Und die besten Tipps, wie man mit ihnen trotzdem zu seinem Recht kommt. Von Eva Engelken.
Andererseits sagte schon der Philosoph Diogenes, Es würde selbst bei Menschen, die man liebt, langweilig, sie pausenlos zu loben.
Mit Illustrationen von Jana Moskito
345 Seiten | Taschenbuch
9,95 EUR (D)
ISBN 978-3-86265-403-1
Erschienen am 15. November 2014 im
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag
Inhaltsverzeichnis / Leseproben / Namensregister
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung
der Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH | Kastanienallee 32 | 10435 Berlin | Pressestelle: Tel. 030 – 44 33 63 045 | Fax 030 – 44 33 63 044 | presse@schwarzkopf-schwarzkopf.de
Inhaltsverzeichnis
ARTIKEL 1 ANWÄLTE UND IHR UNIVERSUM“
- Grund: Weil sie nicht auf ihrem eigenen Planeten bleiben
- Grund: Weil es immer mehr werden
- Grund: Weil man an ihnen nicht vorbeikommt
ARTIKEL 2 ANWÄLTE UND IHR ÄUSSERES
- Grund: Weil sie ohne Statussymbole höchstens unter die Dusche gehen
- Grund: Weil sie so aussehen, wie sie reden
- Grund: Weil alleine ihre Briefköpfe schon zwei Drittel der Seite bedecken
ARTIKEL 3 ANWÄLTE UND IHR DENKEN
- Grund: Weil sie in die Zukunft blicken können
- Grund: Weil sie extraterrestrisch schlau sind
- Grund: Weil sie ignorieren, dass Normalmenschen nicht so abstrakt denken wie sie
- Grund: Weil ihr Hirn nur Gutachtenstil kann
- Grund: Weil sie immer »es kommt darauf an« sagen
ARTIKEL 4 ANWÄLTE UND IHRE SPRACHE
- Grund: Weil ein Baum für sie kein Baum und Deutsch nicht Deutsch ist
- Grund: Weil sie Wörter wie »Nichtzulassungsbeschwerdezurückweisungsbeschluss« verwenden
- Grund: Weil man ihre Sätze dreimal um den Block wickeln kann
- Grund: Weil ihre Sätze stärker verschachtelt sind als russische Matroschkas
- Grund: Weil sie den Zugang zum Recht mit Stacheldraht verbarrikadieren
- Grund: Weil sie alles tun, damit’s nicht verständlicher wird
- Grund: Weil sie schwache Argumente mit Geschwurbel tarnen
ARTIKEL 5 ANWÄLTE UND IHR SENSIBLES EGO
- Grund: Weil sie selbst ihr Spiegelbild von oben herab betrachten
- Grund: Weil sie das letzte Haar in der Suppe finden
- Grund: Weil sie beim Fernsehsessel Anschnallgurte empfehlen
- Grund: Weil ihr Kontrollzwang ansteckend ist
- Grund: Weil sie einander nicht die Butter aufs Brot gönnen
- Grund: Weil sie Spitzenplätze auf der Psychopathenskala belegen
ARTIKEL 6 ANWÄLTE UND IHRE VERGANGENHEIT
- Grund: Weil sie zwischen 1930 und 1945 den Machthabern zu Diensten waren
- Grund: Weil ihre Vorgänger Juden von der Rechtsberatung ausschlossen und sie das relevante Gesetz erst im neuen Jahrtausend geändert haben
- Grund: Weil sie ihre braune Vergangenheit nur im Schneckentempo aufarbeiten
- Grund: Weil Recht für sie nichts mit Gerechtigkeit zu tun hat
ARTIKEL 7 DIE ANWÄLTE UND IHRE RECHTSLEHRER
- Grund: Weil aus ihren Lehrbüchern übernommenes Gedankengut entnommen werden könnte
- Grund: Weil manche ihrer Profs Recht mit rechts verwechseln
- Grund: Weil sich manche ihrer Kirchenrechtler Opus Dei verschrieben haben
ARTIKEL 8 DIE ANWALTSWERDUNG
- Grund: Weil sie die falsche Ausbildung haben
