Klartext-Anwalt

  • Bücher
    • 111 Gründe, Anwälte zu hassen
    • Klartext für Anwälte
      • Inhalt
      • Leseprobe
      • Namensregister
    • Rechtsratgeber für Existenzgründer
  • Public Relations
    • Pressearbeit
    • Juve und Co.
    • Social Media
  • Text
  • Seminare/Workshops
    • Schreibtraining für Juristen
    • Schreibcoaching
    • Strategie-Workshops
    • Coaching Anwaltspersönlichkeit
  • Profil
    • Lieblingsköpfe
    • Presse & Rezensionen
  • Blog
  • Kontakt
Aktuelle Seite: Startseite / Archiv für Aktuelles

Website: Und was habe ich davon?

14. April 2017 von Eva Engelken 3 Kommentare

Kundennutzen in der Leistungsbeschreibung hervorhebenWelchen Nutzen bringt Ihre Leistung eigentlich Ihren Mandanten?

Sprechen wir heute über Ihr Angebot. Also über das, was Ihre Kanzlei an Leistungen anbietet, Ihre „Produkte“, also Rechtsberatung und sonstige anwaltliche Tätigkeiten. Diese Produkte sind so vielgestaltig wie Wolken am Frühlingshimmel – und als Dienstleistung ebenso flüchtig. Doch obwohl Ihre Leistungen flüchtig sind, können sie so viel Wirkung erzeugen wie ein Tornado. Was Sie tun (oder nicht tun), kann Manager ins Gefängnis bringen. Es kann helfen, Hochzeiten im Himmel zu schließen. Oder dazu beitragen, dass einstmals liebende Ehegatten zu mörderischen Rosenkriegern mutieren.

Umgekehrt können Ihre Dienstleistungen viel Gutes bewirken. Sie können für Jahrzehnte den Familienfrieden sichern. Und Firmengeflechte vor Streit bewahren. Oder sie können gekündigten Angestellten zu auskömmlichen Abfindungen verhelfen. Kurz gesagt: Als Anwalt oder Anwältin können Sie richtig viel Nutzen stiften. Oder viel Schaden anrichten.

Wie wäre es, wenn Sie auf Ihrer Website den Kundennutzen in den Vordergrund stellen würden?

Wenn Sie einem Mandanten klar machen wollen, was Sie alles können, könnten Sie all das erwähnen. Sie könnten von den Rosenkriegen berichten, die Sie angezettelt oder wieder befriedet haben. Sie könnten von all den Abfindungen schwärmen, die Sie erstritten haben. Oder von den ausgefuchsten Paragrafenmonstern, auch Verträge genannt, mit denen Sie Ihre Gegner in die Knie gezwungen haben. Ihr Mandant oder Ihre Mandantin bekäme eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was er oder sie davon hätte, Sie zu beauftragen.

Traditionell überwiegt die Nabelschau, das „Wir können alles, vor allem Juristendeutsch“

Das Erstaunliche ist, dass sich dieser sogenannte Kundennutzen auf ganz vielen Websites oder Broschüren von Kanzleien nicht widerspiegelt. Stattdessen steht dort, was die Kanzlei respektive das Unternehmen alles Tolles vorweisen kann. Sinngemäß:

„Wir können Arbeitsrecht, wir haben in Berkeley studiert und 120 Aufsätze in vergilbenden Fachzeitschriften veröffentlicht.“

oder (aus eine Website):

„Wir stehen weiterhin an der Spitze der Entwicklungen bei Pre-IPO- und Bezugsrechtsemissionsfinanzierungen sowie von Public-to-Private-Transaktionen.“

Was erst im zweiten Satz erwähnt wird – oder im dritten oder vierten Satz oder gar nicht – ist, was man als Mandant oder Mandantin von all diesem Können hat:

„Damit tragen wir zu einer effizienten Durchführung von Finanzierungstransaktionen bei.“

Überzeugender Text nimmt die Leserperspektive ein: „Dein Problem ist… und unsere Leistung löst es“

Für die eilige Leserin im Internet wäre die Lektüre effizienter, wenn ihr Problem von Anfang an skizziert und dann dargestellt würde, wie die Kanzleileistungen zur Lösung beitragen können.

„Sie haben Großes vor. Der Wert Ihrer Targets liegt bei 500 Millionen Euro aufwärts. Die Kaufverträge sollten nicht von Anfängern abgefasst sein, sondern von erfahrenenen Profis, die in dieser Kampfklasse Erfahrungen vorweisen können. Denn wenn bei dieser Größen etwas schief geht, wird’s richtig teuer.“

Und erst dann kommt der Beleg, dass die Kanzlei für diese Herausforderung die richtige Dienstleisterin ist.

„Die Mitglieder unseres Finanzierungsteam gelten im Markt als führend, wenn es um Pre-IPO- und Bezugsrechtsemissionsfinanzierungen ab 100 Millionen geht.“

Und so weiter…

Setz die Mandantenbrille auf!

„Walk in your customer‘s shoes“ empfehlen englische Unternehmensberater. „Setzen Sie die Mandantenbrille auf“ lautet das deutsche Pendant. Gemeint ist in beiden Fällen das Gleiche, nämlich: versetzen Sie sich in die Person, für die Sie etwas tun. Und dann beschreiben Sie Ihr Produkt oder Ihre Leistung aus der Perspektive dieser Person. Beschreiben Sie, was sie davon hat, Sie zu mandatieren. Nicht: „wir können Arbeitsrecht und haben in Berkeley studiert und“, sondern: „Sie stecken in dem Schlamassel und wir holen Sie da raus.“ Und: „Wir können das, vertrauen Sie uns, weil wir schon zig Personen aus dem gleichen Matschloch herausgezogen haben.“

Einverstanden? Oder Einspruch?

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Klartext-Team!

Kategorie: Aktuelles, Kanzleikommunikation, Kommunikationstipps Stichworte: Internetauftritt, Kanzleikommunikation, Kommunikation, Website

Schneeschieber-PR oder wie Sie Ihrem Kanzleiauftritt (digitale) Klarheit verschaffen

1. März 2017 von Eva Engelken Kommentar verfassen

Machen Sie den Weg frei für die richtigen Mandanten

Wenn kein zugkräftiges Thema da, dass Ihnen die Mandanten quasi automatisch in das Postfach spült, müssen Sie etwas tun, das ein Kunde von mir kürzlich als „Schneeschieber-PR“ bezeichnet hat. Heißt, Sie müssen den Schnee aus ihrer Einfahrt schippen, damit Besucher unfallfrei zu Ihnen kommen können. Im Frühjahr sollten Sie die Einfahrt fegen und Gerümpel beiseiteräumen. Sie wollen doch, dass man Ihr Kanzleischild sieht und niemand auf den Stufen zu Ihrem Büro ausrutscht, oder?

Auf Ihre Kanzleikommunikation übertragen heißt das: Sie müssen Wege bahnen, damit die richtigen Mandanten zu Ihnen finden. Je weniger Geld ein einzelnes Mandat bringt, desto mehr Personen müssen Sie überzeugen. Umgekehrt gilt: Je mehr Geld das einzelne Mandat bringt, desto eher sollten genau solche Mandate auf Ihrem Schreibttisch landen. Und nicht bei der Konkurrenz!

Digitale Klarheit setzt inhaltliche Klarheit voraus

Im digitalen Zeitalter, wo ganz viele Kontakte ihren Anfang im Internet nehmen, heißt das: Ihre Kanzleiwebsite sollte gut sichtbar und alle Informationen klar und leicht zugänglich angeordnet sein. Digitale Klarheit nennt man das. Nur so finden die richtigen Mandanten Sie. Leider beginnen hier schon die Probleme. Digitale Klarheit setzt nämlich inhaltliche Klarheit voraus und an der hapert es in vielen Unternehmen.

Der Obersatz der Kommunikation: Wer kommt zu Ihnen aus welchem Grund?

Trifft das auch auf Sie zu oder können Sie klar die folgenden 3 Fragen beantworten? Wem nützen Ihre Leistungen? Was genau bieten Sie überhaupt an? Und wie kommen Ihre Leistungen zum Kunden? In guter juristischer Tradition können Sie daraus einen Obersatz bilden: Wer mandatiert Sie aus welchem Grund? Oder Sie belassen es bei den drei Einzelfragen, die auf englisch noch knackiger klingen:

  • Who do I serve?
  • What do I sell?
  • How do they get it?

Geraten Sie bei einer der drei Fragen ins Straucheln? Dann versuchen Sie jetzt, Klarheit zu schaffen! Die drei Fragen zwingen Sie zu Klarheit und Genauigkeit. Und diese Klarheit brauchen Sie, wenn Sie Ihre Einfahrt zum Büro oder Ihre Website entrümpeln wollen.

 1. Kennen Sie Ihre Zielgruppe?

Wissen Sie genau, wem Sie Ihre Dienstleistung alles anbieten? Wenn nein, ist es jetzt an der Zeit für eine Zielgruppenanalyse. Diese kann sich auf die gesamte Kanzlei beziehen, auf einzelne Praxisgruppen oder auf Sie ganz persönlich. Die Analyse klärt, welche Personen etwas von Ihrem Angebot haben; wer davon am meisten profitiert, es aber nicht bezahlen kann. Und schließlich, wer es bezahlen kann und will. Diese Personen wollen Sie erreichen.

