was wirklich zählt!“ herausgebracht. In beiden geht es um ihren Beratungsansatz der bioSystemik®, welcher biologische Phänomene heranzieht, um Prozesse in Unternehmen zu verstehen. Da Anwaltskanzleien faszinierende Organismen und starkem evolutionären Druck ausgesetzt sind, habe ich Gudrun Happich zur idealen Führungsstruktur und zum Recruiting in Kanzleien befragt.

Klartext Anwalt: Frau Happich, traditionell sind Kanzleien als Partnerschaftsmodell organisiert. Die jungen Anwälte arbeiten bis zum Umfallen mit der Aussicht, irgendwann Partner zu werden. Die Alten streichen umso mehr Gewinn ein, je mehr die Mannschaft buckelt. Ist das noch zeitgemäß?

Happich: Früher funktionierte das. Doch in Kanzleien, wo die Alten immer weniger Junioren zu Partnern werden lassen – wie das ja seit einigen Jahren in großen Kanzleien der Fall ist –, wird das Buckeln eher unattraktiv. Hinzu kommt: Die Jungen wollen gar nicht mehr um jeden Preis Partner oder Partnerin werden. Das ist nicht anders bei Zahnärzten. Auch da stellt mancher alte Zahnarzt verwundert fest: Die Jungen wollen sich einfach nicht mehr totarbeiten. Und die Verantwortung der Selbständigkeit erscheint vielen auch nicht mehr attraktiv.

Klartext Anwalt: Die Jungen kündigen den Generationenvertrag auf?

Happich: Mehr oder weniger. Vielen jungen Anwälten oder Anwältinnen sind die interessante Arbeit oder auch Work-Life-Balance wichtiger als die vage Aussicht auf den Partnerstatus. Abgesehen davon haben einige gar nicht das Zeug dazu, Partner zu werden.

Klartext Anwalt: Das heißt, sie sind froh und glücklich als Angestellte und würden das auch gerne bleiben?

Happich: Ganz richtig. Sie sind gute Juristen beziehungsweise Juristinnen. Aber sie können und wollen die hohe Verantwortung nicht tragen. Sie haben Spaß an der Juristerei, engagieren sich in der Sache, wollen eine gute Bezahlung, aber nicht die Partnerschaft. Auf der anderen Seite gibt es die, die gut darin sind, die Organisation zu machen. Ein erfolgreiches Unternehmen braucht immer beide.

Klartext Anwalt: Die klassische Führungsstruktur einer Kanzlei spiegelt das aber nicht wieder. In der Partnerversammlung, dem obersten Führungsgremium, haben diejenigen Partner das Sagen, die fachlich am besten sind und die größten Mandate heranschleppen. Eine Fehlkonstruktion?

Happich: Es hat lange Zeit gut funktioniert, aber damals waren eben die Rahmenbedingungen auch anders. Ich würde also eher sagen: es ist nicht mehr zeitgemäß. In der Evolution gibt es ein Grundgesetz für Erfolg: Derjenige, der am besten über seine Kernkompetenzen und Stärken Bescheid weiß, diese einsetzt und sich an die permanent sich ändernden Rahmenbedingungen/Umfeldbedingungen anpasst, der wird überleben, sprich, das Rennen machen.

Klartext Anwalt: Mittlerweile haben immer mehr Kanzleien moderne Support-Abteilungen: Human Ressources, Business Development, Marketing, IT, Finanzen und Office Management. Ist das schon ausreichend, um von einer modernen Management- und Unternehmensstruktur zu sprechen?

Happich: Tools alleine reichen nicht, um anders zu sein. Nur weil ich über die bestehende Post-Struktur modern schreibe, wird ja auch noch kein modernes Postunternehmen draus, oder? Es geht immer darum, was mache ich daraus? Und zu einer Struktur gehört immer auch eine Kultur – und die ist eine Frage der Einstellung und Haltung. Welche Geisteshaltung liegt vor? Wo ist das gemeinsame Ziel, eine verbindende Vision, die Sinn stiftet? Ist das geklärt, dann können diese Abteilungen wirkungsvoll sein, um die Ziele zu erreichen.