- Grund: Weil sie ihre Ausbildung nicht reformiert bekommen
- Grund: Weil sie niemals die Note »Sehr gut« vergeben, aber bei Einstellungen nur auf gute Noten achten
- Grund: Weil sie sich im Studium wie Rekruten beim Schlammrobben benehmen
- Grund: Weil Karriereanwälte sich schon als Praktikanten perfekt ausdrücken
- Grund: Weil sie auf gute Verbindungen achten
ARTIKEL 9 ANWÄLTE UND DAS LIEBE GELD
- Grund: Weil ein Bruchteil der Anwaltschaft den Löwenanteil der Honorare kassiert
- Grund: Weil viele nur wegen ihrer schlechten Noten Anwalt werden
- Grund: Weil sie als Wirtschaftsanwälte viel Geld verdienen – nicht immer, aber immer öfter
- Grund: Weil die High Potentials ein hohes Einstiegsgehalt bekommen und trotzdem nicht zufrieden sind
- Grund: Weil sie als Notare fürs Vorlesen mehr verdienen als Hebammen fürs Entbinden
ARTIKEL 10 ANWÄLTE UND IHR BERUFSSTAND
- Grund: Weil sie das Märchen von der Einheit des Berufsstandes erzählen
- Grund: Weil sie vergessen, dass sie ein Organ der Rechtspflege sind
- Grund: Weil sie Unabhängigkeit als Luxus betrachten, den sich nicht jeder leisten kann
- Grund: Weil sie ihre Privilegien für selbstverständlich halten
- Grund: Weil sie Ethik für eine Rubrik im Anwaltsblatt halten
- Grund: Weil sie geheime Sondergerichte haben
- Grund: Weil sie ihr privates Rententöpfchen füllen
- Grund: Weil sie ihre Pfründe mit Zähnen und Klauen verteidigen
ARTIKEL 11 ANWÄLTE UND IHRE ANWÄLTINNEN
- Grund: Weil Anwälte Brüder sind – bis auf die Schwestern
- Grund: Weil sie nur ihren Anwältinnen Teilzeit anbieten
- Grund: Weil ihre Verlage und Zeitschriften frauenreduziert sind
- Grund: Weil sie die Anwältin nicht mitmeinen
ARTIKEL 12 ANWÄLTE UND DIE KUNST DER KANZLEIFÜHRUNG
- Grund: Weil ihnen ihr Partnerschaftsmodell um die Ohren fliegt
- Grund: Weil sie ihre Sekretärinnen nicht genug wertschätzen
- Grund: Weil sie ihre eigenen Fristen verpennen
- Grund: Weil sie nicht genug Fachangestellte ausbilden
- Grund: Weil ihnen die Fixkosten aus dem Ruder laufen
- Grund: Weil sie ihre Dienstleister schlecht behandeln
ARTIKEL 13 ANWÄLTE UND IHR FAMILIENLEBEN
- Grund: Weil sie unter Zeit- und Schlafmangel leiden
- Grund: Weil sie ihre Kinder nur im Park sehen
- Grund: Weil sie fast immer treu sind
ARTIKEL 14 ANWÄLTE IM KUNDENDIENST
- Grund: Weil sie Adlige wie Trophäen sammeln
- Grund: Weil sie für den Mandanten keine Probleme lösen, sondern nur Rechtsprobleme
- Grund: Weil sie lieber bergsteigen, als jederzeit zur Verfügung zu stehen
ARTIKEL 15 ANWÄLTE IM KAMPF MIT DEM RECHT
- Grund: Weil sie absurde Reisemängel einklagen
- Grund: Weil sie Inkasso à la Russenmafia betreiben
- Grund: Weil sie alles abmahnen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist
- Grund: Weil sie Hartz-IV-Empfänger in sinnlose Prozesse treiben
ARTIKEL 16 ANWÄLTE VOR GERICHT UND AUF HOHER SEE
- Grund: Weil sie alles begründen können
- Grund: Weil sie mehr recht haben, als gut für sie ist
- Grund: Weil sie die Wahrheit für relativ halten
- Grund: Weil sie für Geld das Gesetz brechen
- Grund: Weil sie Gerichte mit Aktenbergen nerven
- Grund: Weil sie mit Litigation-PR das Urteil vorwegnehmen