2. Welche Probleme lösen Ihre Leistungen?

Können Sie kurz und attraktiv auf den Punkt bringen, was Sie anbieten? Und können Sie sagen, welches Problem Sie mit Ihren Leistungen für Ihre Mandanten lösen? Wenn nein, setzen Sie sich in Gedanken die Brille des Mandanten oder der Mandantin auf: Welche (Rechts)probleme drücken ihn oder sie? Nehmen Sie einen Stift zur Hand und bringen es zu Papier.

Nicht:

„Ich kann Arbeitsrecht, Familienrecht, Immobilienfinanzierung und Kapitalmarktrecht“,

sondern sinngemäß:

„Ich helfe dir bei deiner Kündigung, deiner Scheidung oder bei der reibungslosen Emission einer Anleihe.“

3. Mit welcher Vertriebsstrategie bringen Sie Ihre Leistungen zur Mandantin?

Wie kommen Ihre MandantInnen an Sie und Ihre Beratung heran? Über welche Vertriebswege gelangt Ihr Wissen zum Unternehmen? Wo und wie erfährt man von Ihnen? Wonach suchen Menschen, die eine Rechtsdienstleistung benötigen, wie Sie eine anbieten? Welche Suchbegriffe geben Leute ein, die BeraterInnen wie Sie suchen?

Beispiel Arbeitsrecht:

Angenommen, Sie wollen eigentlich Arbeitsrecht für Führungskräfte und Schulungen für Betriebsräte anbieten, sollten Ihre Website und Ihre Broschüren genau für diese Personen umfassende Infos enthalten. Dass Sie auch noch allgemeines Zivilrecht und bei Bedarf Familienrecht können oder einen Fachwanwaltslehrgang im Verkehrsrecht gemacht und im Verwaltungsrecht promoviert haben, ist schön. Das nützt aber nichts, wenn Rechtssuchende Arbeitsrechtsprofis suchen. Diese Informationen nützen nicht nur nicht, sondern sind Gerümpel, welches den Weg zu den nützlichen Infos versperrt.

Und Gerümpel ist dazu da, entsorgt zu werden.

P.S. Um sich dabei Unterstützung zu holen, könnte ein Positionierungsworkshop vielleicht das Richtige sein.

 

Kategorie: Aktuelles

Digitale Kommunikation und Rezension „Web oder stirb“ von Kerstin Hoffmann

9. Februar 2017 von Eva Engelken Kommentar verfassen

Web oder stirb – Erfolgreiche Unternehmens-kommunikation in Zeiten des digitalen Wandels von Kerstin Hoffmann

Das Internet geht nicht mehr weg

Anderthalb Jahre nach seinem Erscheinen ist „Web oder Stirb“ von Kerstin Hoffmann für die Kanzleikommunikation immer noch hochaktuell. Denn mittlerweile ist zwar den meisten Anwälten und Business Developern klar, dass das Internet bis auf weiteres bleiben wird. Und dass es Einfluss auf Akquise und Personalsuche hat.

Doch weitere Konsequenzen haben sich viele noch nicht bewusstgemacht. Zum Beispiel, dass die sozialen Medien das Ende der kommunikativen Einbahnstraße bedeuten. Kommunikation im digitalen Zeitalter heißt Interaktion!

Im Social-Media-Zeitalter kann jeder Mitarbeiter Markenbotschafter sein.

Mit der digitalen Transformation kann jede Einzelperson Botschafterin ihres Unternehmens respektive ihrer Kanzlei sein. Zwar avanciert sie nicht zur Pressesprecherin des Unternehmens. Aber sie kann über Facebook, LinkedIn, Instagram und andere Kanäle Inhalte beitragen. Sie kann auf Veranstaltungen hinweisen oder mit schnell geknipsten Handyfotos das Unternehmens menschlich machen. Menschlich ist wichtig, denn auch in der Rechtsberatung werden Menschen von Menschen mandatiert.

Das System verändert sich

„Web oder stirb“ leistet zweierlei. Es stellt systematisch alle Formen digitaler Kommunikation dar – von der internen Unternehmenskommunikation bis hin zu Einzelkanälen wie Twitter. Und es schärft den Blick für die Systemveränderungen, etwa die Schnelligkeit, das Empfehlungswesen und die Interaktion, um nur einige zu nennen.

Schnellere Anfragen erfordern schnellere Antworten

Die digitale Kommunikation hat es viel eiliger als die analoge, auch wenn dabei das sorgfältige Abwägen manchmal auf der Strecke bleibt. Antworten auf Anfragen oder Reklamationen werden viel schneller erwartet als in der analogen Welt. Im Internet können viel mehr Menschen miteinander kommunizieren und tun es auch. Die Medien und Methoden, mit denen ein Unternehmen Informationen verbreiten kann oder mit denen ein Nutzer sich über selbiges informieren kann, haben sich vervielfältigt.

Bewertungen – igitt oder nützlich?

Empfehlungen und Bewertungen von Produkten oder Dienstleistungen haben einen sehr hohen Stellenwert. Auf www.anwalt.de und anderen Portalen kann jederman Beurteilungen zu seinem Anwalt oder seiner Anwältin abgeben oder konsumieren. Diese Beurteilungen sind nicht immer aussagekräftig oder gerecht, aber es gibt sie nun einmal. Dieses Empfehlungswesen ärgert Juristen durchaus, worüber man schmunzeln kann, schließlich gehört das Urteilen und Beurteilen zum juristischen Tagesgeschäft. Und natürlich haben sich Volljuristen zweimal im Leben selber einem harten Staatsexamen gestellt und vielleicht auch noch dem Rigorosum bei der Doktorarbeit. Doch damit sollte es dann aber auch gut sein, denken viele, wenn es darum geht, sich etwaigen Bewertungen im Internet auszusetzen.

Dabei können Kanzleien von Bewertungen auch bei der Bewerbersuche im Internet profitieren. Auch hier gilt: Jede Kanzlei, die sich traut, Bewertungen einzuholen oder ihre Bewertungen als Arbeitgeber etwa bei Kununu aktiv managt, hat einen Vorsprung gegenüber ihren zurückhaltenderen Wettbewerbern.

Die klassische Sorge der Anwälte: Wer sich zeigt, macht sich angreifbar

Doch immer noch hält die Furcht vor ominösen Kommentaren oder gar dem Shitstorm, der im weiten Meer des Internets unerwartet ausbrechen kann, viele davon ab, sich überhaupt mit den Möglichkeiten der Interaktion zu beschäftigen. Und selbst wenn sie sich klargemacht haben, dass ein Shitstorm nicht das erste ist, das ihnen widerfährt, sobald sie sich einen Twitteraccount zugelegt haben, sorgen sich viele um ihren guten Ruf, wenn sie sich überhaupt zeigen.

Twitter ist nicht nur für Politiker ein nützliches Medium

Jeder, auch die Verfasserin, kennt dieses natürliche Schamgefühl, das sich einstellt, wenn man beginnt, im Internet irgendetwas zu schreiben, seien es Blogbeiträge, Kommentare oder Twittermeldungen. Am Anfang geniert man sich ein bisschen und das lässt erst nach, wenn man gewissermaßen seine Schreibstimme gefunden hat.

Diese Schreibstimme oder Persönlichkeit im Netz kann vollkommen seriös sein. Dass es gelingen kann, sich persönlich und mit Augenzwinkern auszudrücken, ohne die anwaltliche Würde zu beeinträchtigen, zeigen twitternde Anwälte wie etwa die Graf-von-Westfalen-Partnerin Barbara Mayer (https://twitter.com/Barb_Mayer) oder der Noerr-Parter  Thomas Klindt (https://twitter.com/TomKlindt).

Ganz abgesehen von der Möglichkeit, sich fachkundig und zugleich menschlich zu präsentieren, ist Twitter natürlich ein hervorragendes Trainings-Camp für alle, die üben wollen, sich kurz und prägnant auszudrücken. Schließlich ist die Länge eines Tweets weiterhin auf maximal 140 Zeichen beschränkt.

Starke Profile im Netz machen den Umweg über die mühsame Pressearbeit entbehrlich

Eine wichtige Erkenntnis ist es, dass soziale Medien am besten über persönliche Kontakte und über Gesichter funktionieren. Um Einfluss auszuüben, sich als Experte einen Ruf zu verschaffen oder um Kontakte zu knüpfen, sind nicht mehr alleine die herkömmlichen Tools der PR entscheidend, also die Pressearbeit oder die gekauften Anzeigen. Starke Influencer im Netz können mittlerweile ganz ohne die Hilfe herkömmlicher Medien News machen oder verbreiten.

Ein Beispiel aus der Unterhaltungsbranche ist die amerikanische Sängerin Taylor Swift. Sie hat Millionen Follower auf ihrem Tumblr-Account. Mittels eines Postings brachten sie 2015 den Techkonzern Apple höchst medienwirksam dazu, das Bezahlmodell seines neuen Streamingdienstes „Apple Music“ zu ändern. Ausführlich dazu die Zeit: http://www.zeit.de/kultur/musik/2015-06/apple-music-taylor-swift-musik-streaming.