Klartext Anwalt: Kanzleien unterscheiden zwischen Berufsträgern einerseits und Nichtberufsträgern andererseits. Zu den Nichtberufsträgern gehören alle, vom IT-Mitarbeiter über die Sekretärin bis hin zur Personalleiterin. Das hat natürlich berufsständige Gründe. Wer keine Anwaltszulassung hat, darf in Deutschland keinen kostenpflichtigen Rechtsrat erteilen. Erschwert solch ein Berufsverständnis die Bildung von modernen Managementstrukturen?

Happich: Die Unterscheidung in Berufsträger und Nichtberufsträger gibt es ja auch bei anderen berufsständisch geregelten Berufen. Also bei Ärzten, Steuerberatern oder Wirtschaftsprüfern. Und sie hängt natürlich damit zusammen, dass die anwaltliche Beratungsleistung gewisse Kenntnisse erfordert. Trotzdem muss ein Umdenken stattfinden, dass nämlich die Berufsträger sich klar machen, dass sie nicht alleine die Kanzlei führen können. Solange jedoch die Meinung vorherrscht: Die einen sind wertiger und besser und die anderen weniger, ist es mit der Wertschätzung und dem respektvollen Umgang auf Augenhöhe schwer. Und ein Sklave engagiert sich nun mal nicht aus dem Inneren heraus bzw. aus tiefer Überzeugung für den Herrn.

Klartext Anwalt: Anwälte gehen davon aus, dass sie im Grunde alles viel besser könnten?

Happich: So ungefähr. Dabei wäre es utopisch anzunehmen, dass Anwälte und Anwältinnen auch sämtliche Aufgaben der sonstigen Kanzleimitarbeiter beherrschen könnten. Zwei juristische Staatsexamen sind kein Beleg für Management-Skills. Eine erfolgreiche Kanzlei zeichnet sich dadurch aus, dass in ihr die Qualitäten aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wertgeschätzt werden. Wertschätzung ist übrigens auch ein Faktor beim Recruiting.

Klartext Anwalt: Bisher setzen Kanzleien beim Recruiting vor allem auf den Faktor Geld. Speziell die Großkanzleien überbieten sich mit immer höheren Honoraren. Ein Irrweg?

Happich: Wer für Geld gekommen ist, geht auch für Geld. Die zahlreichen Kanzleiwechsler belegen die geringe innere Bindung der Partner an eine Kanzlei. Kanzleien, die ihre Fachkräfte stärker an sich binden wollen, dürfen nicht nur auf Geld und geldwerte Vorteile setzen. Erst recht, wenn die Partnerschaft keine realistische oder attraktive Option ist.

Klartext Anwalt: Wie sieht solche Wertschätzung konkret aus? Für die High Potenzials denken sich die Großkanzleien schon jetzt allerhand aus: Kanzleikindergarten, Support bei Einkäufen und privaten Erledigungen. Geht das in die richtige Richtung?

Happich: Nun, im Grunde geht es bei diesen Angeboten auch wieder um geldwerte Vorteile. Das ist schon ein guter Ansatz, reicht alleine aber nicht aus. Die bessere Frage ist doch: Lieber High Potential – was muss passieren – bei Dir und bei mir – das Du Dich bei uns wie zuhause fühlst und Deine volle Leidenschaft im Sinne des Unternehmens einbringst? Denn das ist die Voraussetzung für volle Leistung, für die der Arbeitgeber zahlen kann und will.

Das Ganze beruht auf einem Geben und Nehmen. Ein Unternehmen zahlt in der Regel gerne, wenn sich der Mitarbeiter von innen heraus engagiert. Ein Mitarbeiter legt sich in der Regel gerne ins Zeug, wenn er beim Unternehmen findet, was seinen inneren Werten und Lebensmotiven entspricht. Sprich, wenn mir die Arbeit Spaß macht, und ich dann auch noch mein Kind in den Kanzleikindergarten bringen kann beziehungsweise jemand anders meine Einkäufe erledigt, passt das gut zusammen.