ARTIKEL 17 ANWÄLTE ZWISCHEN EHE UND GATTEN
- Grund: Weil sie keine Ehekonflikte schlichten
- Grund: Weil sie keine Psychotherapeuten sind
ARTIKEL 18 ANWÄLTE IN DER NISCHE
- Grund: Weil sie Nieten über die Numerus-clausus-Hürde hieven
- Grund: Weil sie als Medienanwälte alles mundtot xxxxxxxxx
- Grund: Weil sie ihre Zensurwerkzeuge nicht nur gegen Google oder mächtige Medienkonzerne einsetzen
ARTIKEL 19 ANWÄLTE ALS ORGANE DER WIRTSCHAFT
- Grund: Weil sie als Arbeitsrechtler Löhne drücken
- Grund: Weil sie Unternehmensverkäufe gewissenhaft vorbereiten
- Grund: Weil ihnen beim Verhandlungsmarathon nie die Luft ausgeht
- Grund: Weil sie sogar ihre Denkpausen protokollieren
- Grund: Weil sie ihre Winkelzüge am Kickertisch entwerfen
- Grund: Weil ihre Verträge nur aus Kleingedrucktem bestehen
- Grund: Weil ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen Grundrechte aushebeln
ARTIKEL 20 ANWÄLTE UND DIE SCHWEREN JUNGS
- Grund: Weil sie Mörder und Kinderschänder verteidigen
- Grund: Weil manche rechtsaußen verteidigen
- Grund: Weil sie im Steuerrecht dem Teufel beim Scheißen helfen
- Grund: Weil sie an Rüstungsgeschäften mitwirken
- Grund: Weil sie vors Schiedsgericht flüchten
ARTIKEL 21 ANWÄLTE AM ROCKZIPFEL DER MACHT
- Grund: Weil sie an den Schalthebeln der Macht rumfingern
- Grund: Weil sie als Abgeordnete weiterhin ihre Mandanten beraten
- Grund: Weil sie sich ins Gesetzesschreiben einmischen
ARTIKEL 22 ANWÄLTE IM LICHTE DER ÖFFENTLICHKEIT
- Grund: Weil sie Richter einfach nicht mit Euer Ehren anreden
- Grund: Weil sie im Schmierentheater Regie führen
- Grund: Weil sie die Zeitung als private Werbefläche betrachten
- Grund: Weil sie in der Krise den Kopf in den Sand stecken
ARTIKEL 23 ANWÄLTE UND DIE RECHTSWISSENSCHAFT
- Grund: Weil man mit ihren Festschriften und Fachaufsätzen ganz London pflastern kann
- Grund: Weil sie den Doctor causa honoraris tragen
- Grund: Weil sie keinen Nobelpreis für Rechtsberatung bekommen
ARTIKEL 24 ANWÄLTE UND DAS LEBEN IST SCHÖN
- Grund: Weil 1000 Jahre Juristenwitze nicht irren können
- Grund: Weil sie auf Partys nur von Porsches reden
- Grund: Weil sie Volljurist, hicks, wörtlich nehmen
- Grund: Weil sie nicht nur Schriftsätze dichten
- Grund: Weil sie ihre wahre Natur verstecken
ARTIKEL 25 ANWÄLTE AUF DER ABSCHUSSRAMPE
- Grund: Weil auch sie das Ende nicht wegdiskutieren können
- Grund: Weil sie in den Juristenhimmel kommen
- Grund: Weil ihre Zukunft abzuwarten bleibt
Leseprobe 1 - Vorwort
Leseprobe 1 (Vorwort)
BITTE RECHT FREUNDLICH!
Warum macht man sich die Mühe, 111 Gründe aufzuzählen, Anwälte zu hassen? 111 Gründe aufzuzählen, sie zu lieben, wäre doch viel menschenfreundlicher gewesen. Erstens sind auch Anwälte Menschen und zweitens beantworten nicht alle die Frage »Was sind 1.000 Rechtsanwälte aneinandergekettet auf dem Meeresgrund?« mit »ein guter Anfang«.
Andererseits sagte schon der Philosoph Diogenes, Es würde selbst bei Menschen, die man liebt, langweilig, sie pausenlos zu loben. Und schließlich muss man realistisch bleiben, es gibt nicht umsonst zu keiner Berufsgruppe mehr Witze als zu Anwälten.