Der einzelne persönliche Kontakt auf XING oder Facebook kann entscheiden

Nun haben Anwälte in der Regel keine Millionen Follower auf Instagram, XING, Twitter oder Tumblr. Doch auch sie können im Netz sichtbar werden und bei ihren Mandanten, Kollegen und anderen interessierten Menschen Einfluss ausüben, ohne dass die herkömmliche Presse über sie berichten musst. Es reicht, wenn sie als Privatperson auf sozialen Plattformen sichtbar sind und man sie aufgrund ihres Namens der Kanzlei zuordnen kann.

Über Umwege kann man über einen Twitteraccount auch zu einem der begehrten Gastbeiträge in einer traditionellen Zeitung kommen, etwa wenn ein Journalist auf den Tweet eines Anwalts aufmerksam wird und bei ihm ausführlichere Informationen anfordert.

Der digitale Wandel findet jetzt statt

In jedem Fall lautet das wichtigste Fazit des Buches, dass Unternehmen den digitalen Wandel nicht verschlafen sollten. Hoffmann: „der beste Zeitpunkt, in den digitalen Wandel einzusteigen, ist schon seit längerer Zeit: allerspätestens jetzt.“ Die Umsetzung erfordert natürlich eine gute Strategie. Aber das ist beim Thema Kommunikation ja nichts Neues.

  • Kerstin Hoffmann
  • Web oder stirb! Erfolgreiche Unternehmenskommunikation in Zeiten des digitalen Wandels
  • Haufe Verlag 2015
  • https://shop.haufe.de/prod/web-oder-stirb

 

Kategorie: Aktuelles, Employer Branding, Kanzleikommunikation, Public Relations, Rezension Stichworte: Buchrezension, Internet, Pressearbeit, Social Media

Kommunikation: Reden Männer anders als Frauen?

8. Januar 2017 von Eva Engelken 2 Kommentare

Klartext schmeckt - greifen Sie zu!
Klartext schmeckt – greifen Sie zu!

Sven Oswald und Daniel Finger von radioeins haben mich am 8.1. in der Sendung „Zwei auf eins“ gefragt, Kommunizieren Männer anders als Frauen? (hier zu den 3 Fragen im Radio, Minute: 11:48). Und hier ein paar ausführlichere Gedanken dazu:

Gibt es Unterschiede? Und wenn ja, woher kommen sie?

Ja, Frauen und Männer drücken sich unterschiedlich aus. Das liegt nicht an der Biologie, sondern an unterschiedlichen Rollenerwartungen. Auch wenn sie in einer modernen gleichberechtigten Gesellschaft antiquiert erscheinen, beeinflussen sie die Kommunikation von Männnern und Frauen. Der Blogbeitrag analysiert die Unterschiede und gibt Tipps, wie man damit clever umgeht.

Die Stimmlage von Frauen ist tiefer geworden

Die entspannte Sprechlage liegt bei Frauen bei 220 Hertz, bei Männern bei 120 Hertz. Interessante Beobachtung: Durchschnittlich hat sich die durchschnittliche Stimmlage in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten um 2-3 Halbtöne gesenkt. Der Grund ist die fortgeschrittene Emanzipation von Frauen. Anschaulich wird der Unterschied an Filmen von damals und heute: Da die zarten, piepsigen Stimmen von Romy Schneider oder Heidi Kabel aus einem Heimatfilm aus den 60er oder 70er Jahren, dort die tiefen Stimmen einer Maria Furtwängler oder Ulrike Folkerts aus einem Tatort von heute.

Sonore Stimme = Führungsstärke

Frauen in Führungspositionen wissen schon seit seit jeher, dass frau sich mit einem maskulineren Auftreten besser durchsetzt: So soll sich Margret Thatcher, britische Premierministerin von 1979 bis November 1990, bewusst eine tiefe Stimme antrainiert haben. Andererseits halten Männer Frauen für attraktiver, die relativ hoch und zart sprechen. An fruchtbaren Tagen wird die Stimmlage von Frauen höher. Soweit zu den Unterschieden in der Stimmhöhe.

„Man wird nicht als Frau geboren, man wird es“

Doch was ist mit dem Inhalt der Sprache? Was Frauen und Männer sagen, wird nicht von der Biologie bestimmt. Die Annahme, dass Frauen und Männer unterschiedliche Gehirne hätten, ist widerlegt. Genetisch sind Männer und Frauen zu 99 Prozent gleich. Sogar die ach so unterschiedlichen Geschlechtsorgane ähneln sich in ihrer Zellstruktur frappant.

„Man wird nicht als Frau geboren, man wird es“,

schrieb die berühmte französische Philosophin Simone de Beauvoir 1949 in einem Essay. Sie meinte damit, dass das Verhalten einer Frau und eines Mannes durch Rollenerwartungen geprägt wird.

Die Steinzeit lässt grüßen

Diese traditionellen Rollenbilder sehen den Mann als Jäger und Sammler, der aggressiv herrschen und beschützen musste, während die Frau die Kinder erziehen und die Gemeinschaft zusammenhalten musste.

Wikipedia: 

„Die historische Perspektive des Mannes als Jäger und Sammler, konkurrierend mit anderen Männern um Nahrung, Ressourcen und Frauen und mit geringen Investitionen in die Erziehung der Kinder, ist konsistent mit der Entwicklung von speziell männlichen Eigenschaften wie Aggression, Konkurrenz und Raumvorstellung. Bei Frauen standen wahrscheinlich Kindererziehung und die Fähigkeit, in einer kooperativen Gemeinschaft zu überleben, im Vordergrund, was die Herausbildung von kommunikativen und sozialen Fähigkeiten beförderte…“

Das Patriarchat beeinflusst Verhalten und Kommunikation

Nun ist die Steinzeit lange vorbei, gleichwohl haben es die herrschenden Instanzen geschafft, über Jahrtausende eine patriarchale Gesellschaftsordnung zu etablieren und immer wieder neu zu begründen. Diese patriarchale Gesellschaftsordnung hat sich nicht nur in den Rechtsnormen und dem Verhalten, sondern auch in der Sprache niedergeschlagen. Man kann also sagen, dass auch die unterschiedliche Art, wie Männer und Frauen kommunizieren, von Geschlechtsnormen geprägt sind.

Stereotyp: Männer behaupten sich, Frauen stellen Nähe her

Die sprachlichen Geschlechtsnormen besagen kurz gefasst:

  • Männer setzen die Sprache ein, um Hierarchien zu festigen und ihre Machtposition auszubauen.
  • Frauen, die zuständig sind für das Aufrechterhalten sozialer Beziehungen, reden, um Nähe und Gemeinschaft herzustellen.

Reden Männer „hart wie Kruppstahl“?

Von Adolf Hitler stammt der Ausspruch, die deutsche männliche Jugend müsse sein:

„flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl.“

Hitlers Ziel war es, einen neuen Mann zu erziehen. „Das Schwache muss weggehämmert werden“, verkündete er. Gottseidank hat Deutschland den 2. Weltkrieg verloren und ist das Dritte Reich zusammengebrochen. Dennoch wirkt es im Verhalten und eben auch in der Sprache nach. Besonders nachdrücklich wirkt das in der Generation der Kriegskinder von 1939 bis 1945. Männer aus dieser Generation tun sich traditionell besonders schwer Gefühle zu äußern. Daran haben besonders ihre Söhne bis heute zu knabbern.

Geschlechterstereotypen – Beispiele

Im Grunde hat jedes traditionelle männliche und weibliche Rollenverhalten ein sprachliches Pendant.

Rolle im öffentlichen Raum

Männer nehmen mehr Raum ein, beanspruchen mehr Redezeit bei öffentlichen Auftritten. Frauen halten sich eher zurück.

Rolle bei Gehaltsverhandlungen

Von Männern wird erwartet, dass sie offensiv für ihren eigenen Standpunkt werben, ohne dass man ihnen deshalb Egoismus anlastet. Frauen, die allzu offensiv für ihre Belange eintreten, werden leicht als kalt und berechnend wahrgenommen.

Machtbewusstsein und Eigenlob

Männern wird ohne Probleme zugestanden, dass sie ihre Leistungen hervorheben, während man von Frauen traditionell Bescheidenheit erwartet.

  • Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Facebook-Vorstandfrau Sheryl Sandberg. Sie beschreibt in ihrem autobiografischen Sachbuch „Lean In – Frauen und der Wille zum Erfolg“, wie sie als Jahrgangbeste einmal ein Henry-Ford-Stipendium bekommen habe. Das habe sie jedoch verschwiegen, aus Angst, von ihren benotenden Professoren als egoistisch wahrgenommen und nicht mehr gemocht zu werden.

Umgang mit Ängsten und Schwächen bei Männern und Frauen

Frauen, die traditionell als das schwache Geschlecht gelten, dürfen bis zu einem gewissen Grad auch in der Öffentlichkeit Schwächen eingestehen und Rat und Trost erbitten.

  • Ein Beispiel ist die traditionelle Freundinnenclique, die sich alles gesteht und Freundschaft daran misst, wieviele Geheimnisse man sich erzählt. Mein eigenes Beispiel ist mein Netzwerk Texttreff, in dem jederzeit um Hilfe gefragt werden kann.