Klartext Anwalt: Was muss sich beim Recruiting der anderen Mitarbeiter ändern?

Happich: Ich denke, es sollte immer mehr darum gehen: Was sind die Werte und Vorstellungen beim potenziellen Mitarbeiter? Passt das zu uns? Dann kann man den nächsten Schritt gehen und schauen: welche Qualifikation bringt der mit, und wo passt er/sie bei uns am besten? Sprich, erst die richtige Person, dann der richtige Platz oder die richtige Position. Person geht vor Qualifikation. Im Zweifelsfall kann man fehlendes Wissen noch nachsteuern. Aber wenn die Chemie beziehungsweise die Persönlichkeit nicht passt, dann kann man relativ wenig reparieren und auf lange Sicht auch mit keinem Geld der Welt wieder gerade rücken.

Klartext Anwalt: Wie sieht die Führungsstruktur einer modernen Kanzlei idealerweise aus? Wie kann man die Fachkräfte, die keine Managementqualitäten haben, da einbinden?

Happich: Das ist so pauschal mit zwei bis drei Sätzen nicht wirklich zu beantworten. Aber grundsätzlich kann man sich folgende Fragen stellen: Was ist unsere Vision? Wozu und wofür machen wir das eigentlich? Wer passt zu uns? Was und wen brauchen wir, um die Ziele zu erreichen? Welche Rahmenbedingungen gehören dazu? Welche Struktur passt dazu am besten? Sprich, die Struktur folgt dem Ziel, nicht umgekehrt.

Eine moderne Kanzlei kann noch mal ganz neu denken: Da gibt es eventuell die Spezialisten, die für Fachfragen die wichtigen Experten sind, die sogenannten Wissensarbeiter. Dann diejenigen, die einfach richtig gut führen können und schließlich die, die zeitweise Projekte gut handhaben können. Das alleine sind schon mal drei ausgewählte unterschiedliche Rollen mit unterschiedlichen Profilen. In einer modernen Kanzlei sind alle von gleichem Wert und Bedeutung.

Und diese Rollen können in einer modernen Kanzlei je nach Anforderung auch wechseln. Das Unternehmen Gore betreibt dieses sogenannte Amöben–Modell seit vielen Jahren und ist damit äußerst erfolgreich. Übrigens nicht nur von den Zahlen her, sondern auch von Arbeitgeberbewertung her.

Klartext Anwalt: Was für eine Person sollte der Geschäftsführer oder die Geschäftsführerin sein? Im traditionellen Modell ist das der Managing Partner respektive die Managing Partnerin? Von ihm oder ihr erwarten die anderen Partner hohe Umsätze aus der Mandatsarbeit und zugleich die Geschäftsleitung. Wenn ihre Legislaturperiode als Manager abgelaufen ist, müssen sie wieder in die Mandatsarbeit zurückfinden. Wer das nicht schafft, muss gehen. Was müsste sich ändern?

Happich: In meinem Buch „Ärmel hoch! – die 20 schwierigsten Führungsthemen und wie Top-Führungskräfte damit umgehen“ habe ich einen typischen Karriereweg im Unternehmen aufgezeichnet. Auf allen Ebenen geht es um Leistung, aber in jeder Ebene wird Leistung anders definiert. Bei der Rolle des Geschäftsführers zeigt sich die Leistung darin, dass er/sie sehr gut Beziehungen knüpfen kann, sowohl innerhalb als auch vor allen Dingen außerhalb des Unternehmens, Verhandlungen führen kann, dass er/sie gut Strategien entwickeln kann und ein hohes Maß an taktischem und politischem Kalkül zeigt. Auch ist er/sie in der Lage, andere zum Machen anzuleiten.