Oscar Wilde sagte daher: »Ich bin, was Anwälte angeht, durchaus nicht zynisch, ich habe nur Erfahrung.« Natürlich kann es trotzdem passieren, dass sich einige Personen verunglimpft fühlen und zur Wehr setzen. Auch wenn Anwälte in Wahrheit ganz anders sind, hat es schon Fälle gegeben, wo sie sich wegen der an den Haaren herbeigezogensten Vorwürfe vor Gericht gezerrt haben. Etwa, weil sich einer durch den Ausdruck Beutelschneider beleidigt fühlte und nicht genug Selbstironie aufbrachte, um die Äußerung mit Humor zu nehmen. Wir nennen Anwälte in diesem Buch deshalb ausdrücklich nicht Beutelschneider. Ansonsten hoffen wir auf die Nehmerqualitäten des Berufsstandes, denn es gehörte schon immer zu den schwierigeren Turnübungen,sich selbst auf den Arm zu nehmen.
In jedem Fall könnten Sie, liebe Leserin und lieber Leser, falls Sie das Glück hatten, noch ein Exemplar dieses Buches zu ergattern, bevor sein Weiterverkauf per einstweiliger Verfügung verboten wurde, menschenfreundlich sein und es weiterschenken. Ihre Lieblingskarikaturen können Sie sich ja vorher rausreißen. Das tun Jurastudierende auch (siehe 35. Grund). Doch vorher wünschen wir Ihnen angenehme Lektüre an einem sonnigen Plätzchen. (Wir hoffen, dass Sie zu den Menschen gehören, die überwiegend auf der Sonnenseite des Lebens stehen.) Und wenn Ihnen jemand das streitig macht, antworten Sie einfach mit den Worten des Philosophen Diogenes: »Geh mir aus der Sonne.«
Leseprobe 2
- GRUND Weil sie ohne Statussymbole höchstens unter die Dusche gehen
Dass der erste Eindruck entscheidet, wissen Sie. Bei Anwälten dürfte das der Grund dafür sein, dass sie ohne ihre Statussymbole keinen Schritt aus dem Haus tun. (Welche Statussymbole sich ein Anwalt leisten kann, hängt vom Einkommen ab. Und da gibts gewaltige Unterschiede, dazu später mehr.) In jedem Fall gilt: Anwälte, die recht bekommen wollen, müssen ihre Claims durch entsprechende Symbole abstecken. Symbole, die ihren geistigen, territorialen, finanziellen und evolutionären Alphastatus sinnlich erfassbar machen. Das wichtigste Statussymbol ist die
… GEILE SCHÜSSEL
Nichts spiegelt Größe und Bedeutung des Anwalts besser wider als ein sattes Brummen unter der Motorhaube. Und mal unter uns: Wer bucht schon einen Anwalt, der Fiat fährt? Steigern lässt sich der Imagebeitrag des Wagens nur durch den Parkplatz direkt vor der Haustür beziehungsweise in der Tiefgarage. Noch höher steht der Wagen mit Chauffeur.
Aber bleiben wir auf dem Teppich, die meisten Anwälte fahren selbst, sogar die Einkommensmillionäre aus den internationalen Transaktionskanzleien. Und das Einkommensprekariat unter den Anwälten erst recht. Das verdient so wenig, dass es selbst Taxi fahren muss. Und der Mittelbau? Liebt Porsche. Der gehört zur Grundausstattung jedes erfolgreichen Anwalts. Die älteren Semester mögen Jaguar, die jüngeren Audi, die Newcomer unter den Strafverteidigern kommen zur Not mit einem Alpha Romeo Cabrio um die Ecke. Zur Not leiht man sich den Porsche ab und an aus.
Das nächstwichtige Statussymbol ist die …
… SCHNIEKE BÜROAUSSTATTUNG
Die ersten Sekunden entscheiden über den Eindruck, den ein Mandant von der Kanzlei hat. Das wussten Anwälte schon in der Steinzeit. Das nötige Kleingeld für eine individuell gestaltete und an das Corporate Design angelehnte Empfangssituation haben sie noch nicht so lange. Und heutzutage nur die großen Wirtschaftskanzleien. Bei ihnen prügeln sich die Architekturbüros und europaweit führende Objektmöbelhersteller darum, die Firmenstandorte zu designen.