Gemeinnützige Tätigkeiten

Von Frauen wird erwartet, dass sie vielfältiges ehrenamtliches Engagement zeigen. Etwa im Umfeld von Kindererziehung, Schule und Altenpflege vom Kuchenbacken bis zum Besuchsdienst. Würde sich eine Frau ständig für all ihre unbezahlten Tätigkeiten loben, würde dies als unpassend wahrgenommen. Würde sie hingegen Hilfsdienste kategorisch verweigern, würde man sie als kalt und egoistisch wahrnehmen. Männer, die sich ausnahmsweise gemeinnützig engagieren, dürfen dagegen mit Erstaunen und Lob rechnen und müssen keine tadelnden Blicke fürchten, wenn sie sich bei Hilfsdiensten vornehm zurückhalten.

Bei Nichtbefolgen der traditionellen Geschlechtsnormen droht Strafe

Sowohl die gesellschaftlichen als auch die daraus folgenden sprachlichen Geschlechtsnormen wirken wie gewöhnliche Gesetze: Wer gegen sie verstößt, wird bestraft. Das trifft emanzipierte Frauen gleichermaßen wie Männer, die sich dem Stereotyp des harten, keine Gefühle zeigenden Cowboys verweigern. Also eigentlich uns alle.

  • Als berufstätige Mutter, die nicht alle naslang mit einem selbstgebackenen Kuchen in der Grundschule aufläuft, muss ich mir das leichte Naserümpfen einer stets präsenten Supermutti gefallen lassen.
  • Männer, die dem traditionellen Bild des Indianers, der keinen Schmerz zeigt, entsprechen wollen, tun sich keinen Gefallen, wenn sie Unsicherheiten oder gar Ängste oder psychische Probleme ansprechen.

Sprachlich drückt sich das in Beschimpfungen à  la „du Mädchen“ aus. „Mädchen“ ist ja per se keinesfalls ein Schimpfwort. Aber es verdeutlicht dem als Mädchen bezeichneten Mann, dass er gegen traditionelle Geschlechternormen verstoßen habe.

Clinton gilt als „machtgeil“, Trump als „ehrlich“

Wer es als Frau wagt, offen Macht anzustreben, lehnt sich gegen die traditionelle dienende Rolle der Frau auf und wird entsprechend hart sanktioniert.

  • Prominentestes aktuelles Beispiel dürfte Hillary Clinton sein, die am 8. November 2016 Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl unterlag. Die erfahrene und in jeder Hinsicht für das Amt geeignete Politikerin hatte einen Hauptmakel, der darin bestand, dass sie eine Frau war. Bezeichnend in dem zur Schlammschlacht ausartenden Wahlkampf war, dass Donald Trump sich eine sprachliche Entgleisung nach der anderen leistete, ungeniert log und beleidigte und dennoch von seinen Anhängern gefeiert wurde, weil mit ihm „endlich mal jemand wagte, zu sagen, was Sache war“. Hillary Clinton hingegen wurde als zickig, berechnend, gar als Hexe beschimpft. Übrigens auch von Frauen.

Sanktionen gegen Frauen kommen oft auch von Frauen

Das Perfide an den geschlechtlichen Sprachnormen ist, dass sie auch vom eigenenen Geschlecht durchgesetzt werden. Bzw. dass Männer andere Männer abqualifizieren, wenn sie verstoßen und dass Frauen anderen Frauen zusetzen.

  • Man denke an die katholische Kirche, die Priester bestraft, wenn sie sich zu ihrer Homosexualität bekennen. Oder an die schon genannten Männer, die andere Männer als „Mädchen“ oder als „Schwuchtel“ abqualifizieren.

Frauen tragen bewusst und unbewusst andauernd dazu bei, dass gesellschaftliche und in der Folge auch sprachliche Gesellschaftsnormen von anderen Frauen eingehalten werden.

  • Beispiel Hillary Clinton. Ich persönlich wäre davon ausgegangen, dass quasi jede Frau in den USA Hillary Clinton wählen würde, alleine, weil sie eine Frau ist. Doch das war nicht der Fall. Zwar haben deutlich mehr Frauen Clinton ihre Stimme gegeben als Trump, aber es gab auch viele, die Hillary Clinton aufs schärfste verurteilt haben.

Frauen fühlen sich minderwertig und halten andere Frauen klein

Warum ist das so? Die US-amerikanische Feministin Gloria Steinem hat beobachtet, dass viele der sogenannten „Hillary Haters“ sogar Hillary Clinton ähnelten: Sie waren weiß, gebildet und mit einflussreichen Männern liiert. Der Unterschied war: Diese Frauen waren trotzdem nicht so stark und unabhängig wie Hillary Clinton. Deshalb mochten sie Hillary Clinton nicht, weil sie ihnen mit ihrer Stärke und Unabhängigkeit auf brutalste zeigte, wo ihr eigenes Leben nicht in Ordnung war. Ihnen wurde bewusst, dass sie von ihren Männern nicht als gleichberechtigt behandelt wurden, dass sie betrogen wurden und sie ihre Männer nicht verlassen konnten und vieles mehr.

Wer sich nicht kleinmacht, wird kleingemacht

Der Grund für ihre Abwertung von Clinton waren also Neid und Minderwertigkeitsgefühle. Hillary war ursprünglich wie sie, aber sie weigerte sich, deshalb so unerfolgreich zu sein wie sie. Deshalb verzichteten diese Frauen aus persönlichem Neid darauf, sie zu wählen und möglicherweise eine weibliche Präsidentin zu bekommen, mit der sich vielleicht das Leben für alle von ihnen verbessert hätte.

  • Ein solches Verhalten beobachte ich manchmal auch in Frauennetzwerken. Statt sich unbedingt zu fördern, weil es der Sache dient, werden zu großer Erfolg und mangelndes „sich-klein-Machen“ als ungebührliches Herausstechen aus der Masse werden mit Missgunst und Neid bestraft.

Traditionelle Sprachnormen machen Männern das Leben schwer

Nun leiden unter Geschlechterstereotypen nicht nur Frauen. Auch Männer leiden daraunter. Das traditionell männliche „Nicht-über-Gefühle sprechen“ und „Gefühle-nicht-verarbeiten“ führt bei Männern in der Lebensmitte nicht selten zu psychischen Krisen. Oft eskalieren sie in Alkoholsucht, im Suizid, der dreimal so oft von Männern wie von Frauen begangen wird. Auch der sogenannte erweiterte Suizid, der eigentlich ein Mord mit anschließender Selbsttötung ist, wird zu 90 Prozent von Männern begangen.

Auch weitere Aggressionen aller Art finden sich viel öfter bei Männern als bei Frauen. Die einzige wirksame Hilfestellung: Die Männer kriegen doch noch rechtzeitig die Kurve und finden zur richtigen Zeit einen einfühlsamen Zuhörer oder eine Zuhörerin, die ihnen beim Verarbeiten ihrer Probleme hilft. Häufig ist diese Person eine Frau.

Die Ideallösung: Vielfalt und Gleichberechtigung für alle

Wünschenswert für alle ist eine Gesellschaft, in der auch Männer Schwächen und Gefühle zeigen und artikulieren können und in der Frauen Verantwortung und Machtpositionen anstreben dürfen. Um dahin zu kommen, hilft es, sich die Stereotypen von Mann und Frau klarzumachen und die sprachlichen Pendants dazu. Und dann in im Alltag Bingo zu rufen, wenn man erfolgreich dagegen verstoßen hat.

Für unterwegs: Taktische Tipps und Tricks

Auf dem Weg dahin hilft es, mit den Stereotypen taktisch umzugehen. Sheryl Sandberg hat in ihrem Buch „Lean in“ ein paar ganz gute Tipps zusammengetragen:

  • Gehaltsverhandlungen: Frauen, die ein höheres Gehalt oder andere Vorteile für sich verhandeln wollen, sollten betonen, dass dies dem Wohle aller diene. Hilfreich ist die Betonung des „wir“. Abgesehen von dem taktischen Vorteil gilt natürlich, dass Ergebnisse, die tatsächlich dem Gemeinwohl dienen, nachhaltiger sind als Vorteile, die genau einer Person zugute kommen.
  • Begründung liefern: Während man Männern zugestehe, einfach so für sich selber Partei zu ergreifen, sollten Frauen eine Begründung vortragen.
  • Tonfall: Frauen müssten, so Sandberg, quasi eine „unerbittliche Freundlichkeit“ an den Tag legen. Das entspricht dem allgemeinen Rat, hart in der Sache, aber verbindlich im Tonfall zu sein und schadet ganz sicher nicht.

Weitere Ratschläge darf sich jede und jeder selber hinzufügen.

  • Für Eltern gilt: Bemühen Sie sich, Ihre Töchter  und Söhne gleichermaßen zu fördern. Jungs dürfen weinen und Gefühle haben und zeigen. Mädchen dürfen Macht anstreben, Leistung bringen und dafür Gegenleistungen fordern, die sich auch finanziell bemerkbar machen.

Soweit meine Gedanken zum Thema. Anregungegen gerne an engelken@klartext-anwalt.de.