Im Grunde kann man sagen, während die anderen im Unternehmen arbeiten, arbeitet er am Unternehmen. Man kann sich das so vorstellen, dass er auf einem Berg steht und mit Weitblick in die Ferne schaut und immer wieder diese Perspektive einnimmt, einnehmen kann, während die anderen Rollen schauen, wie diese Visionen umzusetzen sind und das auch noch fachlich exzellent tun.

Vielen Dank für das Gespräch!

  •  Hier geht’s zur Website meiner Interviewpartnerin Gudrun Happich: http://www.galileo-institut.de/gudrun-happich.html.
  • Und hier gibt’s demnächst (ungefähr ab Mitte Oktober) mehr zum Thema Anwälte zu lesen: „111 Gründe, Anwälte zu hassen“.

Kategorie: Aktuelles, Interviews, Strategie Stichworte: Führung, Kanzleistrategie, Managing Partner, Partner, Persönlichkeit

Blogparade: Schreibblockaden lösen? Die heilsame Kraft der Deadline wirken lassen

18. Oktober 2013 von Eva Engelken 1 Kommentar

Text, Artikel, Fachbücher by Eva EngelkenWenn eine Formulierung scheußlicher klingt als die nächste, wenn das Hirn so leer ist wie das Papier auf dem Schreibtisch, kurz, wenn alles blockiert, was denken, tippen oder schreiben soll, nennt man das wohl Schreibblockade. Und wie kriegt man diesen Zustand weg?, fragt Kerstin Hoffmann in ihrer aktuellen Blogparade ( Link: http://www.kerstin-hoffmann.de/pr-doktor/2013/10/18/blogparade-schreibblockade/).

Frage das Problem, bis es gesteht, lautet der abgewandelte Rat eines berühmten, mittlerweile toten Werbeprofis. Fragen wir die Schreibblockade, warum sie entsteht. Die naheliegende Antwort ist: Schreibblockaden entstehen nur dann, wenn man oder frau respektive Anwalt oder Anwältin  – wir sind ja hier in einem Anwalts-PR-Blog – ein Schriftstück abgeben muss und nicht weiß, wie er oder sie so viel Weißraum auf so vielen Blättern geschmackvoll füllen soll.

Dann, und nur dann, schmerzt und zwackt die Schreibblockade, und zwar je doller, je drängender das Fristende näher rückt.

In den Sommerferien rutscht einem doch jede Schreibblockade den Buckel runter. Am Strand mit einem Cocktail in der Hand – pah! Was interessiert es einen da, ob man nun schreiben kann oder nicht, wenn man baden, trinken, sich verlieben kann! Aber im normalen Arbeitsalltag, da kann so eine Schreibblockade schon graue Haare machen.

Doch, wie der weise Zauberer Gandalf in Herr der Ringe zu sagen pflegt: Trost und Rat sind nah. Denn, wenn eine Schreibblockade wirklich unerträglich wird, weil eigentlich alles fließen müsste, damit das weiße Blatt doch noch voll wird…. DANN ist zugleich ihre Lösung in Sicht.

Dann entfaltet nämlich die Deadline ihre heilsame Kraft. Nichts beflügelt den gelähmten Geist mehr, wieder anzuspringen, als der Druck, etwas abzugeben zu MÜSSEN. Der erste laue Abgabetermin reicht dafür natürlich noch nicht aus, der zweite auch nicht, (“Frau Engelken, wir hatten doch…., Sie wollten doch …“). Aber wenn es wirklich eng wird, wenn mittlerweile schon zehn weitere Projekte aufgelaufen sind, die allesamt allerspätestens am nächsten Tag fertig und abgegeben sein müssten, weil sonst die Welt mindestens für zehn Minuten zusammenbricht, dann macht es im Gehirn knackknack, und widerwillig knirschend lösen sich die blockierten Scharniere.

Und frau oder man fängt – unter dem Druck der Umstände – einfach an, was zu schreiben. Vielleicht nicht sofort den Text, von dem sie Schreibblockade so lang abgehalten hat. Vielleicht einfach irgendetwas, doch so langsam kommt der deadline-induzierte Arbeitsrausch. Und man arbeitet ab, ohne nachzudenken. Sogar der Anpruch, es doch ganz besonders toll oder gar perfekt zu formulieren, vaporisiert, und schließlich schreibt man/frau einfach. , und wird dabei immer schneller und besser. Die  Blockade ist weg, es fließt wie ein Frühlingsbächlein, wenn der Schnee weg ist.

