Schritt 1 zum Exposé: Den Arbeitstitel ausdenken und die Buchidee formulieren
Mit Arbeitstiteln ist es eine feine Sache. Wie eine E-Mail vom Genius ploppen die Geistesblitze urplötzlich im Kopf auf – am liebsten unter der Dusche, nach einer guten Party oder beim Gassigang mit dem Dackel: „Biss der Tod euch scheidet – der ultimative Scheidungsratgeber mit der Gewinnformel“ oder: „Immer cool vor dem Kadi – so brillierte ich als Strafverteidiger“. Bei nüchternem Tageslicht entpuppen sie sich oft als albern. Trotzdem sind sie wertvolle Anhaltspunkte, um Ihrer Buchidee auf die Schliche zu kommen.
„Haha, Buchidee, das ist ja einfach!“, sagen Sie. „Meine Idee ist ein Buch über Anwälte und Social Media“. Gut und schön, aber das reicht nicht. Werke über Social Media gibt es viele, doch was genau wollen Sie beschreiben?“ Das Kennzeichen einer guten Buchidee ist es, dass sie sich in ein bis zwei Sätzen formulieren lässt. Wenn nicht, kann es sein, dass sie noch nicht vollständig durchdacht ist.
Meine Idee lautete: „Anwälte, die prägnant und überzeugend sprechen und schreiben, haben mehr Erfolg: beim Mandanten, in der Presse und in der Kanzleiwerbung.“ Daraus ergab sich recht bald der Titel: „Klartext für Anwälte“, unter dem das Buch heute im Regal der Buchhandlungen bzw. mancher Kanzlei steht.
Typischer Fehler: Material sammeln statt Idee zu entwickeln
Nicht wenige hoffnungsvolle Autoren beginnen ihr Exposé nicht damit, ihre Buchidee zu entwickeln, sondern damit, erst einmal all ihr Wissen zum Thema zu notieren. Für Ihr Buch zum Scheidungsrecht würden Sie also alle Kniffs und Ratschläge zur Trennung, zum Versorgungsausgleich, zum Unterhalt, zur Prozesstaktik und noch etwas zur Mediation zusammentragen. Das ist grundsätzlich kein Fehler. Wenn Sie jedoch glauben, Sie hätten damit schon so gut wie geschrieben, sitzen Sie einem fatalen Irrtum auf. Buchidee entwickel heißt: Ihr Wissen unter Ihren Buchtitel zu subsumieren.
Wenn Ihr Arbeitstitel heißt: „Scheidung mit Biss – so gewinnen Sie immer“, müssen Sie GENAU diese Idee ausführen. Ideen verwirklichen sich nicht von selbst. Sie müssen durchdacht und gehegt und gepflegt und langsam entwickelt werden. Für Juristen: Subsumieren!!!!
Ihre Materialsammlung hilft, die passende Teile für die Buch-Idee heraus zu suchen.
Dazu versetzen Sie sich in die Lage des Lesers, der den Titel liest und daraufhin bestimmte Erwartungen an den Inhalt aufbaut. Nun kann kein Rechtsratgeberbuch der Welt Tipps vermitteln, mit denen garantiert jeder Prozess zu gewinnen ist. Aber natürlich kann er Tipps geben, wie man auch aus als Unterlegener auf jeder Situation das Beste herausholen kann. Und entsprechend kann das Ratgeberbuch aufgebaut sein.
Vielleicht stellen Sie an dieser Stelle auch fest, dass der ursprüngliche Arbeitstitel „…so gewinnen Sie immer“ ein nicht einzulösendes Versprechen enthält. Dann sollten Sie ihn schleunigst umformulieren. Vielleicht so: „Scheidung mit Biss – so machen Sie das Beste aus Ihrem Fall.“
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Praxisbeispiel Klartext für Anwälte – Durchbruch im zweiten Anlauf
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