Mehr lesen: FAZ: Frauen wollen reden, Männer suchen Lösungen

Nachtrag: Auf Facebook kommentierte Carsten Brombach:

„Was ich mich frage: Die Tipps aus ‚Lean In‘ nehmen ja die unterschiedlichen Erwartungen an Frauen und Männer, was Kommunikation betrifft, als gegeben hin und sind darauf ausgerichtet, trotzdem erfolgreich zu sein bzw in der Arbeitswelt zu kommunizieren, was sicher hilfreich ist. Wie aber kommen wir (parallel oder als zweiten Schritt) dahin, dass die unterschiedlichen Erwartungen an sich hinterfragt/ aufgehoben werden können?“
ich antwortete: „Ich glaube, man sie ansprechen. Genauso wie man sich übers „In-den-Mantel-helfen“ unterhält, ob das jetzt gut oder schlecht ist, sollten man/frau ihr Gespür dafür schärfen, ob das männliche oder weibliche Kommunikation ist. Und es dann bei passender Gelegenheit gesprächsweise auch artikulieren, so nach dem Motto „okay, wenn ich jetzt ein Mann wärde, würde ich jetzt den brusttrommelnden Gorilla raushängen lassen und erwähnen, wie großartig uns das letzte Projekt gelungen ist““

Kategorie: Aktuelles, Kanzleikommunikation Stichworte: Frauen, Führung, Hillary Clinton, Kommunikation, Männer, Margret Thatcher, Sheryl Sandberg

Last-Minute-Tipps für die Kanzlei-Weihnachtsansprache

6. Dezember 2016 von Eva Engelken Kommentar verfassen

Paket - Weihnachtsfeier

Hat es Sie getroffen? Sind Sie die auserwählte Person, die ausersehen wurde, bei der Weihnachtsfeier ein paar besinnliche Worte zu den Anwesenden zu sprechen? Zum Partnerkreis, zum Kollegium? Lesen Sie hier, wie es geht.

Sie sollen Worte finden, die die Sekretärin genauso ansprechen wie den greisen Gründungspartner, der schon Weihnachten feierte, als Deutschland noch mit Kohlen beheizt wurde? Leider haben Sie diese unangenehme Aufgabe bis zuletzt verdrängt und gehofft, Ihre Sekretärin werde Ihnen schon rechtzeitig ein paar vorformulierte Sätze ins Mailpostfach legen. Jetzt stehen Sie möglicherweise betreten da, weil die Assistentin hustend im Bett liegt und Sie selber ranmüssen. Aber keine Sorge, es ist einfacher als Sie denken!

0. Vorüberlegung: Reden Sie rechtzeitig

Die Hauptperson der Weihnachtsfeier ist das gemeinsame Essen und Trinken. Dem sollten Sie nicht die Show stehlen. Platzieren Sie Ihre Rede also direkt vor das Essen oder an den Anfang davon. Umso erfreuter wird Ihr Publikum zur Kenntnis nehmen, dass gleich der erfreuliche Teil des Abends beginnt. Je später Sie reden, umso mehr Showtalent müssen Sie aufbieten, um gegen die vollen Bäuche und das Plauderbedürfnis der Anwesenden zu konkurrieren.

1. Fassen Sie sich kurz

Es geht nur um eine Weihnachtsfeier, nicht um eine dreißigminütige Wahlkampfrede. Reden, die länger als 5 Minuten dauern, werden als Vortrag empfunden, der an diesem Abend fehl am Platze ist.

2. Verkünden Sie eine „Frohe Botschaft“

Das Wichtigste an einer Weihnachtsfeier ist die Frohe Botschaft, die qua Weihnachtsgesetz, Paragraf 3, Absatz 1, eine versöhnliche zu sein hat. In der christlichen Tradition lautet sie: „Freut euch, denn das Christkind ist geboren“. In einer Kanzlei sinngemäß:

„War ein scheiß Jahr, aber ohne Sie alle wäre es noch viel schlimmer geworden, also, danke Ihnen allen und weiter so!“

Oder

„War ein verdammt gutes Jahr, ohne Sie hätten wir das nicht stemmen können, also, danke Ihnen allen und weiter so!“

Nach dem gleichen Prinzip gehen Sie vor bei „aufregenden“, „turbulenten“ und sonstigen Jahren.

3. Stellen Sie den Menschen in den Mittelpunkt

Direkt nach der frohen Botschaft kommt das Menschliche. Das liegt daran, dass das Weihnachtsfest in seinem Wesenskern eine Baby-Shower ist: Man gedenkt keines Märtyrers, sondern eines Neugeborenen. Erfragen Sie in der Personalabteilung runde Geburtstage, Firmenjubiläen, Hochzeiten und Geburten und würdigen Sie diese.

  • Beachten Sie die Skalierung. Bei Kanzleien bis 30 Personen können Sie noch einzelne Namen nennen, bei Kanzleigrößen darüber sollten Sie lieber punkten, indem Sie hervorheben, wie viele Hochzeiten, Neuzugänge, Geburten und Firmenjubiläen etc. im jeweiligen Jahr zu feiern waren.
  • Behalten Sie den menschlichen Aspekt im Auge, auch wenn Sie gewonnene Awards & Co würdigen. Heben Sie die Menschen hervor, die dazu beigetragen haben, dass sie gewonnen werden konnten.
  • Schlagen Sie den Bogen zur frohen Botschaft, in dem Sie so etwas sagen wie:

„mit einer solch lebendigen/energiegeladenen/dynamischen Kanzlei wie dieser können wir zuversichtlich in die Zukunft sehen.“

4. Kommen Sie zum Ende

Ihre Schlussworte werden innig erwartet und mit dankbarem Applaus quittiert, denn sie schließen die Klammer und lauten sinngemäß:

„Ich könnte nun noch zahllose weitere Beispiele nennen für schöne oder herausfordernde Momente, die unsere Kanzlei in diesem Jahr erlebt und gemeistert hat und die mich zur Annahme berechtigen, dass es erfolgreich weitergehen wird, aber die unmittelbare Zukunft wartet – und zwar in Form unseres Weihnachtsessens. Das sollten wir nicht kalt werden lassen. Vielen Dank und guten Appetit!“

Kategorie: Aktuelles, Kanzleikommunikation, Kommunikationstipps Stichworte: Feier, Kanzlei, Rede, Rhetorik, Weihnachten

Schwarze Rhetorik: Gutmenschenlektion 4: Gib Hatespeech keine Chance

17. November 2016 von Eva Engelken Kommentar verfassen

einfaches_weltbildSeit einer Woche (wir erinnern uns: gelbhaariger Mann entscheidet Alptrumpwahl für sich) läuft hier die lockere Serie der „Gutmenschenlektionen in Schwarzer Rhetorik“, um die zum Sprung ansetzenden Populisten wenigstens sprachlich auszubremsen. Heute zum Thema „Hate Speech“. Meine Kollegin Christa Goede hat dazu fulminant gebloggt: „Hate speech – es kann jeden treffen“

6 Methoden gegen Hass im Netz

Hier Christas fünf mögliche Methoden kurz erläutert:

  1. Ignorieren
  2. Moderieren
  3. Mit Ironie reagieren
  4. Deeskalieren
  5. Gruppen bilden

Hinzu kommt die sechste Methode: Plattformbetreiber oder Polizei einschalten

1. Ignorieren? Überlässt Trollen die Bühne

Hasskommentare können sich totlaufen, wenn niemand sie beachtet. Das Problem ist nur: Im Internet bleiben Hasskommentare lange auffindbar. Außerdem können sie den falschen Eindruck erwecken, dass das, was Trolle und Hater da von sich gegeben haben, der Mehrheitsmeinung entspräche. Das ist aber nicht der Fall, wie die Website „No Hate-Speech  bestätigt. Laut einer von ihr genannten kanadischen Studie sind nur 5,6% der befragten User*innen als Hater*innen einzustufen. Der große Rest – 94,4% – ist, so die Studie, für Hass im Netz nicht zu haben. Das heißt im Ergebnis: Das Ignorieren von Hasskommentaren im Netz ist fatal, besser ist es, Farbe zu bekennen und dagegen anzugehen.

2. Wenn man die Macht hat: Trolle wegmoderieren

Moderieren erklärt Christa als „Beleidigungen, Off-Topic oder destruktives Debattenverhalten werden abgemahnt und gelöscht.“ Eine solche Moderation kann eine konstruktive Debatte ermöglichen, erfordert aber Zeit und Einsatz. Ist man nicht selber EigentümerIn oder ModeratorIn der betreffenden Facebookseite oder Zeitungsseite, kommt diese Methode leider nicht zum Einsatz.

3. Ironie ist super, nur: Diktatoren mögen sie nicht

Mit Ironie zu reagieren, entlarvt, so Christa Goede, die „Absurdität einiger „Argumente““. Der Satirewebsite „Der Postillon“ macht das seit Jahren mit großem Erfolg. Der Nachteil sei, so Christa Goede, dass sich die „Fronten verhärten, da Dialoge so oft nicht mehr möglich seien.“

Da ist was dran. Diktatoren lieben keinen Humor, wie man an dem Streit türkischer Staatspräsident Erdogan contra Fernsehkomiker Böhmermann gesehen hat. Im Frühjahr 2015 haben islamistische Terroristen die Mohamed-Karikaturen der französischen Satirezeitschrift CharlieHebdo zum Anlass oder zum Vorwand genommen, die Redaktion zu stürmen und Redakteure zu ermorden. Was beiden Fällen gemeinsam war: die Personen, die mittels Ironie lächerlich gemacht wurden, konnten nicht darüber lachen, sondern wurden erst recht wütend. Ironie und Humor ist oft nur therapeutisch für die Person, die sie anwendet, nach dem Motto von Wilhelm Busch „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“.