Und schließlich schaut frau/man auf das vollendete Werk und sagt sich: „Naja, hätte noch besser werden können, aber für die kurze Zeit ist das eigentlich gar nicht so schlecht!

Kategorie: Blogparade, Strategie Stichworte: AnwaltsPR, Schreibblockade, schreiben, Stil

Google, Anwalts Freund und Helfer

13. September 2012 von Eva Engelken 2 Kommentare

Was die Suchmaschine alles drauf hat

Von Eva Engelken und Christa Goede

Zählen Sie doch mal nach: Wie oft haben Sie heute schon gegoogelt? Keinmal, einmal, viele Male? Den eigenen Namen? Für die meisten von uns ist Google ein täglicher Begleiter: Wir interessieren uns für soziale Netzwerke, für politische und gesellschaftliche Ereignisse, das neue Gesetz, das neue Handy, oder wir suchen die neue Monsterbarbie, die sich unsere Tochter zum Geburtstag wünscht. Meist geben wir dafür unseren Suchbegriff in das Suchfenster ein und geben uns mit den Suchergebnissen zufrieden, die auf der ersten Seite stehen. Das machen die meisten Google-User so.

Unter Google Insight (http://www.google.com/insights/search/) kann man ablesen, welche Suchbegriffe weltweit pro Land und pro Kategorie gerade am häufigsten eingegeben werden. Wenn Sie die Kategorie „Gesetz und Regierung“ auswählen, sehen Sie in der Spalte „zunehmende Suchanfragen“ beispielsweise das „Meldegesetz“, welches in der Woche vom 9. bis zum 13. Juli die Schlagzeilen beherrschte. In der linken Spalte der Top-Suchanfragen finden Sie die Alltime-Suchfavoriten, welche vom Suchbegriff „Finanzamt“ dominiert werden.

Dehnen Sie Ihre Suche in der Kategorie „Gesetz und Regierung“ auf das ganze erste Halbjahr 2012 auf, entdecken Sie bei den Aufsteigern plötzlich Begriffe wie Gauck oder Wulff. Diese beherrschten im Frühjahr 2012 die Medien und damit auch die Suchanfragen. Derartige Rankings können Sie sich zunutze machen, um etwa die Nachfrage nach dem Produkt eines Mandanten oder die potenzielle Nachfrage nach einer eigenen Dienstleistung besser einschätzen zu können. Sie können zum Beispiel herausfinden, dass im September in Bayern die Nachfrage nach Dirndlkleidern ihr Jahreshoch erreicht – das hätte Ihnen allerdings auch Ihr gesunder Menschenverstand gesagt.

Aber mal angenommen, Sie sind auf Umweltrecht spezialisiert und wollen wissen, wie viele Personen bereits nach dem Begriff „Fracking“ suchen (= unkonventionelle Gasgewinnung durch Hochdruckwassereinleitung), könnten Sie herausfinden, dass erst seit 2010 nach dem Begriff gesucht wird, und dass Niedersachsen das größte Suchvolumen aufweist. Schon dieser kurze Blick auf die Top-Suchbegriffe unter Google Insight belegt, dass die meisten Leute einfache Suchbegriffe bei Google eingeben.