Was so eine toperfolgreiche Wirtschaftsanwältin ist, mit LL.M. (Harvard) oder LL.M. (Oxford), die sitzt nicht einfach am Tisch. Sie sitzt an einer gebeizten Platte mit individuell ausgewählter Kantenausführung auf Tischbeinen aus verchromtem Rundstahlrohr.
Und über ihr sorgt eine eigens entwickelte Deckenverkleidung mit integriertem Leuchtkonzept für punktuelle, aber homogene Beleuchtung der Konferenzräume. Man könnte sagen: Das Statussymbol ist das Büro mit eigener Innenarchitektur. Die Innenarchitektur ist natürlich nichts ohne das richtige Personal, sprich die …
… SEXY SEKRETÄRIN
Die Anwaltswelt ist traditionell männlich, was sich langsam wandelt, wie wir in den Gründen 51 bis 53 noch sehen werden. Derzeit gilt: Je länger die Haare und je kürzer die Röcke, desto höher ist der Status des jeweiligen Partners. Nur dann kommt es glaubwürdig rüber, wenn der grauhaarige Partner vielsagend auf seinen Schreibtisch klopft und seinem jungen Associate zuraunt: »Wenn Sie wüssten, wie viele Sekretärinnen ich da schon rübergezogen habe.«
Besonders gut macht sich die hübsche Assistentin, wenn Folgendes hinzukommt. Die …
… KANZLEIADRESSE IN BESTER LAGE
Je teurer die Lage, desto teurer die Kanzlei, heißt die Grundformel für Kanzleien. Nur ausnahmsweise sitzen junge Kanzleien in den schönsten Villen der Stadt. Dann kann das an den guten Verbindungen der Anwälte liegen. Sprich, ein alter Herr hat seinen Füxen einfach die Büroräume günstig überlassen. Oder an ihrer Nähe zu Notaren, die aufgrund ihrer Nähe zu Immobilien wiederum schöne Immobilien bewohnen.
Internationale Großkanzleien oder Boutiquen streben dagegen räumlich hoch hinaus. Für sie muss der Blick von der Lounge, wo der Kaffeevollautomat leise summend den Latte macchiato ausspuckt, durch die Glasfront auf die tief unten wuselnde Fußgängerzone fallen.
Apropos Fußgängerzone: Zu viel Nähe zum gemeinen Volk kann sich rächen, etwa bei einer Kanzlei, in deren Büroturm unten ein Imbiss mit Schädlingsproblem aufgemacht hatte. Fast hätte der Anwalt den Latte macchiato über seine Seidenkrawatte geschüttet, als er gebannt auf die Wandvertäfelung starrte, denn quer über den Designerteppich flitzte wieselflink eine – Kakerlake.
Gott sei Dank, dachte der Anwalt, und wischte sich den Kaffee vom Jackett, ist mein Mandant noch nicht da, und er beschloss, den Imbiss noch am selben Tag dem Erdboden gleichzumachen, bevor er sich wieder auf geistige Höhenflüge begab, quasi up in the air, womit sich auch das nächste Statussymbol beschäftigt, die …
Leseprobe 3
- Grund: Weil ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen Grundrechte aushebeln
Warst du schon mal im Internet? Im Jahr 2014 ist das statistisch gesehen ziemlich wahrscheinlich, denn fast 80 Prozent der Bevölkerung nutzen es. Drei Viertel von ihnen hat schon mal übers Internet eingekauft oder sich eine App heruntergeladen oder sich in einem sozialen Netzwerk angemeldet.
Du gehörst dazu? Erinnerst du dich, dass du gebeten wurdest, ein Häkchen bei den »Nutzungsbedingungen« anzuklicken? Manchmal heißen sie auch »Allgemeine Geschäftsbedingungen«, kurz AGB.
Und: Hast du sie gelesen? Also, bevor du »Ja, ich stimme zu« angeklickt hast. Nein? Entspann dich. Fast niemand liest AGB im Internet. Ist trotzdem uncool, denn die Firmen rechnen damit, dass du sie nicht liest, und verstecken deshalb die größten Gemeinheiten darin.
Zum Beispiel Facebook: Schlappe 34.000 Zeichen umfasst alleine die Erklärung zur Privatsphäre.