4. Deeskalation erfordert mentale Stärke

Auf Hatespeech mit Deeskalation zu reagieren, bedeutet, so Christa  Goede, zu „hinterfragen, vermitteln oder auch eine Diskussion kontrolliert verlassen“. Das erfordere allerdings starke Nerven, und „jede Menge mentale Stärke“.

Bei mir persönlich hängt es stark von der Tagesform ab, ob ich bereit mich, mich im Internet oder in der Wirklichkeit der Konfrontation mit Trollen oder Hetzern zu stellen. Im Internet ist es, wie schon gesagt, in jedem Fall hilfreich, wenn man überhaupt Präsenz zeigt. Stehen unter einem Artikel lauter ausländerfeindliche Kommentare, erzeugt das in der Öffentlichkeit oder bei der Redaktion nun mal den Eindruck, die Mehrheit der LeserInnen sei ausländerfeinlich. Dabei haben die ausländerfreundlichen oder differenziert denkenden LeserInnen es nur nicht für nötig gehalten, ihre „Pro“-Meinung der „Contra“-Meinung entgegen zu setzen. Um das wirkungsvoll zu tun, hilft die fünfte Strategie:

explain
Quelle: https://no-hate-speech.de/de/kontern/

Sammlung witziger Icons, die man Hatern beliebig entgegenschleudern kann: https://no-hate-speech.de/de/kontern/

5. Gruppen bilden

Gruppen zu bilden, ist sehr wirkungsvoll, um Hatern entgegen zu treten. Aber es bedeutet für die vernünftigen, jedoch manchmal etwas trägen Gutmenschen ‚raus aus der Kuschelecke!‘ Farbe bekennen für das, was einem wertvoll ist: Menschenrechte, Respekt, Wertschätzung, Demokratie und Solidarität. Nicht nur mitlesen, auch mal einen Kommentar schreiben! Wenn andere dann „liken“, schwupps, hat sich temporär eine Gruppe gebildet. Gezielt kann man Gruppen bilden, wenn man ein bestimmtes Anliegen verfolgt.

6. Hasskommentare melden

Neben den fünf genannten Strategien gibt es in den sozialen Netzwerken die Möglichkeit, Hater beim Betreiber der Plattform anzuzeigen. Das ist – meiner Erfahrung nach – zumindest bei Facebook nur manchmal von Erfolg gekrönt. Facebook entfernt nämlich beispielsweise nackte Brüste, lässt explizite Vergewaltigungsszenen aber stehen, Argument: Die weitgehend bekleideten Akteure verstoßen nicht gegen das „Nackheitsverbot“ von Facebook!

Strafanzeigen wegen Volksverhetzung, Beleidigung, Verleumdung, übler Nachrede und ergänzend Benutzung verbotener Symbole gemäß § 86 StGB können zu Ermittlungen im wirklichen Leben führen. Im Februar 2016 untersagte das Landgericht Hamburg einem Facebook-Nutzer Hasskommentare gegen die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali.

Zusammenfassung Lektion 4

  • Es gibt keinen Königsweg gegen Hate Speech, aber Hauptsache man tut was

Weiter lesen bei

  • Christa Goede: https://www.christagoede.de/hate-speech-es-kann-jeden-treffen/
  • Oder No Hate-Speech:  https://no-hate-speech.de/de/

Bisher hier erschienen:

Gutmenschenlektion 3: Kein Angst vorm Schwanzlängenvergleich

Gutmenschenlektion 2: Erkenne Narzissten

Gutmenschenlektion 1: Zerfleische dich nicht selbst!

 

Kategorie: Aktuelles, Klartext schreiben, Kommunikationstipps Stichworte: Hatespeech, Internet, Schwarze Rhetorik

Schwarze Rhetorik: Gutmenschenlektion 3: Keine Angst vor dem Schwanzlängenvergleich!

16. November 2016 von Eva Engelken Kommentar verfassen

Klartext für Anwälte by Eva EngelkenSeit dem Wahlsieg von Trump läuft hier die lockere Serie der „Gutmenschenlektionen in Schwarzer Rhetorik“. Denn so traurig es ist: Mit edlen Manieren alleine sieht man gegenüber Stänkerern alt aus. Auch zur heutigen Lektion passt das Buch „Tough Talk: Die Die rhetorischen Spielregeln zum Überleben im Haifischbecken“ von Marc-Stefan Daniel, Wiley Verlag 2016.

Ich persönlich bin seit vielen Jahren Mitglied in einem fantastischen, in allen Lebens- und Berufsbereichen extrem hilfreichen Netzwerk, auch Texttreff genannt. Die Mitglieder pflegen einen sehr wertschätzenden Umgangston. Streit kommt wie überall vor, aber Stinkstiefel, deren Hauptanliegen es ist, schlechte Luft zu verbreiten, haben dort keine Chance. Das mag daran liegen, dass die Mitglieder traditionell alle weiblich, berufstätig und des Schreibens mächtig sind. Das erweitert den kommunikativen Spielraum. Der wertschätzende Umgangston mag aber auch daran liegen, dass die Mitglieder keine Männer sind. Männer müssen traditionellerweise vor jeder Sachdiskussion erst einmal den unerlässlichen Schwanzlängenvergleich hinter sich bringen, ehe sie beginnen können, um eine konstruktive Lösung zu ringen.  Alle, die das leidige Gockelgehabe kennen, ob aus Politik, kirchlichen, karitativen oder schulischen Ehrenämtern, wissen es zu schätzen, wenn es entfällt.

Es geht nicht darum, Stinkstiefel lieb zu haben, sondern ihnen Respekt abzunötigen

Nun ist aber nicht die ganze Welt ein netter wertschätzender Ort. Die Anhänger von Alptrump und anderen Populisten gehören vielfach zur Kategorie Stinkstiefel. Sie sind dominant und gehässig. Mit solchen Persönlichkeiten kommt man nur klar, wenn man ihnen zeigt, wo der Hammer hängt. Es geht ja nicht darum, sie liebzuhaben, sondern es geht darum, ihnen glasklar zu sagen:

„Ihr lügt!“ und: „Ihr habt und ihr seid keine Alternative!“

Auch harmoniebedürftige Gutmenschen dürfen zeigen, wo der Hammer hängt

Um das im privaten Kreis, am Stammtisch, in sozialen Netzwerken, im Betrieb oder im Kundengespräch zu tun, muss man dazulernen. Man muss auch als harmonieliebende und Wertschätzung schätzende Gutmenschenfrau lernen, solchen Personen argumentativ eins zwischen die Hörner zu geben. Allgemeiner gesprochen: Mensch muss sich Respekt verschaffen, sonst kann mensch eine sachliche Diskussion vergessen. In einer von Wertschätzung geprägten Atmosphäre kann man darauf verzichten, denn da ist der Respekt schon da. Doch wenn einem Misstrauen oder gar Geringschätzung entgegenschlägt, kann man jede sachliche Argumentation vergessen, bevor man sich nicht Respekt verschafft hat. Gilt allgemein gesprochen nicht nur für die Stammtischdiskussion, sondern hilft auch bei harten Verhandlungen im Geschäfts- und Kanzleialltag.

Marc-Stefan Daniel, Autor von „Tough Talk“, bringt das schön auf den Punkt. Er erklärt, dass ein defensiver, diplomatischer oder kooperativer Verhandlungsstil in solch einer Situation die „Grundlage für eine Asymetrie“ im Gespräch lege. Asymetrie bedeutet: Eine Seite zeigt Respekt, die andere nicht. Eine Seite trachtet danach, zu dominieren, die andere Seite lässt sich dominieren. Daniel sagt:

„Zum Spiel gehören immer zwei, einer, der ausprobiert, was er mit dem anderen machen kann und ein anderer, der es mit sich machen lässt. Die Verantwortung für die Asymetrie liegt nicht nur beim Kontrahenten.“

Wer sich auf die Sachebene zurückzieht, bezahlt einen hohen Preis: den, nicht für voll genommen zu werden

Dass zwei dazu gehören, muss man erst einmal verstehen und akzeptieren. Dann versteht man auch, warum eine von vielen Frauen gern genommene Lösung leider keine ist. Frauen sagen angesichts von verbalen Machtkämpfen schon mal mal gerne:

„ich lass mich auf dieses ganze Gegockel doch nicht ein, mir geht es doch um die Sache!“

Mit solchen Worten weichen sie dem verbalen Schlagabtausch aus, das ja. Doch dafür bezahlen sie einen hohen Preis. Denn mit diesem Rückzug auf die vermeintlich vernünftige Sachebene setzen sie die Sache selber aufs Spiel. Sie riskieren nämlich, genau in der Sache nicht für voll genommen zu werden. Damit verschlechtern sie ihre Position in jeder Hinsicht. Jemand, der nicht für voll genommen wird, kann weniger Geld verlangen, kann andere schlechter mitreißen, wird leichter übergangen.

Welche Lehre können Diskutanten daraus ziehen?

  • Immer dort, wo nicht per se ein wertschätzender Umgangston herrscht, reicht eine an der Sache orientierte Diskussion nicht aus.
  • Diskutanten müssen sich vorab und bei Bedarf immer wieder Respekt verschaffen. Erst wenn der Respekt und damit die Symetrie hergestellt ist, ist eine an der Sache orientierte Diskussion möglich.
  • Also: Keine Angst vor dem Schwanzlängenvergleich! Er hat sein Gutes.