Suche abseits der ausgetretenen Pfade

Die linke Spalte der GooglesucheViel spannender – und ergiebiger – wird es jedoch, wenn man die klassische Suche unter www.google.de ein wenig verfeinert. Dann zeigt Google nämlich richtig, was es drauf hat. Wenn Sie Ihren Suchbegriff eingegeben haben, können Sie Ihre Suchbegriffe in der – dann erscheinenden – linken Spalte filtern: nach den Rubriken “Bilder”, “Maps”, “Videos”, “News” oder “Shopping”. Zudem gibt es einen Sprachfilter, mit dem Sie Ihre Suche auf deutschsprachige Sites, Sites aus Deutschland oder auf übersetzte Sites konzentrieren können. Hier sehen Sie auch, welchen Standort Google Ihnen aktuell zuweist. Der Standort hilft, wenn Sie beispielsweise ein Restaurant für ein Geschäftsessen in Ihrer Nähe suchen, oder einen Augenarzt oder wenn Sie schnell eine neue Krawatte kaufen müssen, weil Sie die alte mit Tomatensoße bekleckert haben. Diesen Standort können Sie jederzeit manuell ändern.

Menüs erweitern

Per Mausklick auf “Mehr” und “Mehr Optionen” lassen sich Menüs um diverse Optionen erweitern. Sie können nach den Rubriken “Bücher”, “Places”, “Blogs”, “Diskussionen” und “Apps” suchen. Die Suche in “Blogs” und “Diskussionen” kann Ihnen interessante Ergebnisse aus den sozialen Netzwerken liefern.

Wenn Sie zum Beispiel wissen wollen, in welchen Foren sich Ihr neuer Bewerber in der letzten Zeit herumgetrieben hat oder wie die Facebook-Gemeinde das neue Produkt Ihres Mandanten diskutiert, können Sie hier fündig werden. Praktisch: Bei „Optionen“ lassen sich die Suchparameter individuell einstellen. Zum Beispiel können Sie Ihre Social Media-Suchergebnisse auf die Ergebnisse der letzten Woche beschränken. Oder nach einem bestimmten Typ von Website suchen: zum Beispiel nach Websites, die Sie noch nie besucht haben, oder nach Websites mit Bildern.

Wikis, Synonymsuchen und Übersetzungstools

Und Google kann noch mehr. Sie beim Reden-Schreiben unterstützen beispielsweise. Die Option “Wörterbuch” öffnet verschiedene Wikis (Online-Spezial-Lexika) oder Synonymsammlungen und in der rechten Spalte kann man sich sein Suchwort gleich in mehr als 60 Sprachen übersetzen lassen. Sehr praktisch für einen Gruß an den ausländischen Mandanten. All diese Menüs lassen sich mit einem Klick auch wieder schließen, wenn man sie für die aktuelle Suchanfrage nicht mehr braucht.

Spezial-Anfragen mit Google Such-Operatoren

Wer von vornherein weiß, wonach er sucht, kann mit den sogenannten Such-Operatoren die Suche effizient gestalten:

  • site:
    Durch Eingabe dieses Operators ins Suchfeld kann man sich alle einzelnen Webseiten einer Domain anzeigen lassen.
    Beispiel:
    site:http://www.kanzleiname.de (Wichtig: KEIN Leerzeichen zwischen Operator und Adresse)
  • OR, AND, –
    Mit diesen Operatoren lassen sich „Searchstrings“ bilden, um die Suchen zu präzisieren.
    Beispiele:
    Frau OR Mann listet alle Websites, die das Wort Frau ODER Mann enthalten.
    Frau AND Mann wirkt genau wie eine Suchanfrage nach Frau Mann.
    Die AND-Verknüpfung ist jedoch wichtig, wenn es um verschachtelte Anfragen geht: Frau AND Mann AND (Oma OR Opa). Hier bekommt man dann ein Suchergebnis, das die Worte Frau und Mann enthält und dazu noch das Wort Oma oder das Wort Opa).
    Frau -Mann zeigt alle Website an, auf denen das Wort Frau vorkommt und NICHT das Wort Mann.
  • ~ Mit diesem Sonderzeichen kann man nach Synonymen suchen.
    Beispiel:
    ~Frau zeigt alle Begriffe rund um das Wort Frau auf. (Dieses Sonderzeichen erzeugt man, wenn man die Taste mit dem Zeichen drückt und gleichzeitig die Alt Gr-Taste dazu nimmt.
  • filetype: Dieser Operator sucht nach bestimmten Datentypen.
    Beispiel:
    filetype: pdf Frau sucht nach PDFs, in denen das Wort Frau vorkommt.
  • intitle: Mit diesem Operator können Sie alle Websites suchen, in deren Titel das Suchwort vorkommt.
    Beispiel:
    intitle: Frau zeigt alle Websites, in deren Titel das Wort Frau platziert ist.
  • define: Der Operator, der Definitionen findet.
    Beispiel:
    define: Frau präsentiert die Wikipedia-Definition des Wortes Frau.