Der hast du zugestimmt, auch wenn du dich nicht mehr daran erinnerst. Außerdem der Datenverwendungsrichtlinie (17.000 Zeichen lang) und noch so ein paar andere AGBs.
Damit es nicht so böse klingt, duzt dich Facebook wie IKEA oder andere Wellnessanbieter. Facebook schreibt dir zum Beispiel: »Dein Vertrauen ist uns wichtig. Deshalb teilen wir Informationen, die wir über dich erhalten, nicht mit anderen, es sei denn: wir haben deine Genehmigung dazu erhalten; wir haben dich darüber informiert, beispielsweise in diesen Richtlinien…«
Leider ändert das Du nichts daran, dass Facebook gierig und eigennützig ist. Es teilt deine Informationen mit allen, die dafür Geld bezahlen. Alles. Immer. Dir bezahlt Facebook überhaupt nichts. Nichts. Niemals.
Mal angenommen, du wärst der Maler Leonardo da Vinci. Du hättest eine lächelnde Frau gemalt und sie Mona Lisa genannt. Dieses Bild würdest du auf Facebook einstellen. Es könnte passieren, dass deine Freunde begeistert wären und es wie verrückt teilen. Du würdest denken: Hey, Alter, Moment! Ich will das nicht mehr, ich will das Bild jetzt selbst anständig verkaufen und viel Geld mit dem Abdruck verdienen.
Leider hättest du Pech. Mit dem Klick auf »Ich stimme den Nutzungsbedingungen zu« hast du Facebook erlaubt, dein Gemälde immer und überall zu nutzen, ohne dass du einen Cent davon siehst.
Bibiliographische Angaben zum Buch
111 GRÜNDE, ANWÄLTE ZU HASSEN
Und die besten Tipps, mit ihnen trotzdem zu seinem Recht zu kommen
Mit Illustrationen von Jana Moskito
352 Seiten | Taschenbuch
ISBN 978-3-86265-403-1
9,95 EUR (D)
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2014
www.schwarzkopf-schwarzkopf.de
Die Autorin
Weder als Redakteurin beim Handelsblatt, noch als freie Autorin und erst recht nicht als PR-Beraterin und Texttrainerin für Kanzleien.
Namensverzeichnis
A
- Amann, Melanie
- Ahlhaus, Christoph
- Aristoteles
B
- Balzac, Honoré de
- Balzac, Honoré de
- Bauer, Jobst-Hubertus
- Beck, Hans-Dieter
- Birnbaum & Partner
- Böckenförde, Ernst-Wolfgang
- Brecht, Bertolt
- Brinkmann, Martin
- Brünger, Silke
- Buse Heberer Fromm (Kanzlei)
- Busmann, Johanna
- Busse, Felix
C
- Christie, Agatha
- C.H. Beck (Verlag)
- Canaris, Claus-Wilhelm
- Clifford Chance (Kanzlei)
- CMS Hasche Sigle (Kanzlei)
- Connery, Sean
D
- Darrow, Clarence
- Depenheuer, Otto
- Dewey & LeBoeuf (Kanzlei)
- Diogenes
- Ditfurth, Jutta
- Douma, Eva
- Dr. Otto Schmidt (Verlag)
- Dreher, Eduard
- Düsing, Mechtild
E
- Ebadi, Schirin
- Eco, Umberto
- Ewer, Wolfgang
F
- Filges, Axel C.
- Fink, Larry (Blackrock)
- Flaubert, Gustave
- FPS Rechtsanwälte u. Notare Fritze Wicke Seelig (Kanzlei)
- Freshfields Bruckhaus Deringer (Kanzlei)
- Frey, Gerhard
- Frings, Arno
G
- Gärditz, Klaus Ferdinand
- Gauweiler, Peter
- Geiger, Willi
- Geis, Norbert
- Giraudoux, Jean
- Gleiss Lutz (Kanzlei)
- Goethe, Johann Wolfgang
- Gottfredson, Linda S.
- Gouges, Olympe de
- Grisham, John
H
- Hall, Anja
- Hamm-Brücher, Hildegard
- Hammer, Steffen Wilfried
- Happich, Gudrun
- Harbath, Stephan
- Hartung, Markus
- Heinig, Alexander
- Hengeler Mueller (Kanzlei)
- Hertel, Peter
- Heussen, Benno
- Hey, Felix
- Hickmann, Matthias
- Hilburger, Oliver
- Hillgruber, Christian
- Hogan Lovells
- Hommerich, Christoph
- Holzinger, Stefan
- Hoyningen-Huene, Gerrick Frhr. v.