Lesen Sie mehr zum Thema: „Wie verschaffe ich mir in einer Diskussion Respekt?“ bei der nächsten Lektion.

Bisher erschienen:

Gutmenschenlektion 2: Erkenne Narzissten

Gutmenschenlektion 1: Zerfleische dich nicht selbst!

Kategorie: Aktuelles, Kanzleikommunikation, Klartext schreiben, Strategie Stichworte: Rhetorik, Schwarze Rhetorik

Schwarze Rhetorik: Gutmenschenlektion 1: zerfleische nicht dich, sondern den Feind!

10. November 2016 von Eva Engelken Kommentar verfassen

Mit dem vermutlich nicht mehr aufzuhaltenden Einzug Trumps ins Weiße Haus könnten sich die Anhänger vulgärer beleidigender Sprache auch hierzulande ermutigt fühlen, fortan ungebremst aufzutrumpen. Zeit für ein paar Lektionen in Schwarzer Rhetorik. Heute zum Thema Selbstzerfleischung.

Als moralisch rechtschaffener Mensch, um mal so richtig altehrwürdig klingende Begriffe zu benutzen, meint man es gut. Und wenn das Gute in der Welt will, beginnt man gerne damit, niemanden ausgrenzen zu wollen. Ausgegrenzt werden sollen weder die Schwulen, obwohl die sich meistens ganz gut zu helfen wissen, noch die Lesben, noch die Alten oder Behinderten und – war da was? – ach ja, die Frauen, zu denen man mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit von 50 % selber gehört.

Bloß niemanden ausgrenzen um den Preis der Selbstaufgabe

Nicht ausgrenzen wollen ist ein hehres Ziel, doch schon beim allerersten Versuch, alle unter einer knackigen Aussage zu vereinen, geht’s in die Hose. Gesetzt den Fall, man wollte alle Demokratiebekenner unter der Flagge „Solidarität, Freiheit und Feminismus“ in ein Boot holen, erleidet man zwangsläufig Schiffbruch. Denn sofort brechen auf kippeligen Böötchen heftige Diskussionen aus.

Gestern, am schwarzen Mittwoch, dem 9. November, Judenprogrom, Tag des Mauerfalls 1989 und Wahl Trumps 2016, diskutierte ich auf Facebook und verwendete das Wort „feministisch“. Sogleich wurde mir von Frauen entgegengehalten, das Wort FEMINISMUS grenze Männer aus, es sei daher zu einseitig in seiner Motivation und deshalb nicht guten Gewissens einsatzfähig.

Ich ließ mich dann darauf ein, das Wort Feminismus durch Gleichberechtigung zu ersetzen, wohl wissend, dass ich eigentlich in meinem Herzen Feminismus meinte. Ich war mir nämlich relativ sicher, dass es bei der US-Wahl ganz besonders um das Thema Frau gegen Mann gegangen war. Und dass eine weit verbreitete Vorstellung Hillary den Wahlsieg gekostet hatte. Nämlich, dass Frauen an den Herd und nicht ins Oval Office gehörten (höchstens als schwanzlutschende Praktikantin oder als First Lady, aber nicht als Präsidentin). Sei es drum: ich ersetze das Wort Feminismus durch Gleichberechtigung.

Und die Lektion? Die Diskussion kostete Zeit. In der Zeit, wo wir über die Frage diskutierten, ob man einen ausgrenzenden Begriff nicht nur einen weniger ausgrenzenden (aber vielleicht auch beliebigeren Begriff) ersetzen solle, hätte Trump schon 20 mal sagen können: „Hillary, ab in den Knast!“. Was er in den letzten Wochen und Monaten ja auch getan hat.

Und der Bezug zur deutschen öffentlichen Debatte? In der Zeit, wo europäische, gut meinende Frauen und Männer darüber debattieren, ob das Schlagwort Feminismus vielleicht jemanden ausgrenzt, pöbeln AfD und und anere Populisten weiter. Ungebremst von den Demokratiebekennern, die sie daran nicht hindern können, weil sie ja gerade um Ausgrenzung debattieren. Falsche Allokation von Ressourcen nennt man das in der Wirtschaft. Oder schlechte Aufstellung der Truppen im Militär.

Lektion 1 gelernt ?

Zerfleische dich nicht selbst, sondern konzentriere deine Kräfte darauf, dem Feind das Maul zu stopfen.

Kategorie: Aktuelles, Kanzleikommunikation, Kommunikationstipps Stichworte: Clinton, Rhetorik, Schwarze Rhetorik, Trump

Die perfide Kommunikation der juristischen „Lebensschützer“ und Abtreibungsgegner

4. November 2016 von Eva Engelken 1 Kommentar

braune-sosse[one-fourth-first][/one-fourth-first][one-fourth][/one-fourth][one-fourth][/one-fourth][one-fourth][/one-fourth][one-fourth-first][/one-fourth-first][one-fourth][/one-fourth][one-fourth][/one-fourth][one-fourth][/one-fourth]Im Polen gelang es vor wenigen Wochen knapp, eine Initiative abzuwehren, die das ohnehin strenge polnische Abtreibungsrecht praktisch in ein völliges Abtreibungsverbot verwandelt hätte. Davon ist das deutsche Recht mit seiner Beratungslösung ziemlich weit entfernt, doch eine konservative Strömung namens „Lebensschutzbewegung“ bemüht sich auch hierzulande um eine immer stärkere Ächtung von Abtreibungen. Man könnte die selbsternannten „Lebensschützer“ als Spinner belächeln, hätten sie nicht kommunikativ kompetente Fürsprecher aus Kirche, Adel, Ärzteschaft – und Rechtswissenschaft hinter sich. Die Dachorganisationen ist der Bundesverband Lebensrecht, der jährlich den sogenannten Marsch für das Leben organisiert. Die Juristen organisieren sich in der 1984 gegründeten Juristen-Vereinigung Lebensrecht e.V. in Köln.

Juristen-Vereinigung Lebensrecht e.V. : Das konservative Who is Who der deutschen Rechtswissenschaft

Man könnte den Kölner Verein als verstaubte Männerrunde vernachlässigen, läsen sich ihre Namen nicht wie das Who is Who der deutschen Rechtswissenschaft und prägten sie nicht seit Jahrzehnten Rechtsetzung, Rechtsprechung und einflussreiche Kommentare. Nun muss man angesichts des hohen Alters einiger Beteiligter allmählich fast schon von einem Who was Who sprechen. Zwei der Gründungsmitglieder, die Juraprofessoren Karl Lackner und Adolf Laufs, starben 2011 bzw. 2014. Die zwei noch lebenden Gründer, Professor Dr. Wolfgang Rüfner und Prof. Dr. Herbert Tröndle, gehen auf die 90 bzw. 100 zu. Auch etliche weitere Herausgeber der vereinseigenen Zeitschrift „Lebensrecht“ sind hoch in den Siebzigern. Geht es also um eine Rollatorfraktion, die sich in Kürze durch Zeitablauf erledigen wird? Das anzunehmen wäre leichtsinnig. Das Gedankengut der juristischen Lebensschützer hat sich der öffentlichen Meinung bemächtigt und junge Juraprofessoren stehen bereit, es weiter zu tragen. Die Wurzeln der Juristen-Vereinigung Lebensrecht reichen bis ins Dritte Reich zurück, aktuelle Verbindungen bestehen zur katholischen Kirche, zum Adel und zur politischen Rechten. Das macht sie zu einer Gefahr für eine liberale, demokratische und gleichberechtigte Gesellschaft.

Die juristischen Argumente der Lebensschützer und ihre eigentlichen Ziele

Die Lebensschützer lehnen die Abtreibung und das geltende Abtreibungsrecht ab. Fast 100 Prozent aller in Deutschland gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche erfolgten aufgrund der Beratungsregelung. Von insgesamt 99.237 Abtreibungen 2015 in Deutschland waren 95.338 straffrei nach der Beratungsregelung in § 218 a Absatz 1 Strafgesetzbuch:

„Der Tatbestand des § 218 ist nicht verwirklicht, wenn die Schwangere den Schwangerschaftsabbruch verlangt und dem Arzt durch eine Bescheinigung nach § 219 Abs. 2 Satz 2 nachgewiesen hat, daß sie sich mindestens drei Tage vor dem Eingriff hat beraten lassen.“

Die restlichen vier Prozent der Schwangerschaftsabbrüche erfolgten aufgrund einer medizinischen Indikation (3879 Abbrüche 2015) oder aufgrund einer kriminologischen Indikation (20 Abtreibungen 2015). Hier liegt zwar der Tatbestand der strafbaren Abtreibung vor, die Indikation beseitigt jedoch die Rechtswidrigkeit. Vom Ergebnis läuft es für die schwangere Frau auf das Gleiche hinaus.

Bundesverfassungsgericht, ja, aber!