Es ist ziemlich egal, wonach Sie suchen – fast immer erweist sich Google als treuer Freund und Helfer. Sie müssen nur seine Eigenarten kennenlernen.

Sie sind neugierig geworden und wollen noch mehr wissen? Unter http://www.google.de/intl/de/help/features.html#keyword hält Google für Sie viele weitere Informationen für Sie bereit.

Die Autorinnen:

  • Eva Engelken
    Juristin, Wirtschaftsjournalistin und Beraterin für Kanzleikommunikation
    engelken@klartext-anwalt.de
  • Christa Goede
    Diplom-Politologin, Texterin, Social-Media-Expertin
    mail@christagoede.de

 

Kategorie: Aktuelles, Strategie Stichworte: Google, Kommunikation, Persönlichkeit, Recherche, Suchbegriff, Suche, Suchergebnis, Suchmaschine, Suchvolumen

Strategisches Netzwerken – mit Verstand und mit Herz

17. März 2011 von Eva Engelken 2 Kommentare

Lassen Sie uns aus aktuellem Anlass über Netzwerke sprechen. Nein, ich rede nicht von Stromnetzwerken, durch die Atomstrom und vielleicht bald etwas mehr Ökostrom fließen. Es geht um Berufsnetzwerke, in denen sich Menschen mit gleichen beruflichen Interessen zusammen schließen. Es geht um Seilschaften, Erfolgsteams, Networking und strategische Netzwerkarbeit. Genau gesagt, geht es heute um ein bestimmtes Netzwerk: Den Texttreff, der heute 10 Jahre alt wird. Herzlichen Glückwunsch!

Warum überhaupt Netzwerk?

Warum sollte ich in einem Netzwerk aktiv sein?

  • Weil ich seit vielen  Jahre Aufträge, Tipps und Hilfen über dieses Netzwerk bekomme.
  • Weil es ein virtuelles Großraumbüro ist, das Kaffeeklatsch und Gerüchte verteilt.
  • Weil ich mich ohne dieses Netzwerk nicht so erfolgreich selbstständig gemacht hätte.
  • Weil ich ohne dieses Netzwerk nicht zwei Bücher geschrieben habe.
  • Weil ich als berufstätige Frau und Mutter nicht allein auf weiter Flur stehe, sondern weiß, dass auch in Starnberg, Hamburg, München, Wien, New York, Halle, Stuttgart, Köln und an vielen anderen Orten Frauen mit Kopf und Herz sitzen.

Ein reines Frauennetzwerk?

Das sind ja nur Frauen. Stimmt. Den Texttreff hat meine wunderbare Netzwerkkollegin Susanne Ackstaller vor 10 Jahren als ein reines Frauennetzwerk gründet. Und ein solches ist es geblieben – weil es sich bewährt hat. Mittlerweile tauschen sich dort über 600 Frauen aus allen erdenklichen Textberufen aus: von der Drehbuchautorin über die Journalistin, Fotografin, Lektorin, Korrektorin, Krimi- oder Sachbuchautorin, PR-Fachfrau, Kommunikationsberaterin, Coach, Investor-Relations-Spezialistin, Agenturchefin, Eventmanagerin, Werbetexterin, Bloggerin, Social Media Managerin, Ghostwriterin, bis hin zur Herausgeberin, Projektmanagerin, Historikerin, Dokumentarfilmerin, Hörfunkjournalistin, Hörbuchproduzentin und Biografin.