J
- Jahn, Joachim
- Janisch, Wolfgang
- Jhering, Rudolf
- JUVE (Verlag)
K
- Kafka, Franz
- Kant, Immanuel
- Kilger, Hartmut
- Kilian, Matthias
- Kinkel, Klaus
- Kirchhof, Paul
- Klee, Ernst
- Kleine-Cosack, Michael
- Kotz Rechtsanwaltskanzlei
- Kramer, Helmut
- Kümmerlein Simon & Partner
- Kümmerlein, Heinz
L
- Larenz, Karl
- Lehne, Hans Heiner
- Lehr, Gernot
- Leutheußer, Horst
- Leyendecker, Hans
M
- Mappus, Stefan
- Maunz, Theodor
- Meister, Gerd
- Merkel, Angela
- Merz, Friedrich
- Mikat, Paul
- Mitterer, Karen
- Mückl, Stefan Matthias
N
- Neumann, Antje
- Nietzsche, Friedrich
- Noerr (Kanzlei)
- Nomos (Verlag)
- O
- Obermann, René
- Oppenhoff & Partner (Kanzlei)
- Opus Dei
- Oswald, Georg M.
- Otto, Maria
- P
- P+P Pöllath + Partners
- Palandt, Otto
- Pinger, Winfried
- Platon
- Pothe, Christian
- Proft, Marion
- R
- Radbruch, Gustav
- Rath, Martin
- Rögele, Elisabeth
- Roth, Eugen
- Roxin, Claus
- Rüthers, Bernd
- S
- Schälike, Rolf
- Schirach, Ferdinand von
- Schmitt, Carl
- Schneiders, Nicole
- Schnitzler, Arthur
- Schwarzer, Alice
- Seibert, Claus
- Seyfarth, Martin
- Shakespeare, William
- Stadler, Rainer
- Stein, Susanne
- Steinbrück, Peer
- Stollfuss (Verlag)
- Streck, Michael
- Strindberg, August
- Stummer, Gabi
- Suttner, Bertha von
- Swift, Jonathan
- T
- Tausch, Volker
- Taylor Wessing (Kanzlei)
- Thoma, Ludwig
- Tödtmann, Claudia
- Tucholsky, Kurt
- V
- Vetter, Udo
- von der Leyen, Ursula
- Voos, Dunja
- W
- Wagner, Joachim
- Waldschmidt, Dirk
- Weber, Ralph
- Weil Gotshal & Manges (Kanzlei)
- Wesel, Uwe
- Westerwelle, Guido
- White & Case (Kanzlei)
- WilmerHale (Kanzlei)
- Wolf, Aribert
- Wolff, Uwe
- Z
- Zeh, Juli
- Zschäpe, Beate
Noch mehr Leseproben:
Buchauszug auf wiwo.de: http://blog.wiwo.de/management/2014/12/18/buchauszug-das-unerforschte-sozialleben-der-anwalte-buchverlosung/
Das sagt die Presse:
www.bild.de:
Für BILD erklärt Eva Engelken, wie Sie bei Rechtsanwälten die Oberhand behalten:
Legal Tribune ONLINE:
„Wir brauchen Provokationen wie die von Engelken, damit wir in der Diskussion über unsere heutige und künftige Rolle in der Gesellschaft weiterkommen.“ (Markus Hartung)
http://www.lto.de/recht/feuilleton/f/buch-rezension-111-gruende-anwaelte-zu-hassen-eva-engelken/
Das sagen Leser:
111 Gründe, Anwälte zu hassen ist beste, kurzweilige Unterhaltung in einer einfachen Sprache, die jeder versteht. Und das, obwohl es hier um Juristen geht. Fünf Sterne!
Ich habe mich von Artikel zu Artikel, von Grund zu Grund durchgekichert
Aber die Sache, dass „Anwälte Brüder sind – bis auf die Schwestern“, die ist bis heute ein echtes Problem, das viele begabte junge Juristinnen weg aus diesem Berufsstand treibt.