Vordergründig argumentieren die „Lebensschützer“ mit dem Schutz des Lebens des „ungeborenen Kindes“. Kommunikativ propagieren sie damit ein unterstützenswertes Ziel: Welcher verantwortungsvolle Mensch wäre nicht bereit, etwas so Niedlichem und Schutzlosen wie einen Baby – oder gar einem ungeborenen Baby – Schutz zuzusprechen? Doch wenn man genauer hinschaut, entdeckt man eine perfide Einseitigkeit in der Argumentation. Den juristischen Lebensschützer geht es darum, das „ungeborene Leben der Verfügungsgewalt der Schwangeren zu entziehen“. Juristisch ist es das Ziel, „dem Grundrechtsschutz des ungeborenen Lebens den Vorrang gegenüber dem Selbstbestimmungsrecht der Frau zu sichern“. Es ginge nicht an, so Strafrechtskommentator Herbert Tröndle, das „Leben des ungeborenen Kindes allein in die Verfügungsgewalt der Schwangeren zu stellen.“ Embryo gegen Schwangere. Kind gegen Frau. [Weiterlesen…]

Kategorie: Aktuelles, Kanzleikommunikation, Klartext schreiben Stichworte: Abtreibung, Kommentare, Kommunikation, Literatur, Professor

Verständliche Schriftsätze fallen nicht vom Himmel

3. November 2016 von Eva Engelken Kommentar verfassen

tabelle-juveMandanten schätzen verständliche Schriftsätze noch mehr als Termintreue oder strategisches Verständnis

Im neuen JUVE-Handbuch 2016/2017 veröffentlicht der JUVE Verlag die Ergebnisse einer bereits im „Rechtsmarkt 02/16“ veröffentlichten Inhouse-Umfrage: „Worauf Mandanten bei Kanzleien Wert legen“. Auf einer Skala von 1-5 lagen „klare Aussagen/Risikobewertung“ mit 4,6 Punkten und „verständliche Schriftsätze“ 4,5 Punkten ganz vorne. Erst dahinter kamen „Person des Berater“, „Termintreue/Erreichbarkeit“, „ökonomisches Verständnis““, „detaillierte Rechnung“, „Branchenkenntnis“, „strategisches Verständnis“, „effektive Teamzusammenstellung“ und „Flexibilität bei den Honoraren“.

Die Umfrageergebnisse könnten darauf hindeuten, dass Mandanten klare Aussagen und verständliche Schriftsätze schätzen. Die schlechte Nachricht: Es kümmern sich noch zu wenige Kanzleien darum. Das, was jungen Associates bei Hengeler eingebläut wird: „Pro Satz nur 1 Relativsatz und dann Punkt“, ist längst nicht überall Standard. Die gute Nachricht ist jedoch: Kanzleien können viel gewinnen. Sie müssen nur damit beginnen, den Schachtelsätzen in ihrer Mandantenkorrespondenz den Kampf anzusagen.

Der Weg zu guter Rhetorik führt über die Verständlichkeit

Das Fundament jeglicher Überzeugungskraft ist die Verständlichkeit. Nach dem Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun gibt es vier Verständlichmacher für Texte:

  • Einfachheit;
  • Gliederung/Ordnung;
  • Kürze/Prägnanz und
  • anregende Zusätze.

Alle vier Verständlichmacher im richtigen Verhältnis zueinander anzuwenden, macht einen Text gut lesbar und verständlich.

Einfach ist nicht immer ganz einfach

Einfacher wird ein Text, wenn man kurze und geläufige Wörter nutzt und kurze und einfache Sätze bildet. Juristentypische Schachtelsätze lassen sich leicht kürzen, indem man eingeschobene Zusatzinformationen in eigene Sätze auslagert. Statt so:

„Aufgrund der im Münchener Kommentar zum Europäischen und Deutschen Wettbewerbsrecht, erschienen unter Herausgeberschaft von Günter Hirsch, Frank Montag und Franz Jürgen Säcker, 3. Band, auf Seite 397 in Randziffer drei dargestellten Meinung, begründen wir unseren Anspruch wie folgt: …“

teilt man die Infos auf mehrere Sätze auf:

Wir begründen unsern Anspruch wie folgt: … Dabei stützen wir uns auf folgende Meinung: … Diese findet sich im Münchener Kommentar zum Europäischen und Deutschen Wettbewerbsrecht, herausgegeben von Günter Hirsch, Frank Montag und Franz Jürgen Säcker; 3. Band, Seite 397, Randziffer drei.

Kürze und Prägnanz  entlasten das Gehirn des Lesers

Kurz und prägnant wird ein Text, wenn man überflüssigen Ballast wie Floskeln oder unwichtige Details entfernt.

Gut gegliedert ist halb verstanden

Gut gegliedert ist ein Text, der am roten Faden auf ein klar benanntes Ziel zusteuert und den Leser dabei an die Hand nimmt. Gutachtentechnik und Urteilstechnik sind hierbei per se hilfreich. Äußere Gliederungselemente wie Absätze, Überschriften und Nummerierungen machen die gedankliche Struktur sichtbar. Ein besonders hilfreiches Element sind Zwischenüberschriften. Sie helfen gerade bei langen Texten rasch das Wesentliche zu erfassen.

Kino im Kopf durch anregende Zusätze

Der vierte Verständlichmacher sind anregende Zusätze. Dazu gehören alle Informationen, die einen abstrakten Sachverhalt illustrieren und damit das Kino im Kopf anwerfen. Das gelingt zum einen durch die bildhafteren Wörter wie etwa „Party feiern“ statt „gesellige Zusammenkunft durchführen“. Zum anderen durch Beispiele, Erläuterungen oder Zeichnungen und Skizzen.

Mehr dazu lesen Sie im Wirtschaftsführer für Juristen mit freundlicher Genehmigung des Verlags Richard Boorberg:

Pdf-Download: Der Wirtschaftsführer 2016.2 68 WEITWINKEL
© Richard Boorberg Verlag, Stuttgart/München
Eva Engelken Sprache ist Macht – wenn man des Sprechens und Schreibens mächtig ist

engelken-wf_2016-02-pdf

Und noch mehr in meinem Beitrag für die LEGAL TRIBUNE ONLINE: Das Ende des Nominalstils

 

Kategorie: Aktuelles, Kanzleikommunikation Stichworte: Mandant, Verständlichkeit

  • « Vorherige Seite
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • …
  • 7
  • Nächste Seite »

Über den Tellerrand. Das Blog.

teller

Hier finden Sie Tipps, Neues, Interessantes und Wissenswertes rund um Sprache, Marketing, Kommunikation und Legal PR. Wir blicken über den (juristischen) Tellerrand. Seien Sie dabei!



rss RSS Feed abonnieren

Wer hier schreibt

Eva Engelken, PR-Beraterin, Buchautorin, Juristin, Wirtschaftsjournalistin
Weiterlesen…

Themenliste

  • Aktuelles (70)
  • Anwaltsdeutsch (13)
  • Blogparade (1)
  • Download (1)
  • Employer Branding (2)
  • Interviews (8)
  • Kanzleikommunikation (30)
  • Klartext schreiben (6)
  • Kommunikationstipps (16)
  • Politik (7)
  • Presse (11)
  • Public Relations (2)
  • Recht (6)
  • Rezension (11)
  • Sachbuch: Tutorial (10)
  • Seminare (1)
  • Strategie (7)
  • Veranstaltungen (5)

Beitragsarchiv

Auf Facebook Klartext lesen

Facebook

Eva Engelken gefällt

Klartext-AnwaltKlartext-Anwalt

Schlagwörter

Abtreibung Amtsdeutsch Anwaltsdeutsch AnwaltsPR Buch Buchrezension Exposé Facebook Framing Frauen Geschenktipp Internetauftritt Interview Journalist Kanzlei Kanzleikommunikation Kanzleistrategie Klartext Klartext für Anwälte Kommunikation Kommunikationsinstrument Kommunikationsratgeber Leseprobe Mandant Männer Persönlich Persönlichkeit Presse Pressearbeit Pressemitteilung Rechtsanwalt Rezension Rhetorik Schreibtraining Schwarze Rhetorik Seminar Social Media Stil Strategie Textkritik Trump Twitter Verständlichkeit Weihnachten Xing

Kategorien

Eva Engelken

Eva Engelken
Buchautorin, Juristin, Wirtschaftsjournalistin

  • » Zum Profil ...

Aktuelle Termine

Gestaltung von Medienmitteilungen – Praxisseminar, 13.07.-18.07.2014, Richterakademie Trier

Übern Tellerrand. Das Blog.

teller

Hier finden Sie Tipps, Neues, Interessantes und Wissenswertes rund um Sprache, Marketing, Kommunikation und Legal PR. Wir blicken übern (juristischen) Tellerrand. Gucken Sie mit! » Zum Tellerrand-Blog

Eva Engelken

Eva Engelken
Buchautorin, Juristin, Wirtschaftsjournalistin

  • » Zum Profil

Im Social Web

  •  linkedIn
  •  xing
  •  facebook
  •  twitter

Das Buch:

klartext cover Klartext für Anwälte.
Mandanten gewinnen - Medien überzeugen.
Eva Engelken
Linde Verlag 2010
216 S. - 24,90 €

ISBN 9783709303207

Das Buch direkt bestellen:
  • » amazon
  • » Linde-Verlag

Mehr

  • Sitemap – Archiv
  • Impressum und Datenschutz
logo
  • Sitemap – Archiv
  • Impressum und Datenschutz

© 2025 klartext-anwalt.de · Eva Engelken · Text & PR · Tel.: +49 (2161) 4680009 · E-Mail

Diese Website setzt keine Cookies ein und sammelt keine Daten. Sollten Sie einen Beitrag kommentieren, akzeptieren Sie, dass wir die von Ihnen eingegebenen Daten aus Spam-Schutz-Gründen speichern. OK und wegklicken.Lehne ich ab.Datenschutz