Ist es nicht so, dass Frauen keine Seilschaften bilden können? Manche sagen das und nehmen an, deshalb seien Frauen bisher auch noch nicht überall in Führungspositionen vertreten. Mag sein, dass Frauen nicht so gut darin sind, Trittleitern zu knüpfen, auf denen einzelne bis an die Spitze klettern. Mag auch sein, dass manche Frauen es vielleicht auch nicht genug wollen – das an-die-Spitze-kommen. Aber Frauen sind gut darin, aus vielen Fäden filigrane Netzwerke zu knüpfen, die einzelne auffangen, die Existenzgründerinnen mit Rat und Hilfe unter die Arme greifen, die Frauen in die Selbstständigkeit helfen, die nach der Elternzeit nicht in ihren alten Beruf zurückkehren konnten. Und Frauen sind gut darin, andere Frauen zu bestärken, sich vom Newcomer zum Profi zu entwickeln, angemessene Honorare für gute Arbeit zu verlangen und selbstbewusst ihre Frau zu stehen und gegebenenfalls ihre Familien zu ernähren. All das leistet dieses Netzwerk Texttreff.

Die genauen Zahlen der dank Texttreff erfolgreichen Gründungen und Geschäftsvergrößerungen kenne ich nicht. Es sind viele. Und noch höher ist die Zahl von Ratschlägen, Kopfwäschen, Mutmach-Postings, Trostspenden und aufmunternden  „Kopf-hoch!“-Mails, die nach und nach aus unsicheren Anfängern gestandene Geschäftsfrauen gemacht haben. Ich finde, das hat eine gesellschaftspolitische Dimension. Auch das ist ein Grund, über erfolgreiches Netzwerken zu reden. Und es ist ein Grund, sich zu freuen und zu feiern.

Wie funktioniert ein solches Erfolgsnetzwerk? Gibt es Patentrezepte?

Der Texttreff funktioniert über Mailinglisten wie andere Netzwerke aus. Mitglieder posten dort Fragen und erhalten Antworten. Wie überall. Der Unterschied ist: Die Netiquette gibt vor, dass nur unter dem Eigennamen  und mit vollständiger Signatur geschrieben wird: Das schafft eine Verbindlichkeit und fördert das Vertrauen – ein wichtiger Erfolgsfaktor für funktionierendes Netzwerken. Ein zweiter Erfolgsfaktor: Die Texttreffmitglieder können allesamt schreiben und schreiben gerne. Ein Netzwerk von Menschen, die den Computer in erster Linie anmachen, um Dragon Age zu spielen oder Urlaubsfotos hochzuladen, erreicht vielleicht die Intensität, aber kaum die Verbindlichkeit des Austauschs im Texttreff – wiederum essenziell für das gegenseitige Vertrauen und die Atmosphäre, in der wirkungsvoll genetzwerkt werden kann.

Wichtig sind die Moderatorinnen, die behutsam und diplomatisch und beharrlich moderieren, auf die Einhaltung der Netiquette pochen und moderierend wirken, wenn die Wellen mal hoch schlagen. Ein weiterer Faktor ist die Ausgeglichenheit von Geben und Nehmen. Manche denken vielleicht, es sei dumm, kostenlos Wissen und Rat zu verschenken, aber sie haben das Geheimnis erfolgreichen Netzwerkens nicht begriffen: Nur wer in einem reichlich gibt, bekommt reichlich zurück: Rat und Hilfe, Wissen, Erfahrung, Lob und Anerkennung.

Darauf ein Prost und Dankeschön allen, die seit Jahren in dieses Netzwerk geben und so viel wieder heraus bekommen!

Wollen Sie mehr wissen?

  • Hier geht’s zum Texttreff (externer Link).
  • Glosse mit Zukunftsvision des Texttreffs lesen.
  • Weitere Kommunikationstipps lesen (Tellerrand-Blog)
  • Zum Kommunikationsratgeber „Klartext für Anwälte“
  • Homepage von Klartext-anwalt.de

Kategorie: Strategie Stichworte: Kommunikation, Kommunikationsinstrument, Networking, Strategie

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